# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Landesweite Stromabschaltungen
       
       > Ab Donnerstag gelten Stromabschaltungen in der ganzen Ukraine wegen der
       > Schäden am ukrainischen Energienetz. Steinmeier sagt Reise nach Kiew ab.
       
 (IMG) Bild: Der diesjährige Sacharow-Preis für Demokratie und Menschenrechte geht an das ukrainische Volk
       
       ## Ukraine treibt Offensive in Region Cherson voran
       
       Die ukrainischen Streitkräfte treiben [1][ihre Offensive gegen die
       russischen Invasionstruppen in der südlichen Region Cherson] nach eigenen
       Angaben voran. Dort seien 43 russische Soldaten getötet und sechs Panzer
       sowie andere Ausrüstung zerstört worden, teilt das Militär mit. Am Mittwoch
       hatte die von Russland eingesetzte Verwaltung in Erwartung eines
       ukrainischen Angriffs eine Evakuierung in dem besetzten Gebiet und auch in
       der gleichnamigen Regionalhauptstadt Cherson angeordnet. In der Ostukraine
       an der Grenze zu Russland konzentrierten sich die russischen Streitkräfte
       dem ukrainischen Militär zufolge bei ihrem Vorstoß vor allem auf die Städte
       Bachmut und Awdijiwka. Bachmut steht im Mittelpunkt des nur langsamen
       russischen Vormarschs in der Region Donezk. Nach den ukrainischen Angaben
       haben die russischen Truppen in der Region mindestens zehn Städte mit
       Panzern und Artillerie beschossen. (rtr)
       
       ## Angriffe auf Energieanlagen: Stromabschaltungen
       
       Nach massiven russischen Angriffen auf Energieanlagen hat die Ukraine mit
       Stromabschaltungen im ganzen Land begonnen. In der Hauptstadt Kiew fiel die
       Elektrizität in einigen Haushalten bereits am Mittwochabend kurzzeitig aus.
       Für Donnerstag hat der ukrainische Versorger Ukrenergo auch in anderen
       Gebieten Engpässe bis 22.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ) angekündigt. Die
       gesamte Bevölkerung wurde aufgefordert, zwischen 7.00 Uhr und 22.00 Uhr
       möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Zugleich gab es Appelle, Powerbanks,
       Batterien und Taschenlampen bereit zu halten.
       
       Russland überzieht die Ukraine seit anderthalb Wochen mit großflächigen
       Angriffen und zielt dabei insbesondere auf die kritische Infrastruktur des
       Nachbarlandes. Nach jüngsten Angaben der Regierung in Kiew sind durch
       Raketen und Drohnen mittlerweile rund 40 Prozent der ukrainischen
       Energie-Infrastruktur beschädigt. Befürchtet wird, dass sich der Notstand
       im Lauf des Winters massiv verschärft. (dpa)
       
       ## UN diskutiert iranische Drohnenlieferung an Russland
       
       Die USA, Großbritannien und Frankreich haben den angeblichen Verkauf von
       Drohnen durch den Iran an Russland bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats
       am Mittwoch zur Sprache gebracht. „Wir haben unsere große Besorgnis über
       den Erwerb dieser [2][UAVs (Unmanned Aerial Vehicle) vom Iran durch
       Russland] zum Ausdruck gebracht“, sagt der Sprecher des
       US-Außenministeriums, Ned Price. „Wir haben nun zahlreiche Beweise dafür,
       dass diese UAVs für Angriffe auf ukrainische Zivilisten und kritische
       zivile Infrastrukturen eingesetzt werden. Wir werden nicht zögern, unsere
       Sanktionen und andere geeignete Instrumente gegen alle an diesen Transfers
       Beteiligten einzusetzen.“ (rtr)
       
       ## Russland will Zusammenarbeit mit UN-Chef überdenken
       
       Russland will im Falle einer UN-Inspektion der möglicherweise aus dem Iran
       stammenden Drohnen die Zusammenarbeit mit UN-Generalsekretär Antonio
       Guterres neu bewerten. Der russische Vize-Botschafter bei den Vereinten
       Nationen (UN), Dmitri Poljanskij, fordert Guterres und seine Mitarbeiter
       auf, „von illegitimen Untersuchungen abzusehen“. „Andernfalls werden wir
       unsere Zusammenarbeit mit ihnen überdenken müssen, was wohl in niemandes
       Interesse liegt. Wir wollen das nicht tun, aber wir haben keine andere
       Wahl.“ Weitere Details nennt er zunächst nicht. Hintergrund sind Vorwürfe
       der Ukraine, der Iran liefere sogenannte Kamikaze-Drohnen an Russland, die
       dessen Militär in der Ukraine einsetzt. Die Regierungen in Moskau und
       Teheran bestreiten dies. (rtr)
       
