# taz.de -- Verpackungen in Supermärkten: Extra Plastik im Obstregal
       
       > Lebensmittel einkaufen – das geht oft nicht ohne Verpackungen. Doch eine
       > Untersuchung zeigt: Die Händler setzen zu viele unnötige Verpackungen
       > ein.
       
 (IMG) Bild: Praktisch dieses vorgeschnittene Obst – aber leider ziemlich viel Plastik drumrum
       
       BERLIN taz | Supermärkte und Discounter in Deutschland verwenden immer noch
       in großem Maße überflüssige Verpackungen und haben nur wenig Ware in
       Mehrwegverpackungen im Sortiment. Das ist das Ergebnis einer [1][aktuellen
       Untersuchung] der Deutschen Umwelthilfe (DUH). „Die Mengen von
       Einwegverpackungen steigen nach wie vor an, und Deutschland ist da
       Spitzenreiter“, sagte die DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz bei der
       Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch.
       
       Aktuell verursacht laut DUH jede Person in Deutschland jährlich im Schnitt
       237 Kilo Verpackungsmüll – damit seien die Deutschen die größten
       Müllverursacher:innen in Europa. EU-Angaben zufolge liegt der
       Durchschnittswert für die Europäische Union bei rund 190 Kilo
       Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr. Seit dem Jahr 2005 ist die
       Pro-Kopf-Menge in Deutschland laut DUH um 26 Prozent gestiegen – und fast
       zwei Drittel des Müllbergs machten die Verpackungen von Getränken und
       Lebensmitteln aus. Alleine über 16 Milliarden Einwegflaschen würden
       hierzulande jährlich verkauft.
       
       Für die aktuelle Untersuchung wollte die DUH wissen, wie die einzelnen
       Supermärkte, Discounter und Biomärkte abschneiden. Die Organisation hat
       dafür stichprobenartig 48 Filialen von 12 Lebensmittelketten unter die Lupe
       genommen. „Zu viele Verpackungen, zu viel Einweg und zu wenig Mehrweg“,
       fasste Metz die Ergebnisse zusammen.
       
       Grundsätzlich waren es vor allem Biomärkte, die mit einem vergleichsweise
       niedrigen Anteil verpackter Ware auffielen, während Discounter und
       herkömmliche Supermärkte auf mehr Verpackungen und mehr Einweg setzten.
       Getränke in Mehrwegflaschen etwa seien gerade bei Discountern teilweise
       überhaupt nicht im Sortiment, und auch in einem verhältnismäßig neuen
       Segment entstehe viel Müll: „Es gibt eine Zunahme von vorportionierten
       Lebensmitteln“, sagte Metz. Und diese würden in der Regel in
       Einwegverpackungen angeboten.
       
       ## Obst und Gemüse mit extra Hülle
       
       Besonders deutlich sind die Ergebnisse bei frischem unverarbeitetem Obst
       und Gemüse: Am schlechtesten schnitt in der Untersuchung der Discounter
       Aldi Nord ab. Hier lag demnach der Anteil von verpackt im Regal liegendem
       Obst und Gemüse bei 78 Prozent. Aldi Nord selbst gibt auf Anfrage an, im
       Obst- und Gemüsebereich ein Drittel seiner Waren unverpackt anzubieten. „Wo
       immer es unter Berücksichtigung der Produktqualität, Sicherheit und
       Lebensmittelverluste möglich ist, verzichtet Aldi auf Verpackungsmaterial“,
       so ein Unternehmenssprecher zur taz.
       
       Deutlich besser schnitten im Test die Biomärkte ab: Bei Bio Company, Denns
       und Alnatura lagen zwischen 82 und 92 Prozent der Obst- und Gemüsebestände
       ohne Verpackung im Regal. Aber auch im Biobereich mahnt die DUH an, dass
       bei Frischmilch und Joghurt in Sachen Mehrweg noch viel Luft nach oben sei.
       
       „Die Discounter und die klassischen Supermärkte tun nichts gegen
       überflüssigen Verpackungsmüll“, bilanzierte Metz. Weil sich die Unternehmen
       aus eigenen Stücken nicht in Richtung Verpackungswende bewegen würden,
       brauche es politische Vorgaben. Das Bundesumweltministerium hatte im
       vergangenen Jahr ein Eckpunktepapier für ein Gesetz zur Reduktion von
       Verpackungsmüll vorgelegt. Ein Gesetzentwurf ist daraus aber bislang nicht
       geworden – mangels Einigung mit den anderen Ministerien, wie ein Sprecher
       des Ressorts bestätigt.
       
       Die DUH hofft ohnehin auf die neue [2][EU-Verpackungsverordnung], die
       voraussichtlich im Herbst final verabschiedet werden soll. Sie sieht unter
       anderem konkrete Ziele für die Reduktion von Verpackungsmüll vor und ein
       Verbot von Verpackungen für unverarbeitetes frisches Obst und Gemüse –
       allerdings erst ab dem Jahr 2030.
       
       31 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Kreislaufwirtschaft/Verpackungen/2024_Verpackungscheck/2024_DUH_Brosch%C3%BCre_Verpackungscheck.pdf
 (DIR) [2] https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20240419IPR20589/neue-eu-vorschriften-weniger-verpackungen-mehr-wiederverwendung-und-recycling
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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