# taz.de -- 17. Bauabschnitt der A100: Pläne, vom Wahnsinn gezeichnet
       
       > Ein Weiterbau der A100 brächte noch mehr Baustellenchaos und Zusatzkosten
       > als bisher gedacht, glaubt der linke Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser.
       
 (IMG) Bild: Irgendwann auch in Friedrichshain und Lichtenberg? Stau auf der A100 in Wilmersdorf
       
       Der Linken-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser warnt davor, dass der
       etwaige Weiterbau der A100 bis an den Rand von Prenzlauer Berg mit
       Kostensteigerungen und zusätzlichen Bauarbeiten einhergeht, die den bislang
       angenommenen Rahmen noch weit übertreffen. Gegenüber der taz spricht
       Meiser, der auch Bezirksvorsitzender seiner Partei in
       Friedrichshain-Kreuzberg ist, von „Wahnsinnsplänen“, die die Ampelkoalition
       im Bund „unverzüglich stoppen“ müsse.
       
       In der von der Autobahn GmbH des Bundes Mitte Mai veröffentlichten
       Ausschreibung heißt es unter anderem, die zum Teil fast 25 Jahre alten
       Vorplanungen für den sogenannten 17. Bauabschnitt (Treptower Park –
       Storkower Straße) seien aufgrund veränderter Randbedingungen, „z. B. durch
       die städtebauliche Entwicklung und Baupreiserhöhungen“ nicht mehr aktuell.
       Die jetzt ausgeschriebenen Planungsleistungen sollen das Projekt diesen
       Bedingungen anpassen. Meiser geht davon aus, dass dies mit einer
       Kostenexplosion verbunden sein wird.
       
       ## Die Milliarde droht
       
       Die letzte offizielle Schätzung für den Bau des Abschnitts belief sich auf
       rund 530 Millionen Euro. Analog zur Kostensteigerung bei dem im Bau
       befindlichen 16. Bauabschnitt (von ursprünglich 417 auf mittlerweile 613
       Millionen Euro) und angesichts der extremen baulichen Anforderungen der
       Verlängerung durch Friedrichshain – etwa einem Doppelstocktunnel unter der
       dicht bebauten Neuen Bahnhofsstraße – spricht laut Meiser „viel dafür, dass
       am Ende diejenigen Experten recht behalten dürften, die schon jetzt für den
       17. Bauabschnitt von Kosten von über deutlich über einer Milliarde
       ausgehen“. Geld, so Meiser, das dann an anderer Stelle fehle, etwa beim
       ÖPNV-Ausbau.
       
       Wenig gesprochen wird bislang auch über die Notwendigkeit von Um- und
       Ausbauten der angrenzenden Straßen. Insbesondere im Fall der zum Bezirk
       Lichtenberg gehörenden Storkower Straße, an der die A100 dann enden würde:
       Ihr Ausbau zwischen Landsberger Allee und Möllendorffstraße auf rund 1,8
       Kilometern Länge gehört auch zu den Planungsleistungen. Für Pascal Meiser
       handelt es sich „unterm Strich um eine A100 plus“, und „die Zahl der
       Menschen, die durch den Weiterbau der A100 unmittelbar negativ betroffenen
       wären, ist auch in Lichtenberg und Prenzlauer Berg groß“.
       
       Mittelfristig ergebe sich durch einen Weiterbau noch nicht einmal eine
       Entlastung für die TreptowerInnen, so der Linken-Abgeordnete – denn der 17.
       Bauabschnitt würde frühestens in der zweiten Hälfte der 30er Jahre fertig.
       Bis dahin brauche es aber „dringend andere Lösungen und vor allem eine
       Reduzierung des innerstädtischen Autoverkehrs insgesamt“. Zum Schutz der
       AnwohnerInnen des 16. Bauabschnitts fordert Meiser „dringend“ eine
       Lärmschutzwand auf der Ostseite der Autobahn in Treptow und die Aussetzung
       der Inbetriebnahme bis zur Eröffnung der neuen Elsenbrücke über die Spree –
       nach derzeitigem Stand 2028.
       
       ## Weiterbau angekündigt?
       
       Trotz aller Kritik an dem Projekt und dem [1][Konsens der rot-grün-roten
       Berliner Koalition], den 17. Bauabschnitt auf Eis zu legen, hatte das
       Bundesverkehrsministerium Ende März die Ausschreibung der entsprechenden
       Planungsleistungen bekanntgegeben. Damit sei „nun auch klar, dass weiter
       gebaut wird“, sagte Staatssekretärin Daniela Kluckert (FDP) damals der
       Berliner Morgenpost. Das sorgte für einigen Aufruhr. Der verkehrspolitische
       Sprecher der Grünen im Bundestag, Stefan Gelbhaar, sprach von einer
       „Provokation“.
       
       Auch Berlins grüne Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch zeigte sich von dem
       über die Medien lancierten Vorstoß düpiert. Ihr zufolge hatte
       Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) Ende Februar in einem Gespräch über
       die A100 „nichts von einer bevorstehenden Ausschreibung erwähnt“. Das
       Verkehrsministerium behauptete dagegen vor Kurzem in der Antwort auf eine
       parlamentarische Anfrage, Wissing habe Jarasch in diesem Gespräch „die
       Dringlichkeit und den Umsetzungswillen des Bundes für den indisponiblen 17.
       BA der A 100 bekräftigt“.
       
       24 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Berliner-SPD-revidiert-Autobahn-Beschluss/!5859473
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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