# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Todesurteil für ausländische Kämpfer
       
       > Ein Gericht in Donezk hat zwei Briten und einen Marokkaner zum Tode
       > verurteilt, weil sie für die Ukraine kämpften. Kiew meldet
       > Rückeroberungen um Cherson.
       
 (IMG) Bild: Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei Briten und einen Marokkaner
       
       ## Separatisten verurteilen Ausländer in ukrainischer Armee zum Tod
       
       Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker selbst ernannten
       Volksrepublik (DVR) hat der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge drei
       ausländische Kämpfer in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte als
       Söldner zum Tode verurteilt. Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei
       Briten und einen Marokkaner. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt
       werden.
       
       Die drei Männer kündigten Berufung gegen das Urteil des obersten Gerichts
       in Donezk an, wie die russische Agentur Tass meldete. Das britische
       Außenministerium hatte zuvor erklärt, die Gefangenen würden für politische
       Ziele missbraucht. (dpa, rtr)
       
       ## Ukraine meldet Rückeroberungen in der Region Cherson
       
       Das ukrainische Verteidigungsministerium berichtet von einer Gegenoffensive
       in der südukrainischen Region Cherson. Dabei sei einiges an Territorium
       zurückerobert worden, teilt das Ministerium in Kiew mit. Russland habe
       Soldaten und Material verloren. Bei ihrem Rückzug würden die russischen
       Truppen Gelände verminen und Barrikaden errichten. Einzelheiten wurden
       nicht genannt. Berichte aus dem Kampfgebiet können unabhängig nicht
       überprüft werden. (rtr)
       
       ## Bürgermeister: Evakuierung von Sjewjerodonezk nicht mehr möglich
       
       Eine Evakuierung von Sjewjerodonezk ist nach Angaben des Bürgermeisters
       nicht mehr möglich. Etwa 10.000 Zivilisten seien noch in der Stadt, sagt
       Olexander Strjuk. Ukrainische Kräfte kontrollierten unterdessen weiterhin
       das Industriegebiet und angrenzende Bereiche. Die Lage sei schwierig, aber
       zu bewältigen. (rtr)
       
       ## Selenski warnt vor Hunger durch Seeblockade
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski prangert die russische
       Blockade ukrainischer Schwarzmeer-Häfen an. Die Welt stehe am Rande einer
       „fürchterlichen Nahrungskrise“, weil die Ukraine große Mengen an Getreide,
       Ölen und anderen Agrarprodukten nicht exportieren könne, sagt Selenski in
       einer im Fernsehen übertragenen Rede. „Millionen Menschen könnten Hunger
       leiden, wenn die russische Blockade im Schwarzen Meer anhält.“
       
       Russische Kriegsschiffe kontrollieren das Schwarze Meer und das Asowsche
       Meer, über die die Ukraine vor dem Krieg große Mengen an Lebensmitteln
       verschifft hat. Russland weist Vorwürfe zurück, damit für steigende Preise
       und drohende Lieferengpässe verantwortlich zu sein, und verweist
       stattdessen unter anderem auf die Behinderung des Handels durch ukrainische
       Seeminen. (rtr) 
       
       ## Gesundheitsminister Lauterbach reist Donnerstag in die Ukraine
       
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bricht am Donnerstag zu einer
       Reise in die Ukraine auf. Das kündigte der SPD-Politiker am Mittwoch bei
       einem von der Rheinischen Post veranstalteten Ärzte-Netzwerktreffen in
       Düsseldorf an. Er werde sich dort mit dem ukrainischen Gesundheitsminister
       treffen.
       
       Ihm gehe es unter anderem darum, wie verletzte Menschen besser versorgt
       werden könnten. Er wolle herausfinden, wie Menschen, die im Krieg Beine
       oder Arme verloren hätten, besser mit Prothesen ausgestattet werden
       könnten, sagte Lauterbach. Besonders gehe es auch um verletzte Kinder.
       Lauterbach nannte den russischen Krieg gegen die Ukraine einen
       „barbarischen, vernichtenden und ungerechten Angriffskrieg“. Er betonte:
       „Das ist ohne Zivilisation und muss verurteilt werden in jeder Form.“
       
       Aus dem Bundeskabinett hatten zuvor Außenministerin Annalena Baerbock
       (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) jeweils Kiew
       besucht. Kulturstaatsministerin Claudia Roth war vor kurzem in Odessa. Auch
       Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) sowie Bundestagspräsidentin Bärbel
       Bas (SPD) waren bereits in Kiew. (dpa)
       
       ## Polens Präsident kritisiert Scholz und Macron für Gespräche mit Putin
       
       Der polnische Präsident Duda kritisierte, dass Kanzler Scholz und
       Frankreichs Präsident Macron weiter mit Putin Gespräche führen. „Diese
       Gespräche bringen gar nichts“, kritisierte Duda in einem Bild-Interview,
       das am Mittwoch bei Youtube veröffentlicht wurde. Die Situation sei ähnlich
       wie mit Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg. „Und hat jemand während des
       Zweiten Weltkrieges auf diese Weise mit Adolf Hitler gesprochen?“, fragte
       Duda. „Sagte jemand, dass er sein Gesicht bewahren muss? Dass man es so
       machen müsse, dass es nicht erniedrigend ist für Adolf Hitler?“ Solche
       Stimmen kenne er nicht. (dpa)
       
       ## Gouverneur: Russland kontrolliert Großteil der Stadt Sjewjerodonezk
       
       Nach schweren Kämpfen kontrolliert die russische Armee den größten Teil von
       [1][Sjewjerodonezk]. Das teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij
       Hajdaj, am späten Mittwoch in seinem Telegramkanal mit. „Was das
       Industriegebiet (von Sjewjerodonezk) anbelangt: Dort halten sich unsere
       Verteidiger. Aber die Kämpfe gehen nicht nur in der Industriezone weiter –
       die Kämpfe finden eben in der Stadt statt.“ Die Lage im Industriegebiet sei
       jedoch nicht wie in der Stadt Mariupol, wo die Kämpfe direkt im
       Azovstal-Werk stattgefunden hatten. „Stand heute besteht keine Gefahr der
       Einkesselung“, meinte Hajdaj. Über 90 Prozent des Luhansker Gebiets sei von
       Russland besetzt.
       
