# taz.de -- Bundeskanzler in Belgrad: Scholz' Jagd auf Lithiumquellen
       
       > Ein Rohstoffabkommen mit Serbien soll die EU weniger abhängig von China
       > machen. Doch der Lithiumabbau ist im Balkanland umstritten.
       
 (IMG) Bild: Das Jadar Flusstal in Westserbien, hier werden große Lithiumvorkommen vermutet
       
       SARAJEVO taz | Bundeskanzler Olaf Scholz wird am Freitag nach Belgrad
       reisen. Vorrangiger Zweck seiner Reise: eine Partnerschaft zwischen EU und
       Serbien in Bezug auf nachhaltige Rohstoffe aufzubauen. Am Freitag will
       Serbien eine Absichtserklärung darüber unterzeichnen. Dabei geht es vor
       allem um Lithium.
       
       Das Metall ist entscheidend für die Energiewende: Der Grundstoff für
       Lithium-Ionen-Batterien wird für Smartphones und Laptops benötigt, für
       Elektroroller und E-Bikes. Der größte Teil der Lithiumvorräte wird bislang
       außerhalb Europas produziert; seit Jahren versucht die europäische
       Industrie Lieferanten für Lithium in aller Welt zu finden.
       
       Serbien will nun in das Lithiumgeschäft einsteigen. Am Dienstag erteilte
       die Regierung dem britisch-australischen Konzern Rio Tinto die Lizenz für
       die größte Lithiummine Europas. [1][Das 2,4 Milliarden Dollar teure
       Jadar-Lithiumprojekt in Westserbien] könnte 90 Prozent des derzeitigen
       europäischen Lithiumbedarfs decken und das Unternehmen zu einem der
       führenden Produzenten des Rohstoffes machen.
       
       ## Wettbewerb mit China
       
       Serbien stellt sich damit in harten Wettbewerb zu China, das auf dem Gebiet
       der E-Autos mittlerweile führend ist. Chinesische Firmen haben sich in
       vielen Ländern die Lithiumminen und die Weiterverarbeitung gesichert.
       Obwohl [2][die Batterietechnik] inzwischen von der EU und Deutschland als
       strategisch wichtiger Bereich betrachtet wird, sind die Bemühungen der
       europäischen Hersteller und Regierungen um größere Unabhängigkeit von China
       bisher nicht sehr erfolgreich.
       
       Anfang Mai machte Chinas Präsident Xi Jinping auf seiner Rückreise von
       Paris in Belgrad Halt – wohl auch, um bei der Gelegenheit auch über
       Lithiumabkommen zu sprechen.
       
       Der geplante Lithiumabbau hat in Serbien zu Streit geführt. Umweltschützer
       werfen dem Konzern Rio Tinto massive Umweltschäden vor. [3][Mit dem Abbau
       des Rohstoffs werde viel Wasser verbraucht und verschmutzt, die Natur werde
       weitgehend zerstört.] Die Rio Tinto Company hat seit 2022 ihr Konzept zwar
       verändert, doch die Protestbewegung ist weiterhin wachsam.
       
       Ein serbisches Gerichtsurteil hob vor wenigen Tagen aber die Entscheidung
       der serbischen Regierung von 2022 auf, Rios Lizenz wegen fehlender
       Umweltschutzmaßnahmen zu annullieren. Rio Tinto begrüßte die Entscheidung
       und teilte mit, das Projekt werde strengen Umweltauflagen unterworfen sein.
       
       Auch Menschenrechtsaktivisten schlagen Alarm: Deutschland sei dabei,
       Menschenrechtsstandards gegen Lithium zu verkaufen, befürchten sie.
       
       19 Jul 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erich Rathfelder
       
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