# taz.de -- Energiewende in Schleswig-Holstein: Mehr Windkraft ist möglich
       
       > Schleswig-Holstein will die Fläche für Windkraft vergrößern und das erste
       > energieneutrale Industrieland werden. Kommunen kriegen mehr
       > Mitspracherecht.
       
 (IMG) Bild: Windpark bei Bordelum: In Schleswig-Holstein sollen sich bald noch mehr Windräder drehen
       
       RENSDBURG taz | „Wir eröffnen die zweite Halbzeit bei der Energiewende“,
       freute sich Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne)
       am Donnerstag in Kiel. Gemeinsam mit Kabinettskollegin Innenministerin
       Sabine Sütterlin-Waack (CDU) stellte er den Entwurf eines neuen
       Landesentwicklungsplans vor, der den [1][Ausbau der Windkraft] regeln soll.
       Denkbar wäre, dass sieben Prozent des Landes für Windräder geöffnet werden,
       wenn die Kommunen das wollen. Die Regierung plant allerdings eher mit drei
       statt wie bisher zwei Prozent.
       
       Nötig wird der neue [2][Landesentwicklungsplan], weil Gerichte frühere
       Pläne in mehreren Regionen des Landes gekippt hatten. Lob für den neuen
       Entwurf kommt vom Windkraftverband. Die oppositionelle SPD sieht „Licht und
       Schatten“.
       
       Schleswig-Holstein will das erste energieneutrale Industrieland werden, hat
       sich die schwarz-grüne Koalition vorgenommen – das geht nur mit einem
       weiteren Ausbau der Windkraft. Auch der [3][Bund schreibt vor], dass Länder
       zwei Prozent ihrer Landesfläche für den Bau von Windmühlen vorsehen.
       
       „Das fanden wir nicht schlimm, denn es deckt sich mit unseren Plänen“,
       sagte Sütterlin-Waack, deren Haus für die Genehmigung neuer Windmühlen und
       die Rahmenplanung zuständig ist. Das Land begrüße alle Bestrebungen, den
       Ausbau voranzutreiben. Allerdings wünscht sich die Regierung auch eine
       Planung, um Rotoren möglichst zu bündeln. „Das ist wichtig, um die hohe
       Akzeptanz im Land zu erhalten“, so Sütterlin-Waack.
       
       ## Einwände gegen den Plan der Regierung
       
       Ohne eine gültige Landesplanung dürfen Gemeinden selbst Flächen für die
       Windkraft ausweisen. Fünf Anträge lägen bereits vor, heißt es aus dem
       Innenministerium. Weitere könnten nun folgen. Das Land wolle im Herbst mit
       der Regionalplanung beginnen. Ein Risiko, denn vermutlich wird es Einwände
       gegen den Landesplan geben, der nachgebessert werden müsse. „Aber das ist
       einberechnet“, so die Ministerin. Selbst im besten Fall wird es bis Anfang
       2025 dauern, bis der Plan beschlossen ist.
       
       Dennoch spricht Umweltminister Goldschmidt von „richtig gute Nachrichten
       für die Windbranche“, die nun mit Gewissheit planen können. Rund 3.300
       Anlagen stehen in Schleswig-Holstein, deren Stromproduktion nahe bei 1.000
       Megawatt im Jahr liegt. Allein 2023 seien neue Anlagen mit einem
       Investitionsvolumen von knapp einer Milliarde Euro entstanden, schwärmte
       Goldschmidt.
       
       Um mehr Flächen für Windanlagen zu erhalten, hat das Land einige
       Richtlinien geändert. So darf näher an Straßen und Leitungen, aber auch an
       Wäldern und Deichen gebaut werden. Aber Goldschmidt wies auch darauf hin,
       dass die Vogelfluglinien, denen Tausende Tiere auf ihrem Weg in die
       Brutgebiete folgen, ebenso frei bleiben wie Regionen, in denen Wiesenvögel
       nisten. Das betrifft etwa die [4][Halbinsel Eiderstedt].
       
       Zweifel äußert Marc Timm, energiepolitischer Sprecher der
       SPD-Landtagsfraktion. So würden die Spielräume von Gemeinden eingeschränkt,
       die außerhalb der Potenzialflächen liegen. Zudem seien einige Kriterien,
       mit denen das Land den Bau von Anlagen ausschließt, nicht rechtssicher. Vor
       allem aber herrsche weiter ein rechtliches „Vakuum“, bis auch die
       Regionalpläne in Kraft treten.
       
       Immerhin gebe es „durch den Entwurf einen ersten Eindruck von den
       verfügbaren Potenzialflächen“, sagte Markus Hrach, Geschäftsführer des
       Landesverbandes für erneuerbare Energie. „Die Landesregierung hat einen
       wichtigen Schritt getan, um die Regionalplanung Wind noch vor 2027
       fertigzustellen. Dafür muss das Land das Tempo jetzt weiter hochhalten und
       zügig die neuen Regionalpläne fertigstellen. Denn ein Großteil der bislang
       ausgewiesenen Flächen ist bereits bebaut oder beplant.“
       
       14 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/themen/planen-bauen-wohnen/landesentwicklungsplan/landesentwicklungsplan_node.html
 (DIR) [3] https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/klimaschutz/wind-an-land-gesetz-2052764
 (DIR) [4] /Artenschutz-gegen-Energiewende/!6007022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geißlinger
       
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