# taz.de -- Blockade von Ende Gelände: Gegen Blutkohle aus Kolumbien
       
       > In Gelsenkirchen haben Aktivist:innen Kohlemeiler blockiert – und
       > damit auch gegen Morde und Zerstörung der Umwelt in Südamerika
       > protestiert.
       
 (IMG) Bild: Protest auf den Gleisen: Ende Gelände blockierte die Zufahrt für Blutkohle ins Kraftwerk Scholven
       
       Gelsenkirchen taz | Rund 100 Klimaschützer:innen des Bündnisses
       [1][Ende Gelände] haben am Samstag den Brennstoffnachschub für das
       Kohlekraftwerk Scholven in Gelsenkirchen blockiert. Mehr als 50
       Protestierende saßen in weißen Schutzanzügen auf den Gleisen, die zu den
       beiden Steinkohleblöcken B und C führen. Weitere Demonstrant:innen
       legten die Haupteinfahrt des Kraftwerks an der Glückaufstraße 56 lahm. Von
       einem von ihnen mitten in der Zufahrt aufgestellten dreibeinigen
       Tripod-Holzgestell seilte sich die Kletteraktivistin [2][Cécile Lecomte]
       ab.
       
       „Allein dieses Kraftwerk bläst jeden Tag 20.000 Tonnen klimaschädliches CO2
       in die Luft“, sagte Jule Fink, Sprecherin von Ende Gelände vor Ort, der taz
       an einer Brücke, von der sich Klimaschützer:innen über die Gleise
       abgeseilt hatten. Der Kraftwerksbetreiber Uniper trage damit „maßgeblich
       dazu bei, dass sich der Planet so extrem aufheizt, dass ganze Regionen von
       Überflutungen, Dürren oder Bränden verwüstet und unbewohnbar werden“,
       erklärte Fink.
       
       Uniper erziele dabei „Übergewinne in Milliardenhöhe“. Nach Putins Überfall
       auf die Ukraine war der Energiekonzern als einer der Hauptimporteure von
       russischem Gas in eine existenzielle Krise gerutscht, im Dezember 2022
       wurde der Kohleverstromer verstaatlicht. Schon im folgenden Jahr fuhr
       Uniper aber wieder satte Gewinne ein, über 4,4 Milliarden Euro.
       
       Möglich sei das durch den Import sogenannter „Blutkohle“ aus Kolumbien,
       kritisiert Ende Gelände. Denn dort werden Protestierende gegen den
       gigantischen [3][Steinkohle-Tagebau El Cerrejón] immer wieder Opfer von
       Gewalt paramilitärischer Gruppen. Mit 690 Quadratkilometern ist El Cerrejón
       mehr als acht Mal größer als der lang umkämpfte rheinische Tagebau Hambach.
       [4][Gewerkschafter sollen dort im Auftrag internationaler Kohlekonzerne
       ermordet worden sein].
       
       ## Flüsse und Bäche werden kontaminiert
       
       „Einschüchterung und Auftragsmorde“ seien „an der Tagesordnung“,
       kritisieren die Klimaaktivist:innen – diese hätten seit 2022 sogar
       „deutlich zugenommen“. Dazu kommt eine gigantische Umweltzerstörung: Flüsse
       und Bäche werden kontaminiert, umgeleitet oder trocknen aus. Um an die
       Kohle zu kommen, wurden zehntausende Menschen von ihrem Land vertrieben,
       vor allem Indigene.
       
       „Blutkohle stoppen“ stand deshalb auf einem Transparent der Protestierenden
       in Gelsenkirchen. Die Gleise für den Kohlenachschub zum Kraftwerk Scholven
       waren blutrot gefärbt. Deutschlands Steinkohleimporte aus Kolumbien haben
       sich seit 2022 verdreifacht – 2023 stammten knapp 18 Prozent der in der
       Bundesrepublik verbrannten Steinkohle aus Kolumbien.
       
       In Gelsenkirchen reagierte die Polizei zunächst gelassen auf die Blockaden,
       die am Samstagmorgen gegen 5.30 Uhr starteten. Anfangs waren nur etwa 30
       Streifenpolizist:innen mit etwa einem Dutzend Fahrzeugen vor Ort.
       Gegen Mittag rückte eine Einsatzhundertschaft an und versuchte, Gleise und
       Kraftwerkseinfahrt zu räumen. Da sich auch ein Mensch im Rollstuhl auf den
       Gleisen angekettet hatte, war der Kohlenachschubweg erst gegen 20 Uhr
       wieder frei.
       
       7 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] https://de.labournet.tv/video/7012/die-kohlenlinie
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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