# taz.de -- Verdi kritisiert Verkauf von Post-Aktien: „Schlussverkauf-Mentalität der FDP“
       
       > Nach dem Verkauf von Anteilen der DHL Group kritisiert Verdi
       > Finanzminister Lindner. Die Bahn querzufinanzieren sei „geradezu absurd“.
       
 (IMG) Bild: Ab die Post: Ein Briefzusteller auf seinem Lastenrad
       
       BERLIN taz | Nach der Veräußerung von weiteren Anteilen an der Deutschen
       Post kritisierte die Gewerkschaft Verdi den Rückzug des Staates aus dem
       Brief- und Paketwesen. Im Auftrag des Bundesfinanzministeriums hatte die
       staatliche Förderbank KfW zuvor [1][Aktien mit einem Gesamtwert von 2,17
       Milliarden Euro verkauft und damit die staatliche Beteiligung von 20,5 auf
       16,5 Prozent verringert].
       
       Mit der Transaktion setze der Bund seine „verantwortliche
       Privatisierungspolitik von Unternehmen fort, an denen kein wichtiges
       Bundesinteresse besteht“, hatte das Finanzministerium erklärt. Die aktuelle
       Maßnahme folge früheren Privatisierungsschritten der Deutschen Post AG,
       erklärte ein Sprecher auf Anfrage der taz. Der Bund werde die Mittel
       einsetzen, „um das Eigenkapital der Bahn zu stärken und die
       Bahninfrastruktur in Deutschland zukunftsweisend auszubauen“.
       
       Die [2][DHL Group, vormals Deutsche Post], äußerte sich hingegen nur knapp:
       „Wir haben bereits seit Langem gesagt, dass wir einer weiteren Reduzierung
       der Bundesbeteiligung neutral gegenüberstehen“, so ein Sprecher. Die
       zuständige Gewerkschaft Verdi kritisierte den Schritt nun: „Was
       Bundesfinanzminister Christian Lindner vollzieht, ist ein
       haushaltspolitischer Offenbarungseid: Hier wird Tafelsilber verscherbelt,
       um selbstverschuldete Löcher im Bundeshaushalt zu stopfen“, so die
       stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis.
       
       „Geradezu absurd“ sei es, damit Projekte zu finanzieren, die erst durch
       [3][eine andere Privatisierung – die der Deutschen Bahn] – nötig geworden
       seien. Zudem verzichte der Bund mit dem Verkauf auf Gestaltungsspielraum
       und auf Einnahmen durch Dividenden.
       
       ## Fortschreitende Privatisierung der Post
       
       1995 wurde die Deutsche Bundespost in Post, Telekom und Postbank
       aufgeteilt. Während die Postbank vollständig verkauft wurde, wurden
       Bundesanteile an der Telekom nur schrittweise reduziert. Auch die
       Beteiligung an der Post wurde immer weiter verringert. Durch die Ausweitung
       ihres Auslandsgeschäfts wuchs der Konzern währenddessen zu einem der
       größten Logistikunternehmen der Welt an.
       
       Etwa ein Drittel der Mitarbeiter*innen beschäftigt das Unternehmen
       heute in Deutschland, darunter knapp 155.000 Menschen unter der Marke
       Deutsche Post sowie 37.000 Mitarbeiter unter der Marke DHL. Nicht nur wegen
       der Arbeitsbedingungen und der schwachen Kontrolle von Subunternehmen in
       der Post- und Paketbranche wird das Unternehmen oft kritisiert, sondern
       auch wegen Filialschließungen und mangelnder Zuverlässigkeit der
       Lieferungen.
       
       Das Wirtschaftsministerium legte deswegen im Dezember einen [4][neuen
       Entwurf für das Postgesetz vor], der etwa [5][langsamere Briefzustellungen
       sowie eine Überprüfungspflicht für Subunternehmen und die Einrichtung einer
       Beschwerdestelle für Arbeitnehmer:innen vorsieht].
       
       7 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [3] /Zerschlagung-der-Deutschen-Bahn/!5972676
 (DIR) [4] /Bundesregierung-beschliesst-Postreform/!5975759
 (DIR) [5] /Reform-der-Briefzustellung/!5914033
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Raoul Spada
       
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