# taz.de -- Beyoncé und Jay-Z in Berlin: Hand in Hand bis zur Forbes-Liste
       
       > Beyoncé und Jay-Z boten eine fulminante Show im Berliner Olympiastadion.
       > Die sozialpolitische Wucht ging leidet vor lauter Liebesbeweisen unter.
       
 (IMG) Bild: Eigentlich könnten es sich Beyoncé und Jay-Z gemütlich machen
       
       Das Königspaar des Pop ist wieder vereint. „Everything Is Love“ ist der
       sprechende Titel des Albums, das Beyoncé und Jay-Z unter ihrem
       Familiennamen The Carters Mitte Juni überraschend veröffentlicht haben. Es
       folgte auf die öffentliche Sezierung ihrer Eheprobleme in Beyoncés Album
       „Lemonade“ und der Vergebung in Jay-Zs Werk „4:44“.
       
       Doch Beyoncé und Jay-Z sind nie nur The Carters. Denn das milliardenschwere
       Paar ist schwarz. Oder wie Beyoncé es auf dem Werk selbst ausdrückt: „My
       great-great-grandchildren already rich / That’s a lot of brown children on
       your Forbes list.“ Das Video zur neuen Single „Apeshit“ drehten sie im
       Pariser Louvre, inszenierten ihre Macht vor dem Best-of weißer Kunst und
       Geschichtsschreibung: Schwarze Körper setzen sich ausdrucksvoll in Szene –
       vor der Mona Lisa.
       
       Bei der ersten von zwei Deutschland-Shows im Berliner Olympiastadion kamen
       am Donnerstag angeblich knapp 70.000 Menschen. Einige Ränge blieben
       allerdings leer, als Jay-Z und Beyoncé um kurz vor 20 Uhr Hand in Hand von
       oben auf die schlicht gehaltene Bühne schwebten. In den nächsten zwei
       Stunden wechselten sich Einzelperformaces, Mash-ups und Duette der beiden
       Superstars, etwa „'03 Bonnie And Clyde“ und „Crazy In Love“. Hits von
       Destiny’s Child und frühe Songs von Jay-Z wurden ausgespart. Ebensowenig
       gab es Musik vom neuen Duo-Album, das erst nach der Konzeption der Tour
       veröffentlicht wurde.
       
       ## Am Schluss ein filmreifer Kuss
       
       Während ihr Ehemann erstaunlich menschlich wirkt, verzieht die
       selbstgekrönte Queen Bey keine Miene. Sie legt sich zwischen die Fans,
       tanzt auf einem Förderband, performt mit ihrer berühmten Phalanx aus
       Tänzerinnen – all das roboterhaft perfekt. Die Band – paritätisch besetzt –
       ist über mehrere Etagen hinter riesigen LED-Screens eher versteckt.
       Fraglich, ob überhaupt ein Ton live gespielt wird. Für guten Sound ist ein
       Stadion ohnehin nicht gemacht.
       
       Dass die Carters musikalisch etwas draufhaben, muss man sich also aus der
       Konzeption der Setlist erschließen. Oder den Videosequenzen entnehmen, die
       die Show in acht Akte unterteilt.
       
       Einer dieser Akte wird von einer Aufnahme Nina Simones eingeleitet, darauf
       folgen Beyoncés „Run the World (Girls)“, an dessen Ende ein
       „Feminist“-Schriftzug auf der Leinwand prangt, „Formation“ und „Freedom“.
       Jay-Z rappt „The Story of O. J.“ von seinem aktuellen Album „4:44“. Für
       etwas politische Relevanz ist dann doch Platz. Und so gibt es zum Schluss
       noch ein Shout-out an den US-Sprinter Jesse Owens, der bei den Olympischen
       Spielen 1936 in genau diesem Stadion der erfolgreichste Olympionike gewesen
       ist.
       
       Die Show endet mit einem filmreifen Kuss. Beyoncé und Jay-Z verlassen die
       Bühne, wie sie sie betreten haben: Hand in Hand. Aber ohne Zugabe. Schade,
       vor lauter Liebesbeweis gerät die sozialpolitische Wucht, mit der sich die
       Carter-Knowles-Interessengemeinschaft als black power couple durch die Welt
       bewegt, schnell in den Hintergrund.
       
       29 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Diviam Hoffmann
       
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