# taz.de -- Amazonas vor dem Kipppunkt: Savanne statt Regenwald > Teile des Amazonas-Regenwalds könnten schon bald zu Savannen mutieren. > Diese binden weniger Treibhausgabe und beherbergen weniger Arten. (IMG) Bild: Ein Feuer im brasilianischen Teil des Amazonas-Waldes BERLIN taz | Forscher:innen warnen: Ein großer Teil des Amazonas-Regenwalds könnte sich durch die Klimakrise zur Savanne entwickeln. Das zeigt eine Studie, die [1][in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde]. Auf rund 40 Prozent der Waldfläche passt das Niederschlagsmuster demnach heute schon zu beidem – Regenwald und Savanne. Die massive Vernichtung von Wald durch Brandrodung verstärkt den Trend. „Wälder erzeugen ihren eigenen Regen, weil Blätter Wasserdampf abgeben und dieser wieder niederfällt“, erklärt Leitautor Arie Staal. Niederschlag bedeute weniger Brände, dies könne zur Ausbreitung der Waldflächen führen. Schrumpft der Wald aber, führe das umgekehrt zu weniger Regen und wiederum zu weniger Wald. „Ein Teufelskreis“, meint Staal. Dass ein solcher Wandel möglich ist, ist seit Jahren bekannt – nicht aber, dass er so nah ist. Der Regenwald, häufig [2][als „Lunge der Erde“ betitelt], ist bedeutend für die Bindung von CO2 aus der Atmosphäre. Außerdem beherbergen die Tropen eine Vielfalt bedrohter Arten. Im Amazonasgebiet toben Brände wie seit Jahren nicht mehr, die Anzahl der Brandherde stieg um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Prozess ist kaum umkehrbar In Computermodellen prognostizierten die Autor:innen der Studie die Wiederverwertung der Luftfeuchtigkeit. Wenn weite Teile des Regenwalds zur Savanne mutierten, wäre diese Mischung aus Holz und Grasland noch deutlich anfälliger für Feuer. Steigende CO2-Emissionen machten es dem Wald außerdem schwieriger, sich vom Verlust von Bäumen zu erholen, heißt es in der Studie. Bis sich tropischer Regenwald in eine Savanne verwandelt, dauert es Jahrzehnte. Ist der Prozess jedoch erst einmal im Gange, lässt er sich kaum noch umkehren. „Wir verstehen jetzt, dass Regenwälder auf allen Kontinenten sehr empfindlich auf globale Veränderungen reagieren und schnell ihre Anpassungsfähigkeit verlieren können“, sagte Koautor Ingo Fetzer vom Stockholm Resilience Center [3][dem britischen Guardian]. „Sobald sie verschwunden sind, wird es viele Jahrzehnte dauern, bis sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren.“ 7 Oct 2020 ## LINKS (DIR) [1] http://www.nature.com/articles/s41467-020-18728-7 (DIR) [2] /Feuer-im-brasilianischen-Regenwald/!5617079 (DIR) [3] https://www.theguardian.com/environment/2020/oct/05/amazon-near-tipping-point-of-switching-from-rainforest-to-savannah-study ## AUTOREN (DIR) Andreas Ruhsert ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) klimataz (DIR) Regenwald (DIR) Amazonas (DIR) Amazonas (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Bier (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Schwerpunkt Klimawandel ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ölförderung im Amazonas: Brasilien versteigert Lizenzen Am Freitag will das brasilianische Bergbauministerium Lizenzen für die Ölförderung vergeben. Indigene und Umweltschützer protestieren. (DIR) Brasiliens Regenwald und Konzerne: „Mitschuld an der Zerstörung“ Ein aktueller Bericht zeigt, wie US-Investoren in Brasiliens Regenwald eindringen und die Umwelt verschmutzen. Die Rechte der Menschen werden missachtet. (DIR) Europaparlament bestätigt Klimaziele: „Ein historischer Schritt“ Das EU-Parlament bekräftigt seine umstrittene Forderung nach 60 Prozent Einsparung bei CO2-Emissionen. Konservative manövrieren sich ins Abseits. (DIR) Regenwald in Brasilien: Mehr Rodung bedeutet teureres Bier Der Brauereikonzern Anbev protestiert: Schreitet die Vernichtung des Regenwalds im Amazonas voran, steigt der Bierpreis. (DIR) Extreme Trockenheit in Brasilien: Das Pantanal brennt Das Weltrauminstitut INPE zählte 2020 tausende Brandherde. Auslöser sind meist illegale Brandrodungen. Brasiliens Regierung tut wenig dagegen. (DIR) Waldbrände im Amazonasgebiet: Mehr Feuer, weniger Interesse Der Regenwald am Amazonas wird auch 2020 im Rekordtempo vernichtet. Schuld ist die brasilianische Regierung.