# taz.de -- Corona und Beziehungen: Das Habibitus-Dating-Portal
       
       > Cruising am Geldautomaten oder in der Kirche wäre hot, ist zurzeit aber
       > unsafe. Dann doch lieber klassisches Matchmaking für den Knuffelkontakt.
       
 (IMG) Bild: Ein Safer Space für's Dating in Coronazeiten
       
       Zärtlichkeit in Zeiten von Corona: An dieser Stelle wurde bereits drüber
       geschrieben. Mein Kollege [1][Peter Weissenburger etwa beschrieb schon im
       März], was die Reduzierung von physischem Kontakt gerade für queere und
       nichtmonogame Menschen bedeutet. Erst kürzlich lieferte die [2][Kolumnistin
       Anna Dushime Einblicke in den Recall-Prozess] für ihren
       Lockdown-Light-Fling.
       
       Das Thema diskutieren sogar Regierungen – [3][in Belgien dürfen sich Leute
       bis zu zwei „Knuffelkontakte“] außerhalb ihres Haushalts suchen. Und doch
       bleiben Fragen offen, wie: Wo lernt man inmitten einer Pandemie überhaupt
       in einem sicheren Setting potenzielle Dates kennen?
       
       Orte der Begegnung funktionieren kaum noch. Klar wäre Cruising in der
       Kirche oder am Geldautomaten hot, aber safe ist das nicht. Selbst als Bars
       noch geöffnet hatten, war ich nicht offen für neue Kontakte. Woher soll ich
       wissen, welchen Rattenschwanz der Infektionskette eine Person hinter sich
       herzieht? Da lass ich mich von keinem noch so struppigen Vokuhila blenden.
       
       Auf Raves war ich gar nicht erst. Es ist wie bei Geschlechtskrankheiten: Am
       Ende trägt man selbst die Verantwortung, sich zu schützen – man kann nicht
       davon ausgehen, dass alle sich regelmäßig testen lassen oder ehrlich
       kommunizieren, dass sie ansteckend sind. Bei Tinder & Co ist es nicht
       besser. Wenn ich einen Online-Scam suche, beantworte ich lieber die E-Mail
       dieser Pariser Witwe, die mit mir ihre fünf Millionen Dollar Erbe teilen
       möchte.
       
       ## Habibitus-Matchmaker:in
       
       Aber meine Freund:innen lasse ich nicht leer ausgehen. Kurzerhand werde ich
       Matchmaker:in. Anhand von Sternzeichen, sexuellen Vorlieben,
       Beziehungstypen, Essgewohnheiten, Drogenkonsum und Humor suche ich für
       meine Single-Friends einen Knuffelkontakt aus meinem Bekanntenkreis. Im
       ersten Schritt kreiere ich ein Vision Board mit meinen Klient… äh …
       Freund:innen.
       
       „Dies ist ein Safer Space“, erkläre ich, wir sitzen mit viel Abstand auf
       einer Parkbank. „Wen von unseren gemeinsamen Bekannten hast du schon immer
       gegeiert?“ Sie lächelt schüchtern. Irgendwann mache ich Vorschläge und wir
       diskutieren angeregt. Ich mache mir Notizen. Wir haben ein potenzielles
       Match.
       
       „Ich finde, du und T. ihr solltet auf ein Date“, schreibe ich der anderen
       Freundin. Die Zeiten der Dürre könnten bald auch für sie enden. Zehn
       Minuten Instagram-Recherche vergehen, sie schickt ein Flammen-Emoji.
       Zufrieden erstelle ich einen Gruppenchat. Gruppenname: Ausgestreckter
       Zeigefinger-Emoji, O.K.-Emoji (mit der Hand, die ein Loch bildet).
       
       „Ihr solltet euch treffen“, schreibe ich und verlasse die Gruppe. In einer
       Welt ohne Corona hätte ich mir an dieser Stelle einen rosa
       Juicy-Couture-Anzug angezogen und den beiden bei ihrem ersten Date
       Safer-Sex-Tools gebracht, wie die Cool Mom in „Mean Girls“.
       
       Aber es dürfen sich nur zwei Haushalte treffen, also öffne ich mein Fenster
       und rauche zufrieden meine Feierabendkippe.
       
       4 Nov 2020
       
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