# taz.de -- Anschläge auf jüdische Einrichtungen: Erste Festnahmen
       
       > Schüsse auf ein früheres Rabbinerhaus in Essen, ein Brandanschlag in
       > Bochum und versuchte Brandstiftung einer Dortmunder Synagoge könnten
       > zusammenhängen.
       
 (IMG) Bild: Einschusslöcher an der Alten Synagoge in Essen am 18. November
       
       BERLIN afp/dpa | Ermittler:innen in Nordrhein-Westfalen haben einen
       35-Jährigen festgenommen, der versucht haben soll, einen weiteren Mann als
       Mittäter für einen Brandanschlag auf die Dortmunder Synagoge zu gewinnen.
       Dem Verdächtigen wird der Versuch der Anstiftung zu einer schweren
       Brandanstiftung vorgeworfen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft
       Düsseldorf am Freitag mit.
       
       Die Taten eines mutmaßlichen Brandstifters könnten nach Ansicht von
       NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Zusammenhang zu den [1][Schüssen
       auf das frühere Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen] in derselben
       Nacht stehen. „Einen mutmaßlichen Täter haben wir aus dem Verkehr gezogen.
       Ob da eine Gruppe dahinter steckt, wissen wir noch nicht“, sagte der
       Politiker in einer Sondersitzung des Innenausschusses des
       nordrhein-westfälischen Landtags in Düsseldorf. „Womöglich gibt es zwischen
       den Taten in dieser Nacht einen Zusammenhang.“
       
       Wie die Generalstaatsanwalt Düsseldorf am Freitag mitteilte, handelt es
       sich bei dem festgenommenen Tatverdächtigen um einen 35 Jahre alten Mann,
       der am späten Abend des 17. November einen Brandanschlag auf die
       Hildegardis-Schule in Bochum verübt haben soll. Zudem soll der Mann Mitte
       November versucht haben, einen Zeugen als Mittäter für einen Brandanschlag
       auf die Synagoge in Dortmund zu gewinnen. Der Zeuge habe abgelehnt und sich
       der Polizei offenbart. Die geplante Tat sei nicht ausgeführt worden.
       
       Laut Generalstaatsanwalt ist der 35-Jährige noch in der Nacht zum 18.
       November festgenommen worden und sitzt seit dem 19. November aufgrund eines
       Haftbefehls des Amtsgerichts Dortmund in Untersuchungshaft.
       
       Der Beschuldigte soll einen Molotowcocktail auf die Hildegardis-Schule in
       Bochum geschleudert zu haben. Dabei seien ein Rußschaden an einem
       Fensterrahmen und ein Brandschaden an der Styropordämmung des Gebäudes
       entstanden, hieß es. Das Gelände des Hildegardis-Gymnasiums liegt in
       unmittelbarer Nähe zur [2][Bochumer Synagoge] und dem Planetarium sowie dem
       Stadtpark.
       
       Laut Innenminister sind neben dem Landeskriminalamt (LKA) auch der
       Verfassungsschutz des Landes NRW sowie die Polizeibehörden in Essen und
       Dortmund in die Ermittlungen eingebunden. In Essen und Dortmund seien zwei
       „Besondere Aufbauorganisationen“ (BAO) mit mehr als 100 Beamt:innen
       eingerichtet worden. Die Ermittlungen würden mit Hochdruck und dem „ganz
       großen Besteck“ geführt, so Reul. Auch der Generalbundesanwalt (GBA) werde
       stets „auf dem Laufenden gehalten“. Die Maßnahmen zum Schutz aller
       jüdischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen seien hochgefahren worden,
       sagte Reul.
       
       Reul bekräftigte, dass die erfassten Fallzahlen antisemitischer Straftaten
       in NRW seit Jahren stagnierten. Seit 2017 liege die jährliche Zahl dieser
       Straftaten immer zwischen 280 und 350. Reul wies aber auch auf eine großes
       Dunkelfeld hin, das derzeit in einer wissenschaftlichen Studie untersucht
       werde. „[3][Antisemitismus] stellt weiterhin eine große Gefahr in unserem
       Land dar“, so Reul.
       
       In der Nacht zum 18. November war in Essen mindestens dreimal auf das
       frühere Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in der Innenstadt geschossen
       worden. Vier Einschusslöcher an einer Tür waren am Morgen entdeckt worden.
       Die Alte Synagoge gehört der Stadt und wird von der jüdischen Gemeinde
       nicht mehr für Gottesdienste genutzt.
       
       25 Nov 2022
       
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