# taz.de -- Neue Berlusconi-Doku: Krimineller mit Köpfchen
       
       > Silvio Berlusconi hat Italien nachhaltig korrumpiert. Eine Arte-Doku
       > erzählt nun seinen rasanten Aufstieg nach.
       
 (IMG) Bild: Strahlemann und Seelenkäufer: Silvio Berlusconi
       
       Wer über Italien mitreden will, kommt an [1][Francesca Melandris] großem
       Roman [2][„Alle, außer mir“] nicht vorbei. Am Ende dieses Panoptikums der
       italienischen Geschichte im 20. Jahrhundert klärt eine Notiz über die
       wahren Hintergründe einer Abstimmung im römischen Parlament am 5. April
       2011 auf.
       
       Die Autorin hatte sich die künstlerische Freiheit genommen, einen
       (einzigen!) Abgeordneten der den damaligen Ministerpräsidenten Berlusconi
       stützenden Mehrheit bei einer wichtigen Abstimmung ausscheiden zu lassen.
       Um eine Affäre mit einer minderjährigen Prostituierten zu vertuschen, hatte
       Berlusconi die Polizei angerufen und behauptet, bei der siebzehnjährigen
       „Ruby“ – [3][unter deren Namen die Geschichte in die Skandalchronik
       einging] – handele es sich um die Nichte des damaligen ägyptischen
       Präsidenten. Die Mehrheit im italienischen Parlament – unter ihnen die
       gegenwärtige Regierungschefin Giorgia Meloni – ließ diese absurde Lüge,
       diesen groben Missbrauch staatlicher Autorität, ohne Zögern durchgehen.
       
       Es ist vielleicht angebracht, an diesen beschämenden Tiefpunkt zu erinnern,
       um zu verdeutlichen, wie nachhaltig die Verwüstung ist, die Berlusconi in
       Italien hinterlassen hat; und als Anmerkung zur [4][Dokumentation
       „Berlusconis Aufstieg“] ist ein solcher Hinweis unumgänglich: Denn alle,
       die in diesem Film ganz entspannt für Berlusconi Partei ergreifen, sind
       Kriminelle oder zumindest Menschen, denen auch nur die Hand zu geben man
       unbedingt vermeiden möchte.
       
       Der Film klärt darüber in völlig unzureichender Art im Abspann auf und ist
       damit Teil des moralischen Bankrotts, der inzwischen fast das gesamte
       politische System und einen Großteil der Gesellschaft Italiens prägt.
       
       Berlusconis Genialität als Medienunternehmer wird hingegen schlüssig
       aufgezeigt. Fernsehen war für ihn all das, was rund um die Werbung
       passiert. Und als Urvater des postmodernen Populismus erkannte er, dass die
       Menschen nicht mehr als Staatsbürger, sondern als Konsumenten angesprochen
       werden möchten.
       
       21 Jun 2024
       
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