# taz.de -- Neue Werke von Banksy: Aufs Tier gekommen
       
       > Der Künstler Banksy ist ein Phantom. Seit über einer Woche sorgen Werke
       > mit Wildtieren von ihm einmal mehr für Aufsehen. Was will er damit sagen?
       
 (IMG) Bild: Vielleicht ein Zeichen dafür, dass sich Leben stets seinen Weg bahnt: Banksy-Graffito am Londoner Zoo
       
       BERLIN taz | Das sogenannte Sommerloch eignet sich ganz wunderbar für
       ominöse Tiergeschichten: Im vergangenen Jahr etwa füllte eine bei Berlin
       gesichtete vermeintliche Löwin das mediale Loch auch außerhalb des
       deutschsprachigen Raums. Dieser medialen Begeisterung fürs Tierische mag
       sich auch der Street-Art-Künstler Banksy bewusst sein. [1][Seit etwas über
       einer Woche jedenfalls sorgt er (?) in London täglich mit einem neuen Werk]
       für … ja, was eigentlich?
       
       Begeisterung etwa löst Banksy mit seiner neuesten Aktion bei denjenigen
       aus, die die meist hochpolitische Graffitikunst des anonymen
       Street-Art-Künstlers feiern. Aber auch eine gewisse Ratlosigkeit
       hinterlassen die inzwischen insgesamt neun Bilder. Denn etwas unüblich für
       Banksy, dessen Botschaften sonst eher plakativ, dadurch aber immerhin gut
       verständlich daherkommen, zeigen die neuen Werke diverse Wildtiere an
       Häuserfassaden und anderen Gegenständen im urbanen Raum. So jedenfalls
       interpretieren es Kunstmagazine, die der Banksy’schen Kunst keine
       Vielschichtigkeit attestieren wollen.
       
       Kreativer werden da diejenigen, an die sich Banksys Arbeit im Stadtraum in
       der Regel richtet: die Bürger*innen. Auf Instagram, wo er erklärungslos
       Fotos seines Großstadtdschungels postete, häufen sich die Interpretationen
       seiner Fans in den Kommentaren. So könnte das erste Bild, auf dem eine
       Ziege auf einem bröckelnden Vorsprung steht, während eine reale
       Überwachungskamera draufhält, laut einem User als Medienkritik verstanden
       werden. Gemäß dieser Interpretation zeige die Kamera nicht etwa die gesamte
       Szenerie, sondern nur die bröckelnden Steine, sprich einen Ausschnitt. Eine
       Ode an die Komplexität also?
       
       „Nature is about to fck the industry like the industries fckd nature“,
       kommentierte indes Influencerin Enissa Amani jenes Werk, bei dem ein
       Nashorn ein an einer Hauswand abgestelltes Auto besteigt.
       
       ## Franz Marc als Vorbild?
       
       Weniger kryptisch erscheint indes das nach BBC-Angaben unter Berufung auf
       das Team des Künstlers letzte Werk aus Banksys Tierleben am Eingang des
       Londoner Zoos: Ein Gorilla hebt auf den Rollläden einen Vorhang hoch,
       sodass Tiere in die freie Wildbahn entschlüpfen können. Ein Zeichen dafür,
       dass sich Leben stets seinen Weg bahnt, so eine Deutung der Netzgemeinde.
       
       Wer aber steckt hinter der Banksy-Street-Art? Eine Frage, die nicht nur die
       Kunstwelt seit geraumer Zeit umtreibt. Als gesichert gilt laut
       Expert*innen nur, dass Banksy aus dem englischen Bristol stammt. Dort
       jedenfalls begann er in den Neunzigerjahren, seine Graffiti in
       Stencil-Technik zu hinterlassen. Eines dieser Werke ist heute noch in
       Bristol zu bewundern: „The Mild Mild West“ zeigt einen Teddybären, der
       einen Molotowcocktail auf drei Polizisten wirft. Dessen Entstehung bezieht
       sich auf eine Reihe illegaler Partys, die in der Zeit in verlassenen
       Lagerhäusern in Bristol stattfanden und gegen die die Polizei gewaltsam
       vorging.
       
       Beim Rätselraten über die wahre Identität des Robin Hoods der Street-Art
       wurden bereits einige Namen genannt, so etwa der des Briten Robin
       Gunningham. Auch, dass sich [2][hinter Banksys Kunst] ein Kollektiv
       versammelt, ist möglich und würde die unterschiedlichen Orte, an denen die
       Werke auftauchen, erklären.
       
       „Ich habe nie das Verlangen, die Tiere zu malen, ‚wie ich sie ansehe‘,
       sondern wie sie selbst die Welt ansehen“, beschrieb einst
       Tiermotiv-Aficionado Franz Marc seine Malerei. Hat sich [3][Banksy]
       vielleicht an dem Maler ein Beispiel für seinen Sommerloch-Scoop genommen?
       Auch das bleibt Spekulation.
       
       13 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Banksy-Bilder-aufgetaucht/!6026494
 (DIR) [2] /Glastonbury-Aktion-von-Banksy/!6018290
 (DIR) [3] /Glastonbury-Aktion-von-Banksy/!6018290
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sophia Zessnik
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Banksy
 (DIR) Großbritannien
 (DIR) Streetart
 (DIR) Street Art
 (DIR) London
 (DIR) Kunstwerk
 (DIR) Graffiti
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Banksy
 (DIR) Performance
 (DIR) Street Art
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Banksy-Bilder aufgetaucht: Heulende Wölfe
       
       Fünf neue Werke des Street-Art-Künstlers Banksy sind in und um London
       aufgetaucht. Zu sehen sind Tiere in unverfänglichen Posen. Unpolitische
       Kunst?
       
 (DIR) Glastonbury-Aktion von Banksy: Das Meer sind wir
       
       Der Künstler Banksy wird für seine Schlauchboot-Aktion kritisiert. Doch
       abscheulich ist nicht seine Aktion, sondern Europas Asylpolitik.
       
 (DIR) Wirbel um Künstler-Enigma Banksy: Street-Art von der Straße geklaut
       
       Ein Stoppschild elektrisiert Großbritannien. Es wurde vom mysteriösen
       Künstler Banksy verziert, aber schnell abmontiert. Scotland Yard ermittelt.