# taz.de -- Kindergipfel der Berliner CDU-Fraktion: Fangen spielen im Abgeordnetenhaus
       
       > Berlins CDU veranstaltet im Landesparlament einen Gipfel mit
       > Kita-Kindern, um sich deren Wünsche anzuhören. Unterdessen wird vor dem
       > Haus protestiert.
       
 (IMG) Bild: Herzige Bilder: Berliner Kita-Kinder erobern das Abgeordnetenhaus
       
       BERLIN taz | Aufgeregt rennen die 25 Kinder aus fünf Berliner Kitas am
       Freitagvormittag die großen Treppen des Abgeordnetenhauses hinauf. Sofort
       setzen sie sich im Kreis auf die großen Stühle. „Wir brauchen keine kleinen
       Stühle mehr“, ruft der kleine Theo. Die Kinder können und wollen sich an
       diesem Tag wie die Erwachsenen fühlen. Die dürften immer bestimmen. Nun
       sind die Kids an der Reihe und sagen selbst an, worüber geredet werden
       soll.
       
       Die Mädchen und Jungen sind Teilnehmer:innen des ersten „Kindergipfels
       im Abgeordnetenhaus“. Eingeladen hatte die CDU-Fraktion, mitorganisiert
       wurde die Veranstaltung vom Verein Fröbel, einem der größten freien
       Kitaträger in Berlin.
       
       Für die Kleinen ist es – wenig verwunderlich – ein aufregender Tag. Ein
       paar haben Stoffpuppen mitgebracht. Sie reimen dazu: „Doris und Klaus gehen
       ins Abgeordnetenhaus“. Kurzum: Es ist alles ganz herzig.
       
       Die Gastgeber:innen von der CDU achten dann auch sorgfältig darauf,
       dass möglichst jeder Moment mit den Kindern fotografisch festgehalten wird
       – und CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch mit im Bild ist. Gute
       Öffentlichkeitsarbeit schadet nie.
       
       ## Raum für Probleme
       
       Beim „Gipfel“ der Union sollen die Kleinen einen Raum bekommen, um über
       ihren Alltag in den Kitas sprechen können. Was wünschen sie sich? Was muss
       besser werden? Günther-Wünsch erklärt: „Kinder sind Experten für ihre
       Kitas. Um die Qualität und das Wohlbefinden in den Kitas zu verbessern, ist
       es uns wichtig, ihre Perspektive ernst zu nehmen.“ Und dass es
       Verbesserungsbedarf in den Kitas gibt, ist kein Geheimnis.
       
       Auffällig häufig wünschen sich die Kinder, [1][es möge mehr
       Erzieher:innen in den Kitas geben]. Dann könne auch mehr gespielt
       werden und man könnte mehr Ausflüge machen. Und ein Schwimmbad auf dem Dach
       wäre auch ganz wunderbar.
       
       Während die Kinder im Gebäude ihre Wünsche vortragen, wird es vor dem
       Abgeordnetenhaus immer lauter. Parallel zum „Kindergipfel“ im Parlament
       findet vor dem Gebäude eine Protestkundgebung im Rahmen des [2][am Freitag
       zu Ende gegangenen fünftägigen Verdi-Streiks in den Kita-Eigenbetrieben]
       des Landes Berlin statt.
       
       [3][Gefordert wird ein Entlastungstarifvertrag] – und das meint im Prinzip
       auch hier: mehr Erzieher:innen. Die Streikenden wenden sich bei alldem auch
       und vor allem gegen die angekündigte Kürzungs- und Sparpolitik der
       schwarz-roten Koalition. Dass der Senat in Sachen Entlastungstarifvertrag
       trotz Streik weiterhin auf Durchzug stellt, hebt die Stimmung nicht
       unbedingt.
       
       ## Welcher Dialog?
       
       So prallen an diesem Freitag im und vor dem Abgeordnetenhaus zwei Welten
       aufeinander. Hier der „Kindergipfel“ mit verständigem Zuhören und
       Aufgreifen der Sorgen und Nöte der Kinder aus den Kitas der
       unterfinanzierten freien Träger. Dort die streikenden Beschäftigten, die
       auf die ebenso wenig erbauliche Realität in den kommunalen Kitas aufmerksam
       machen wollen.
       
       Mehrere CDU-Politiker:innen erklären, sie hätten auf ihrem Weg zum
       „Kindergipfel“ den Streikenden vor dem Parlament Respekt gezollt und ihre
       Bereitschaft zum Dialog gezeigt. Damit ist die Sache an der Stelle
       erledigt.
       
       Demonstrant:innen sagen später zur taz, sie wüssten nicht, von welchem
       Dialog da die Rede sein solle. Sie jedenfalls seien nicht zufrieden mit dem
       Austausch. „Der Senat nimmt den Ernst der Lage gar nicht wahr“, sagt eine
       Erzieherin, die mit ihren eigenen Kindern zu der Kundgebung gekommen ist.
       
       ## Die kleinen Sorgen der kleinen Menschen
       
       Die Kinder im Abgeordnetenhaus sind unterdessen nach der langen
       Was-wünschst-du-dir?-Konzentrationsphase unruhig geworden – und dürfen
       Fangen spielen in dem großen Haus. „Das war toll hier“, sagt Fiona und
       erzählt stolz, dass sie ihren den Wunsch sogar persönlich einem Politiker
       übergeben durfte. Sie sei ziemlich aufgeregt gewesen.
       
       Theo erzählt dann noch einmal, was ihm heute besonders wichtig war. Denn
       ihn stören die E-Roller. Dauernd stoße er sich auf der Straße den Kopf an
       den Dingern, weil der Lenker genau auf seiner Höhe ist. Das sei etwas, was
       Erwachsene gar nicht sehen. Die kleinen Sorgen der kleinen Menschen. Aber
       nun habe er das ja mal aus seiner Sicht erklären können.
       
       12 Jul 2024
       
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