# taz.de -- Blockade der Letzten Generation: Münchner Flughafen lahmgeklebt
       
       > Sie tun's wieder: Klimaschützer haben den Pfingst-Flugverkehr in München
       > am Samstag empfindlich gestört. Politiker sind empört.
       
 (IMG) Bild: Die Aktivisten der „Letzten Generation“ sind wieder unterwegs
       
       MÜNCHEN dpa | Klimaschutzaktivisten haben zu Beginn der bayerischen
       Pfingstferien den Flughafen in München blockiert und damit den
       Feiertagsreiseverkehr erheblich behindert. Ab 5.19 Uhr am Samstagmorgen war
       der Flughafen für knapp zwei Stunden voll gesperrt, teilte Bayerns
       Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit. Nach Angaben des
       Flughafenverbands waren mehr als Hunderttausend Passagiere betroffen.
       Mehrere Maschinen, die am zweitgrößten deutschen Flughafen landen sollten,
       mussten auf andere Flughäfen umgeleitet werden.
       
       Die Aktivisten drangen am frühen Samstagmorgen auf das Gelände des Airports
       vor und klebten sich an Zubringer-Rollbahnen neben den Landebahnen fest.
       Nach Angaben von Sprechern des Flughafens sowie der Bundespolizei wurde der
       Airport aus Sicherheitsgründen komplett geschlossen. Nach etwa zwei Stunden
       konnte dann zunächst eine der beiden Start- und Landebahnen in Betrieb
       gehen, später auch die zweite Bahn.
       
       Nach Angaben eines Flughafensprechers waren am Samstag in München etwa 1000
       Starts und Landungen geplant. Durch die enge Taktung der Flüge komme es in
       solchen Fällen immer noch zu Verspätungen, auch wenn die Bahnen wieder
       offen seien. Passagiere, die für Samstag einen Flug gebucht hatten, sollten
       auf jeden Fall Kontakt mit ihrer Airline aufnehmen, empfahl er.
       
       Die Gruppe Letzte Generation hatte auf dem Netzwerk X mitgeteilt, dass sich
       insgesamt sechs Personen in Zweiergruppen an unterschiedliche Stellen des
       Flughafens gesetzt hätten. Zahlreiche Polizisten und Feuerwehrleute waren
       vor Ort, um die Aktivisten zu entfernen. Nach Angaben Herrmans wurden die
       sechs Aktivisten, sowie zwei weitere, die es nicht auf das Rollfeld
       geschafft hatten, festgenommen. Gegen sie werde unter anderem [1][wegen
       gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr ermittelt]. Ihnen drohten
       Freiheitsstrafen.
       
       ## Klimaaktivisten schneiden Zaun an vier Stellen gleichzeitig auf
       
       Der Sprecher der Bundespolizei sagte, dass zunächst acht Personen an vier
       unterschiedlichen Stellen zeitgleich auf das Gelände gelangen wollten. Die
       Männer und Frauen hätten sich durch den Sicherheitszaun des Flughafens
       geschnitten. Zwei der Aktivisten hätten noch im Bereich des Zaunes
       festgenommen werden können, die anderen seien weiter in den Innenbereich
       gekommen.
       
       Wie der Flughafensprecher erklärte, waren morgens ab 5 Uhr zunächst nur
       geplante Landungen in München betroffen, weil Starts erst ab 6 Uhr
       stattfinden dürfen. In der ersten Betriebsstunde seien acht Maschinen zu
       anderen Flughäfen umgeleitet worden, sagte er.
       
       Der Münchner Flughafen hatte am ersten Ferienwochenende zahlreiche Urlauber
       erwartet, insgesamt etwa 350.000 Passagiere waren von Freitag bis Sonntag
       angekündigt. Der Airport wollte in dieser Zeit 2860 Flüge abfertigen.
       Insgesamt seien in den Pfingstferien, der nach Ostern zweiten großen
       Reisewelle des Jahres, sieben Prozent mehr Flüge angemeldet worden als im
       Vorjahr, berichtete der Flughafen vor dem Ferienstart.
       
       ## Letzte Generation wollte Ferienbeginn am Airport stören
       
       Mitglieder der Letzten Generation hatten nach eigenen Angaben geplant, auf
       das Gelände des Flughafens zu gelangen, um mindestens eine der beiden
       Start- und Landebahnen zu blockieren. Damit wollten sie den beginnenden
       Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören.
       
       Hintergrund der Protestaktion sei, dass der Flugverkehr knapp zehn Prozent
       der deutschen Verantwortung für die Erderhitzung ausmache. Die Flugbranche
       werde durch den Verzicht auf Kerosin- und Mehrwertsteuer vom Staat
       subventioniert, kritisierten die Aktivisten. Sie fordern ein
       entschiedeneres Durchgreifen der Politik angesichts des Klimawandels. Die
       Gruppe hatte Ende Januar angekündigt, auf Straßenblockaden zu verzichten
       und sich auf „Orte der fossilen Zerstörung“ zu konzentrieren – explizit
       genannt wurden Flughäfen.
       
       In der Vergangenheit hatte die Gruppe bereits ähnliche Aktionen an
       deutschen Flughäfen durchgeführt, etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf.
       In München gab es bereits im Dezember 2022 eine Blockade. Damals konnte
       deswegen nach Behördenangaben ein Flugzeug mit einem Notfall-Patienten an
       Bord erst 20 Minuten verspätet landen.
       
       Die neue Protestaktion löste in der Politik eine Welle der Kritik aus.
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf der Plattform X:
       „Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem
       Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis und Wut hervorrufen.“ Sie
       verlangte: „Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die
       Schutzmaßnahmen am Flughafen überprüft werden.“
       
       Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte: „Das ist kein
       legitimer Protest, sondern ein gezielter Eingriff in den Flugverkehr. (…)
       Wenn der Flugverkehr nicht sicher abläuft, werden Menschen gefährdet, große
       wirtschaftliche Schäden drohen und tausende Reisende sitzen fest.“ Es werde
       eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes benötigt.
       
       Auch der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir übte Kritik: „Was soll es
       bringen, Menschen den Urlaubsstart zu vermiesen? Nehmt uns Politiker in die
       Pflicht, argumentiert, streitet“, [2][schrieb er auf X]. „Aber zerstört
       bitte nicht das Wichtigste, das wir im Kampf gegen die Klimakrise haben:
       Den breiten Konsens in der Gesellschaft.“
       
       Bayerns Innenminister Herrmann betonte: „Das war erneut eine absolut
       hirnlose Aktion der Klimachaoten. Mit solchen Blockaden in den Flugverkehr
       einzugreifen? und dies zu Beginn der Reisezeit? ist nicht nur
       rücksichtslos, sondern gefährdet potenziell das Leben vieler Menschen“.
       
       Für den Flughafenverband ADV unterstützte Geschäftsführer Ralph Beisel die
       Forderung nach härteren strafrechtlichen Konsequenzen.
       
       18 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /4100-Euro-fuer-Flughafenbesetzung/!5935390
 (DIR) [2] https://twitter.com/cem_oezdemir/status/1791770499850125636
       
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