# taz.de -- Neues Postgesetz: Schlecht für Briefeschreiber
       
       > Die Briefzustellung darf künftig langsamer sein. Die Argumente der
       > Deutschen Post muten abenteuerlich an – profitieren dürften allein die
       > Shareholder.
       
       Bereits heute kommt bei vielen die Post keineswegs jeden Tag. Etliche
       werden glauben, dass sich mit [1][dem neuen Postgesetz] nichts ändert – und
       die Bundesregierung mit der Novellierung sowieso nur den Status quo
       offiziell macht. Doch so einfach ist das leider nicht.
       
       Die Ampel lockert die Vorgaben für die Post ganz erheblich. Das Unternehmen
       muss nicht mehr sicherstellen, dass das Gros der Briefe am nächsten Tag
       zugestellt wird. Der DHL-Konzern, zu dem die Deutsche Post gehört, kann auf
       diese Weise viel Geld sparen. Dürfen Briefe später und langsamer
       transportiert werden, werden die Manager:innen die Arbeitsprozesse
       ändern, Kosten senken und weniger Beschäftigte vorhalten. Davon profitieren
       die Aktionär:innen des Unternehmens, das Gewinne in Milliardenhöhe
       macht. Der Staat, vor der Privatisierung alleiniger Eigentümer, hat gerade
       [2][ein großes DHL-Aktienpaket verkauft und wird davon wenig] abbekommen.
       
       Für die Bürger:innen sind die neuen Regeln schlecht. Wer einen Aufschlag
       zahlt, kann sich das heute noch geltende Tempo erkaufen – hier ist die
       Reform einfach eine versteckte Preiserhöhung. Doch Unternehmen und
       Institutionen werden diesen Aufschlag kaum zahlen. Verträge, juristische
       Schriftstücke oder wichtige Onlinezugangsdaten werden nach wie vor per
       Briefpost verschickt. Es macht durchaus einen Unterschied, ob Wichtiges
       früher oder später kommt. Diese Erfahrung macht etwa, wer nach dem Verlust
       der Bankkarte erst viele Tage auf eine neue und dann noch mal auf die
       PIN-Nummer wartet.
       
       Die Reform wird verkauft mit dem Argument, die Regeln würden an das
       digitale Zeitalter angepasst. Das ist fast lustig angesichts eines Staats,
       der Bürger:innen kaum etwas online erledigen lässt.
       Mitarbeiter:innen von Paketdiensten stellen unter enormen Zeitdruck zu,
       schleppen sehr schwere Lieferungen und werden dafür nicht angemessen
       bezahlt. Viele heuern nicht bei der Deutschen Post an, sondern bei einem
       der unzähligen Subunternehmen oder Subsubunternehmen – [3][bei denen die
       Bedingungen noch schlechter sind]. Denn bei den Subfirmen muss ja auch was
       hängen bleiben. Die Bundesregierung hat diesem Treiben kein Ende bereitet –
       das muss sie nachholen.
       
       Und noch etwas: Die Änderungen beschleunigen das Ende der gedruckten
       Tageszeitungen. Die Post muss künftig nicht mehr jeden Tag zustellen.
       Tageszeitungen müssen aber zunehmend mit der Post zugestellt werden, denn
       gerade auf dem Land gibt es immer weniger Austrägerdienste. Kommt die
       Tageszeitung regelmäßig Tage später, verliert sie ihren Sinn.
       
       13 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Arbeitsbedingungen-in-der-Paketbranche/!5985683
 (DIR) [2] /Verdi-kritisiert-Verkauf-von-Post-Aktien/!5987471
 (DIR) [3] /Arbeitsbedingungen-in-der-Paketbranche/!5985683
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) DHL
 (DIR) Postgesetz
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Deutsche Post
 (DIR) Logistik
 (DIR) Postgesetz
 (DIR) Deutsche Post
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Reform des Postgesetzes: Regierung beschließt lahme Post
       
       Briefe kommen künftig später und auch nicht mehr jeden Tag. SPD, Grüne und
       FDP haben am Donnerstag im Bundestag das neue Postgesetz beschlossen.
       
 (DIR) Logistikkrise nach Pandemie: Weniger Gewinn für DHL
       
       Der Logistikkonzern DHL hat nach der Pandemie mit einem geringeren Umsatz
       zu kämpfen. Die Dividenden sollen trotzdem stabil bleiben.
       
 (DIR) Verdi kritisiert Verkauf von Post-Aktien: „Schlussverkauf-Mentalität der FDP“
       
       Nach dem Verkauf von Anteilen der DHL Group kritisiert Verdi Finanzminister
       Lindner. Die Bahn querzufinanzieren sei „geradezu absurd“.
       
 (DIR) Höhere Kosten für Briefe: Post scheitert mit Porto-Erhöhung
       
       Früher als vorgesehen wollte die Deutsche Post das Briefporto erhöhen. Die
       Bundesnetzagentur durchkreuzt die Pläne – und verweist auf die
       Konzerngewinne.