# taz.de -- Angebotsmieten in Berlin: Schnellster Anstieg jemals
       
       > Die geforderten Mieten in Berlin steigen immer schneller. Oft werde die
       > Mietpreisbremse ignoriert, so der Mieterverein.
       
 (IMG) Bild: Demonstrierende fordern einen Mietenstopp
       
       BERLIN taz | Die Angebotsmieten in Berlin steigen immer schneller. Laut
       Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) legten die geforderten
       Mieten bei Neu- und Wiedervermietung im dritten Quartal 2022 um 8,3 Prozent
       zum Vorjahresquartal zu. Allein im Vergleich zum zweiten Quartal dieses
       Jahres erhöhten sich die Mieten um 3 Prozent. Wie rasant der Anstieg ist,
       zeigt der Vergleich zur durchschnittlichen Teuerung im dritten Quartal der
       vergangenen drei Jahre, die bei 4,2 Prozent liegt.
       
       Der Untersuchung legte das IW etwa 1,5 Millionen Angebote auf
       Immobilienportalen zugrunde. Diese bedeuteten zwar noch keine Abschlüsse,
       würden jedoch, auch angesichts der Tatsache, dass sich nur selten über
       Mieten verhandeln lasse, die Richtung am Markt aufzeigen, so das Institut.
       „Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt“, so IW-Immobilienexperte Michael
       Voigtländer gegenüber dpa.
       
       Angesichts ebenfalls steigender Preise für Wohneigentum samt gestiegenen
       Kreditzinsen sowie des Zuzugs vieler ukrainischer Flüchtlinge würden
       zunehmend Mietwohnungen nachgefragt. Gleichzeitig verwies Voigtländer als
       Grund für die geforderten höheren Preise auch auf die Inflation.
       
       Verglichen mit anderen Großstädten legten die Mieten im vergangenen Jahr in
       Berlin am stärksten zu. Wesentlich geringer fiel der Anstieg etwa mit 1,4
       Prozent in Frankfurt am Main oder in Hamburg mit 4,3 Prozent aus. Im
       Vergleich der Bundesländer ist die Entwicklung nur in
       Mecklenburg-Vorpommern mit 10,3 und Brandenburg mit 9,1 Prozent noch
       rasanter.
       
       Hinweise auf das Niveau der Angebotsmieten geben Daten des privaten
       Forschungsinstituts Empirica, die ebenfalls auf einer Auswertung von
       Immobilienportalen beruhen. Demnach kostete ein Quadratmeter zuletzt
       durchschnittlich 12,78 Euro. Noch vor einem Jahr hatte Empirica einen Wert
       von 10,50 Euro ausgewiesen. Demnach sind die Angebotsmieten in der Stadt
       innerhalb eines Jahres gar um 21,7 Prozent angestiegen. Das ist der höchste
       jemals für Berlin verzeichnete Anstieg.
       
       ## Problem Mietpreisbremse
       
       Ulrike Hamann, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, sprach
       gegenüber der taz von einem „wahnsinnigen Druck auf den Wohnungsmarkt und
       den Mietspiegel“. Viele der verlangten Mieten würden die ortsübliche
       Vergleichsmiete um mehr als 10 Prozent überschreiten und damit, sofern
       keine Ausnahmeregelungen vorliegen, [1][gegen die Mietpreisbremse
       verstoßen]. Mieter:innen von Wohnungen mit überhöhten Mieten könnten
       diese auch nachträglich oft erfolgreich herabsetzen lassen.
       
       Hamann forderte, dass der Bund Verstöße gegen die Mietpreisbremse auch
       sanktioniert. Bislang bleiben Vermieter:innen auch bei festgestellten
       Verstößen straffrei. Nötig sei zudem ein Mietenmoratorium, das ebenfalls
       der Bund beschließen müsste. Gegen die Untätigkeit der Bundesregierung soll
       es am Donnerstag bundesweit Aktionen vor Zentralen der FDP geben.
       
       Hamann wies darauf hin, dass die relativ niedrigen Neuvertragsmieten auf
       den großen Immobilienportalen kaum erfasst würden. Diese finden sich etwa
       bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften oder bei Vermieter:innen,
       die frei werdende Wohnungen direkt vergeben.
       
       12 Dec 2022
       
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