# taz.de -- Einsatz westlicher Waffen gegen Russland: Gebremste Freude über „Go“
       
       > Die Erlaubnis, westliche Waffen in russischen Grenzgebieten einzusetzen,
       > löst in der Ukraine vor allem positive Reaktionen aus.
       
 (IMG) Bild: Ein ukrainischer Soldat wird nach einem erfolgreichen Gefangenenaustausch am vergangenen Freitag in der Region Sumy begrüßt
       
       KYJIW taz | Ukrainische Politiker und Medien zeigen sich erfreut über die
       Nachricht von der Erlaubnis westlicher Staaten, [1][nun auch westliche
       Waffen gegen russisches Territorium einsetzen zu können], die Beschränkung
       auf grenznahe russische Gebiete stößt hingegen auf Kritik.
       
       In einem Gespräch mit dem US-amerikanischen Verteidigungsminister Lloyd
       Austin am Rande der Shangri-La-Sicherheitskonferenz in Singapur bedankte
       sich Präsident Wolodymyr Selenskyj bei der amerikanischen Führung für deren
       Entscheidung, von Washington gelieferte Waffen auch auf russischem
       Territorium einsetzen zu dürfen. Gleichwohl bezeichnete Selenskyj diese
       Entscheidung als „unzureichend“.
       
       Für den Journalisten Iwan Jakowyna von der New Voice (ehemals Nowoje
       Wremja) wurde mit der jüngsten Entscheidung der westlichen Bündnispartner,
       „eine neue Seite im russisch-ukrainischen Krieg aufgeschlagen“. Der Krieg
       werde 2025 mit einem Sieg der Ukraine enden, ist er sich sicher.
       
       Daran habe die jüngste Entscheidung der westlichen Bündnispartner einen
       wesentlichen Anteil. Nun sei der Höhepunkt der russischen Erfolge
       überschritten, so Jakowyna. Verwunderlich sei nicht, dass Russland nun auch
       seine Rhetorik eskaliere, so Jakowyna, begreife man doch dort, dass die
       Ukraine nun Flughäfen, Militärstäbe, Waffenlager und Eisenbahnknotenpunkte
       auf dem Territorium der Russischen Föderation angreifen werde.
       
       ## Früchte zäher Arbeit
       
       Nun könne die Ukraine ihr Territorium zurückerobern, und sogar russisches
       Gebiet, wie beispielsweise die Stadt Belgorod, betreten, „sollte dies für
       die Schaffung einer eigenen sanitären Pufferzone notwendig sein“. Und das
       bedeute langfristig, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnen könne.
       
       Dass die USA eine derartige Entscheidung getroffen hätten, sei auch der
       zähen Arbeit ukrainischer Parlamentarier und Diplomaten zu verdanken.
       Schließlich hätten die Amerikaner lange aus Furcht vor russischen
       Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, mit dieser Entscheidung gezögert. Eine
       wichtige Rolle bei dieser Entscheidung habe [2][der jüngste russische
       Angriff auf das Einkaufszentrum Epizentr in Charkiw] gespielt, so Jakowina.
       
       Die Argumentation des australischen Generalmajor Mick Ryan geht in eine
       ähnliche Richtung. Die Ukraine könne jetzt russische Kommandoeinheiten,
       Logistik, Flugzeuge auf russischem Territorium unweit von Charkiw
       angreifen, schreibt er auf New Voice. Demgegenüber müsse Russland seine
       Strategie, ukrainische Ziele aus der Luft anzugreifen, ändern. Moskau
       sollte sich schon mal überlegen, wie sie auf weitere Lockerungen der
       westlichen Bündnispartner beim Einsatz westlicher Waffen in Russland
       reagieren werden.
       
       Zwar könnte die Ukraine jetzt schon 1.800 Kilometer entfernte Ziele in
       Russland angreifen. Doch vergleichbare Waffen aus Deutschland und den USA
       verfügten über größere Sprengköpfe. Es sei immer das Gleiche mit dem
       Zaudern westlicher Staaten bei Waffenlieferungen, so der australische
       Militär. Einem „Nein, Nein“ folge ein „Es ist möglich“. Dann hieße es: „Wir
       beraten uns mit unseren Bündnispartnern“ und erst dann werde ein „Okay“
       gegeben.
       
       In der Bevölkerung ist man etwas zurückhaltender ob der neuen
       Einsatzmöglichkeiten westlicher Waffen. „Ich glaube nicht, dass wir mit
       verstärkten Angriffen auf russisches Gebiet den Krieg beenden, meint die
       Arzthelferin Anna, die in Kyjiw an einer Bushaltestelle wartet und ihren
       richtigen Namen nicht nennen will. „Je mehr wir auf russisches Gebiet
       schießen, umso mehr werden die doch auch wieder auf uns schießen“, fürchtet
       sie.
       
       2 Jun 2024
       
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