# taz.de -- Prozess gegen Schauspieler Alec Baldwin: Verfahren eingestellt
       
       > Baldwin stand wegen eines tödlichen Schusses auf eine Kamerafrau vor
       > Gericht. Das kam zu dem Schluss, dass seiner Verteidigung Beweismittel
       > vorenthalten wurden.
       
 (IMG) Bild: Trost von Ehefrau Hilaria: Alec Baldwin nach Verkündung des Urteils in dem Prozess gegen ihn
       
       LOS ANGELES afp | In einer spektakulären Wendung ist der Prozess gegen
       [1][US-Schauspieler Alec Baldwin] wegen eines tödlichen Schusses auf eine
       Kamerafrau eingestellt worden. Die Richterin in Santa Fe im US-Bundesstaat
       New Mexico begründete die Entscheidung am Freitag (Ortszeit) damit, dass
       der Verteidigung vorsätzlich Beweismittel vorenthalten worden seien. Der
       Hollywood-Star, dem bei einer Verurteilung bis zu 18 Monate Gefängnis
       gedroht hätten, brach in Tränen aus.
       
       Richterin Mary Marlowe Sommer sagte, die Polizei und die Staatsanwaltschaft
       hätten den Anwälten von Baldwin Kugeln vorenthalten, die möglicherweise mit
       dem Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins in Verbindung stehen. Sie sprach
       davon, dass das Vorenthalten vorsätzlich gewesen sei. Dies schade dem
       Angeklagten in hohem Maße.
       
       Während der Dreharbeiten zu dem Western „Rust“ im Jahr 2021 war die
       Kamerafrau Hutchins durch eine Kugel aus einem von Baldwin gehaltenen
       Revolver [2][tödlich getroffen worden]. Durch dieselbe Kugel wurde der
       Regisseur Joel Souza verletzt. [3][Die Waffenmeisterin am Filmset], Hannah
       Gutierrez-Reed, wurde bereits wegen fahrlässiger Tötung zu einer
       18-monatigen Haftstrafe verurteilt.
       
       Baldwin sah sich mit dem gleichen Vorwurf konfrontiert. Die
       Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn, er habe grundlegende
       Waffensicherheitsgesetze missachtet und sich am Set rücksichtslos gegenüber
       den Kollegen verhalten. Der Schauspieler betont seine Unschuld und
       beteuert, den Abzug der Waffe nicht betätigt zu haben.
       
       Baldwins Anwalt Alex Spiro argumentierte, dass der Schauspieler keine
       Verantwortung für die Überprüfung des tödlichen Inhalts der Waffe hatte.
       Selbst wenn er den Abzug versehentlich betätigt hätte, würde dies aus
       seiner Sicht keine Verurteilung rechtfertigen.
       
       Die Verteidigung stützte sich jedoch stark auf die Diskreditierung der
       polizeilichen Ermittlungen. Spiro legte Beweise dafür vor, dass der Polizei
       möglicherweise in Verbindung mit dem tödlichen Schuss stehende scharfe
       Munition übergeben worden war, deren Existenz den Anwälten Baldwins aber
       nicht mitgeteilt worden sei.
       
       ## Staatsanwältin gab keine plausible Erklärung ab
       
       Wie nun bekannt wurde, erhielt der Sheriff von Santa Fe Anfang des Jahres,
       zweieinhalb Jahre nach dem Vorfall, einen Satz Kugeln von einem ehemaligen
       Polizisten. Darunter soll sich auch die tödliche Kugel befunden haben. Die
       Kugeln wurden jedoch nie an die Verteidigung weitergeleitet, die sie daher
       auch nicht untersuchen lassen konnte.
       
       Baldwins Anwälte stellten daraufhin am Donnerstag einen Antrag auf
       Einstellung des Verfahrens. „Es ist an der Zeit, den Fall zu den Akten zu
       legen“, forderte ein weiterer von Baldwins Anwälten, Luke Nikas, am
       Freitagmorgen. Die Anwälte warfen der Polizei vor, Beweise zur Erklärung
       des tödlichen Schusses „verborgen“ zu haben, indem sie diese nicht in der
       „Rust“-Akte abgelegt und damit der Verteidigung die Möglichkeit genommen
       hätten, sie zu sehen.
       
       Die Staatsanwältin Kari Morrissey sagte dem Gericht, sie habe die Kugeln
       vor dieser Woche weder gesehen noch von ihrem Vorhandensein gehört. Als
       sich jedoch herausstellte, dass Morrissey bei den Gesprächen anwesend war,
       in denen beschlossen wurde, die Kugeln nicht in die „Rust“-Akte
       aufzunehmen, meldete sie sich freiwillig als Zeugin in einem letzten
       Versuch, ihren Fall zu retten. Sie gab jedoch keine für die Richterin
       ausreichende Erklärung dafür ab, warum die Verteidigung nicht informiert
       wurde.
       
       Aus Sicht von Rechtsexperten ist es sehr unwahrscheinlich, dass Baldwin
       wegen des tödlichen Schusses noch einmal vor ein Strafgericht gestellt
       wird. Ihm könnten allerdings zivilrechtliche Klagen drohen.
       
       Das Strafverfahren sei vorbei, dies könne nicht wieder aufgenommen werden,
       sagte der Anwalt Tre Lovell aus Los Angeles. Ähnlich äußerte sich Carl
       Tobias, Jura-Professor an der University of Richmond. Er denke, auf der
       Seite des Strafrechts sei der Fall erledigt.
       
       13 Jul 2024
       
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