       ## Putin-Wodka für Berlusconi
       
       Das Wodka-Geburtstagsgeschenk von Russlands Präsidenten Wladimir Putin an
       Italiens Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi verstößt wohl gegen die
       gegen Russland gerichteten Sanktionen der Europäischen Union. Wie eine
       Sprecherin der EU-Kommission auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur
       bestätigte, wurde im April 2022 beschlossen, das Einfuhrverbot für Waren
       aus Russland in die EU auch auf Spirituosen, einschließlich Wodka,
       auszuweiten. Die entsprechende Rechtsgrundlage sehe keine Ausnahmeregelung
       für Geschenke vor. Für die Umsetzung der EU-Sanktionen seien die
       Mitgliedstaaten verantwortlich.
       
       Wer nun für den mutmaßlichen Sanktionsbruch gerade stehen muss, müssen
       Behörden in Italien ermitteln. Berlusconi hatte gesagt, Putin habe ihm zu
       seinem Geburtstag 20 Flaschen Wodka geschickt. Mit seinen am Dienstagabend
       veröffentlichten Aussagen über Putin schürte er erneut Zweifel an der
       Entschlossenheit der künftigen Regierung im Vorgehen gegen Moskau. In einem
       Mitschnitt einer heimlich aufgenommen Rede Berlusconis sagte der am 29.
       September 86 Jahre alt gewordene Politiker, dass er mit dem Kremlchef
       wieder in Kontakt sei und dass dieser ihn als einen seiner fünf besten
       Freunde bezeichnet habe.
       
       In der Tonaufnahme sagte der frühere Regierungschef, dessen [3][Forza
       Italia als kleiner Partner einer Rechtskoalition die künftige Regierung
       bilden will]: „Ich habe die Beziehungen zu Präsident Putin wieder ein
       bisschen aufgenommen, ein bisschen viel, so dass er mir zu meinem
       Geburtstag 20 Flaschen Wodka geschickt hat und einen sehr süßen Brief.“
       
       Die Europäische Kommission prüfe keine Einzelfälle, wie Sanktionen
       angewendet würden, sagte die Sprecherin. Was Verstöße gegen die Sanktionen
       betreffe, so könnten diese den zuständigen nationalen Behörden der
       Mitgliedstaaten oder anonym über das EU-Whistleblower-Tool gemeldet werden.
       (dpa)
       
       ## Russland zerstörte 3 ukrainische Energieanlagen
       
       Russland zerstört nach Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodimir
       Selenski weiter Energie-Infrastruktur in der Ukraine. In den vergangenen 24
       Stunden hätten die russischen Streitkräfte drei ukrainische Energieanlagen
       vernichtet, sagt Selenski. (rtr)
       
       ## 🐾 Mit Wolldecke und Dieselgenerator
       
       Seit Anfang Oktober verkauft die Ukraine keinen Strom mehr. Darüber schrieb
       der [4][taz-Autor aus Luzk Juri Konkewitsch]. Das Energieministerium teilte
       im Oktober mit, dass der Stromexport Europa geholfen habe, den Verbrauch
       russischer Energieressourcen zu reduzieren, und dass die Ukraine in den
       Herbstmonaten bis zu einer Milliarde Griwna (umgerechnet rund 28 Millionen
       Euro) mit Stromexporten verdient habe. Doch nun muss das Land selbst
       sparen. Nach den Raketenangriffen vom 10. Oktober, bei denen auch
       Wärmegeneratoren und Umspannwerke, wie das Wärmekraftwerk Burschtyn in der
       Westukraine, getroffen wurden, wandte sich der Bürgermeister von Luzk, Igor
       Politschuk, an die Bevölkerung mit dem Aufruf, Strom einzusparen. Und
       obwohl in Luzk keine Raketen eingeschlagen sind, versteht jeder, dass der
       Strom jetzt in anderen Regionen dringender benötigt wird. (taz)
       
       ## Steinmeier verschiebt kurzfristig Ukraine-Reise
       
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine geplante Reise in die
       Ukraine kurzfristig verschoben. Dafür ausschlaggebend waren nach
       dpa-Informationen Sicherheitsgründe. Steinmeier wollte sich an diesem
       Donnerstag in dem von Russland angegriffenen Land aufhalten und sich in
       Kiew auch mit Präsident Wolodimir Selenski treffen. Russland beschießt die
       Ukraine und auch die Hauptstadt Kiew seit Tagen mit Drohnen. Die offiziell
       nicht angekündigte Reise soll den Informationen zufolge zeitnah nachgeholt
       werden. Auch Stern und Bild berichteten über die vorläufige Absage. (dpa)
       
       20 Oct 2022
       
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