       Russische Truppen zerstörten „alles, was zur Verteidigung genutzt“ werden
       könne. Sobald das ukrainische Militär aber über Langstrecken-Waffen
       verfüge, könne es die Stadt „aufräumen“, so Hajdaj. Die russische Armee
       konzentriert sich derzeit auf das Gebiet des Donbass, in dem Sjewjerodonezk
       eine besondere strategische Bedeutung zukommt. Ukrainische Kämpfer wurden
       zuletzt an den Rand der Industriestadt zurückgedrängt. Angaben aus dem
       Kriegsgebiet können unabhängig nicht überprüft werden.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nennt den erbitterten Kampf um
       Sjewjerodonezk eine der vielleicht schwersten Schlachten des Krieges mit
       Russland. Nach den mehr als dreimonatigen Gefechten könnte die Einnahme der
       strategisch wichtigen Stadt eine Vorentscheidung bringen im Ringen um die
       Donbass-Region. Der Donnerstag ist für die Ukraine der 106. Tag des
       Krieges. (dpa/rtr)
       
       ## Ukraine und Russland tauschen getötete Soldaten aus
       
       Die Ukraine und Russland übergaben nach Behördenangaben aus Kiew der
       jeweils anderen Seite die Leichen von 50 Soldaten. Unter den getöteten
       Ukrainern seien 37 „Helden“, die sich an der Verteidigung des
       Azovstal-Werks beteiligt hätten, teilte das ukrainische Ministerium für die
       Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete in Kiew mit. Die
       Kämpfer hatten im Stahlwerk Azovstal in Mariupol die Stellung gehalten, bis
       Kiew die Stadt im Mai aufgab. Der Austausch fand nach ukrainischen Angaben
       entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes statt.
       (dpa)
       
       ## Berichte über Tote und Verletzte bei russischen Angriffen
       
       Bei Angriffen auf ukrainische Orte sind den Behörden zufolge mehrere
       Zivilisten getötet oder verwundet worden. Der Gouverneur des Gebiets
       Donezk, Pawlo Kyrylenko, machte Russland für vier Tote und fünf Verletzte
       in dem von Regierungstruppen kontrollierten Teil der Region im Osten des
       Landes verantwortlich. „Die Lage bleibt schwierig. Die Frontlinie steht
       unter ständigem Beschuss“, teilte Kyrylenko mit.
       
       Die ukrainische Armee sprach von sieben abgewehrten russischen Angriffen im
       Donbass. Dabei seien 31 Kämpfer getötet und mehrere gepanzerte Fahrzeuge
       zerstört worden. Das russische Militär habe beim Beschuss ukrainischer Orte
       etwa 20 Häuser sowie zwei Schulen und eine Bahnstation zerstört. Die
       Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen. (dpa)
       
       ## Gesandter Selenskis rechnet mit EU-Kandidatenstatus für Ukraine
       
       Selenskis Sondergesandter für eine EU-Beitrittsperspektive hat sich nach
       Gesprächen in Berlin zuversichtlich gezeigt, dass sein Land den
       Kandidatenstatus für die Europäische Union erhalten wird. Wenn die
       EU-Kommission in der kommenden Woche eine entsprechende Empfehlung abgebe,
       gehe er von einer Zustimmung der 27 Mitgliedstaaten bei ihrem Gipfeltreffen
       am 23. und 24. Juni in Brüssel aus, sagte der Minister für regionale
       Entwicklung, Oleksij Tschernyschow, der dpa. Er rechne auch mit einer
       Zustimmung Deutschlands. Die Bundesregierung war bisher noch zurückhaltend.
       Vom Kandidatenstatus bis zur EU-Mitgliedschaft dauert es in der Regel noch
       viele Jahre.
       
       ## Russland im Arktischen Rat isoliert
       
       Wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine bleibt Russland im Arktischen
       Rat isoliert. „Wir beabsichtigen eine begrenzte Wiederaufnahme unserer
       Arbeit im Arktischen Rat in Projekten, die keine Beteiligung der Russischen
       Föderation beinhalten“, teilten die restlichen Mitglieder Schweden,
       Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen und die USA mit.
       
       Anfang März hatten die Regierungen der Länder mitgeteilt, dass sie ihre
       Teilnahme an Aktivitäten des Rats aussetzen. Russland hält derzeit den
       [2][Vorsitz im Arktischen Rat]. Das Gremium gilt als wichtigstes Forum zur
       Zusammenarbeit in der Region rund um den Nordpol. Deutschland hat einen
       Beobachterstatus. „Entscheidungen im Namen des Arktischen Rates, die ohne
       unser Land angenommen werden, sind illegitim und verletzen das vorgesehene
       Konsensprinzip“, kritisierte Russlands Botschafter in den USA, Anatoli
       Antonow. (dpa)
       
       9 Jun 2022
       
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       dankt Johnson.