# taz.de -- Tag der Architektur in Berlin: Pinker Wedding
       
       > „Einfach (um)bauen“ ist das Motto der diesjährigen Architekturschau. Mit
       > dabei ist auch der Wedding. Bausenator Gaebler kündigt neue IBA an.
       
 (IMG) Bild: Seit einem Jahr in Betrieb: das neue „Café Leo“
       
       BERLIN taz | Eine der Besonderheiten des Maxplatzes ist die „Pinke Ecke“.
       „Eigentlich sollen die einzelnen Elemente einer Platzgestaltung
       genderneutral sein“, sagt Barbara Willecke. „In diesem Fall wünschten sich
       die Mädchen vom Clara Mädchentreff aber einen Ort, wo sie sich treffen
       können“, sagt die Landschaftsarchitektin vom Büro [1][planung.freiraum].
       Also stehen in der Pinken Ecke nun eine ebenso farbene Hollywoodschaukel
       und einige Sitzgelegenheiten.
       
       Der umgestaltete Maxplatz im Wedding ist eines von vielen Beispielen für
       eine Architektur des Umbaus, mit denen die [2][Architektenkammer Berlin]
       den diesjährigen Tag der Architektur begeht. Abgerissen wurde lediglich die
       ehemalige Passierscheinstelle, in der Westberliner vor der Wende bei einer
       Reise in den Ostteil der Stadt ihre Dokumente abholen konnten. An ihrer
       Stelle wird jetzt urban gegärtnert.
       
       Dass die Umgestaltung des Maxplatzes ganze fünf Jahre in Anspruch genommen
       hat, hat auch mit seinem Image als sozialer Brennpunkt zu tun. „Der Platz
       hatte ein Problem“, räumt Barbara Willecke ein. Randgruppen wie Obdachlose,
       Trinker und Drogenabhängige hätten andere Nutzergruppen verdrängt. „Der
       Platz war kurz davor, von der Polizei als krimineller Schwerpunkt
       eingeordnet zu werden.“
       
       Viele Obdachlose trafen sich am Rondell, einem ummauerten Rund an der
       Maxstraße. „Wir haben mit den Menschen gesprochen und zur Antwort bekommen,
       dass sie sonst keinen Treffpunkt auf dem Platz hätten“, sagt Willecke. Bei
       der Umgestaltung wurde das Rondell dann behutsam geöffnet, es gibt neue
       Sitzplätze, Flächen zum Wickeln von Babys, eine Ecke zum Geburtstagfeiern.
       „Wichtig ist es, mehr Platz für alle Nutzergruppen zu schaffen“, betont
       Willecke. „Das fördert die soziale Kontrolle.“ Seit 25 Jahren verfolgt
       Willeckes Büro diese Strategie. „Wenn wir das so umsetzen, gibt es danach
       keinen Vandalismus mehr.“
       
       ## Neues Image mit neuem Namen
       
       Zum neuen Image des Platzes gehört auch der Name. Eigentlich ist der
       Maxplatz Teil des langgezogenen Leopoldplatzes, der von der Müllerstraße
       bis zur Maxstraße reicht. Umgangssprachlich wird er seit Längerem Maxplatz
       genannt. Was also lag näher, sich vom Leopoldplatz und seinen nach wie vor
       enormen Problemen, unter anderem durch den Konsum von Crack, positiv
       abzuheben.
       
       Auch am Leopoldplatz gab es beim Presserundgang zum Tag der Architektur
       etwas zu besichtigen. Seit einem Jahr ist dort ein Pavillon in Betrieb, in
       dem es nicht nur Kaffee und Kuchen gibt, sondern auch Hilfe beim Ausfüllen
       von Formularen. „Das Konzept ist aufgegangen“, sagt Joachim Hampel, der das
       [3][„Café Leo“] betreibt. „Wir sprechen gleichzeitig Junkies wie auch
       Anwohner an.“
       
       Bei der Entwicklung des Konzepts war auch Claudia Castelot, ehemalige
       Leiterin der bezirklichen Gewalt- und Kriminalitätsprävention beteiligt.
       Sie freut sich, dass der Bezirk mit der Genehmigung des nur 40 Quadratmeter
       großen Pavillons auf einer Grünfläche eine Ausnahme gemacht hat.
       
       Wie wichtig Ergänzungen, aber auch Umbauten und Umnutzungen im Bauen der
       Stadt sein können, betonte Theresa Keilhacker, die Präsidentin der
       Architektenkammer. „Perspektivisch wünschen wir uns, dass auch der Umbau im
       Bestand einfacher wird“, forderte sie. Bausenator Christian Gaebler (SPD)
       betonte, dass Wohnraum nicht nur durch Neubau, sondern auch durch Umbau und
       Ergänzungsbauten entstehen könne. „Manchmal schlummern im Bestand Schätze,
       die es zu heben gilt.“
       
       Gleichzeitig kündigte Gaebler einen neuen Anlauf für eine Internationale
       Bauausstellung IBA an. Neben Themen wie Umbau soll sie sich auch um Fragen
       von Mobilität, Klimawandel, demografischer Wandel und Energiekrise drehen.
       „Wichtig ist uns, dass auch Brandenburg im Boot ist“, betonte Gaebler.
       
       Nach anfänglicher Skepsis sei die Staatskanzlei in Potsdam nun offener der
       Idee einer IBA gegenüber, die vor einigen Jahren schon die
       [4][Architektenkammern beider Bundesländer] vorgestellt hatten. Allerdings
       habe das CDU-geführte Bauministerium noch Vorbehalte. „Die wollen der AfD
       vor der Wahl keine Gelegenheit zum Berlinbashing geben“, vermutet Gaebler.
       
       26 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.planungfreiraum.de/
 (DIR) [2] https://www.ak-berlin.de/
 (DIR) [3] https://www.cafeleo.de/
 (DIR) [4] /Neue-IBA-in-Berlin-und-Brandenburg/!5707835
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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