# taz.de -- Organisation Amerikanischer Staaten: Mileis Fußnoten gegen LGBTI+
       
       > In Paraguays Hauptstadt endete die Generalversammlung der OAS.
       > Argentinien war bemüht, alle progressiven Inhalte aus der
       > Schlussresolution rauszustreichen.
       
 (IMG) Bild: Javier Milei hat versucht, die Generalversammlung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zu einer LGBTQ-feindlichen Farce zu machen
       
       BUENOS AIRES taz | Am Freitag endete die Generalversammlung der
       Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in der paraguayischen Hauptstadt
       Asunción. In ihrer „Erklärung von Asunción“ bekräftigten die 33
       Mitgliedstaaten ihr Engagement für eine stärkere Zusammenarbeit ihrer
       Nationen, die Förderung der Sicherheit in der Region und die Verwirklichung
       einer nachhaltigen Entwicklung auf der Grundlage demokratischer Grundsätze
       und der Achtung der Menschenrechte.
       
       [1][Insbesondere Argentinien] hatte im Vorfeld für Spannungen gesorgt. Der
       libertäre Präsident Javier Milei hatte angeordnet, alle Resolutionen
       abzulehnen, die sich positiv auf die Agenda 2030 für nachhaltige
       Entwicklung beziehen, sowie alles zu beanstanden, was in Richtung
       Unterstützung der Themen Gender, geschlechtsspezifische Gewalt, LGBTI+ und
       Klimawandel geht. Seit langem ist denn auch schon von der „Milei-Doktrin
       der argentinischen Außenpolitik“ die Rede.
       
       Zu Beginn des Treffens forderte der US-Botschafter bei der OAS, Frank Mora,
       Argentinien auf, die Verabschiedung der rund 20 Resolutionen nicht in eine
       „Show“ zu verwandeln. Es sei nicht möglich, „etwas neu zu verhandeln, was
       bereits verhandelt wurde“, so Mora.
       
       Die argentinische Außenministerin Diana Mondino hingegen rief dazu auf,
       „ideologische Initiativen zu vermeiden, die versuchen, integrativere und
       egalitärere Gesellschaften aufzubauen, in Wirklichkeit aber die Übernahme
       von Modellen fördern, die Ideale wie die Verteidigung des Lebens, der
       individuellen Rechte und der Freiheit auslöschen“.
       
       Akribisch hatte die argentinische Delegation die Resolutionen durchforstet
       und dabei immer wieder verlangt, dass etwa Formulierungen wie „Frauen in
       ihrer ganzen Vielfalt“ in „Frauen“ geändert werden, berichtet [2][die
       argentinische Tageszeitung Página/12.] Auch die Verwendung des Plurals des
       Wortes „Familie“ wurde beanstandet, sodass nun von „Familieneinheiten“ die
       Rede ist.
       
       Um einen diplomatischen Konsens zu erzielen, einigte man sich schließlich
       darauf, Fußnoten anzufügen. „Argentinien ist bestrebt, echte
       Chancengleichheit zu gewährleisten. Es hält die Gleichstellung der
       Geschlechter nicht für ideal, weil sie keine Frauen einbezieht, sondern
       bietet vielmehr eine oberflächliche Lösung mit stereotypen Maßnahmen, die
       Ungleichheit reproduzieren“, heißt es in einer Fußnote, die immer dann
       eingefügt wird, wenn die Geschlechterperspektive im Text erwähnt wird.
       
       Dass Argentinien letztlich eine eingeschränkte Kompromissbereitschaft an
       den Tag legte und der Abschlusserklärung sowie den einzelnen Resolutionen
       zustimmte, mag auch daran gelegen haben, dass die Generalversammlung der
       OAS regelmäßig über die von Argentinien eingebrachte Resolution zu seinem
       Anspruch auf Souveränität über die Malvinas-Inseln im Südatlantik abstimmt
       und Großbritannien zur Aufnahme von Verhandlungen auffordert. Nicht
       auszudenken, was passiert wäre, wenn jemand den englischen Namen Falkland
       Islands eingefordert hätte.
       
       29 Jun 2024
       
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 (DIR) Jürgen Vogt
       
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