# taz.de -- Deutschlandtag der Jungen Union: Parteinachwuchs auf Zukunftssuche
       
       > Die Junge Union will in Münster ein Aufbruchssignal senden. Zudem steht
       > ein Schaulaufen möglicher Kandidaten für den CDU-Vorsitz an.
       
 (IMG) Bild: JU-Chef Tilman Kuban hofft auf eine bessere Zukunft
       
       MÜNSTER taz | Um zu erfahren, welches Signal vom diesjährigen
       Deutschlandtag der Jungen Union ausgehen soll, muss man nur versuchen, sich
       ins WLAN einloggen. Das Passwort für Pressevertreter:innen:
       „DLT21-Neuanfang“. Und ebenso wenig subtil trägt es [1][JU-Chef Tilman
       Kuban] vor Beginn des dreitägigen Treffens in Münster vor.
       
       „Von diesem Deutschlandtag soll ein Aufbruch ausgehen“, sagte Kuban am
       Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz, die mit einer halben Stunde
       Verspätung begann. „Unsere Wahlanalyse wurde im Bundesvorstand der Jungen
       Union sehr heiß diskutiert“, so der JU-Chef zur Erklärung.
       
       Von Freitagabend bis Sonntag kommt die Nachwuchsorganisation von CDU und
       CSU in der Münsterlandhalle zu ihrem Jahrestreffen zusammen – und dass sie
       ein Aufbruchssignal senden will, ist nach [2][dem Debakel von CDU und CSU
       bei der Bundestagswahl wenig überraschend]. Ursprünglich sollte das Thema
       Mobilität im Zentrum des Treffens stehen, ein entsprechender Leitantrag
       wird auch beraten und abgestimmt.
       
       Doch die Debatte bestimmen dürften die Wahlanalyse und vor allem die
       künftige Aufstellung der Union, inhaltlich aber auch personell. Denn
       zahlreiche Christdemokraten, die als Kandidaten für den künftigen
       Parteivorsitz gehandelt werden, sind als Redner in Münster geladen. Es
       könnte ein erstes Schaulaufen werden.
       
       ## Schaulaufen der Möchtegern-CDU-Retter
       
       Den Anfang macht am Freitagabend Friedrich Merz, am Samstag folgen
       Gesundheitsminister Jens Spahn und Carsten Linnemann, der Chef der
       Mittelstandsvereinigung, am Sonntag wird Fraktionschef Ralph Brinkhaus ein
       Grußwort halten. Nur ein Auftritt vom eher liberalen Norbert Röttgen ist
       nicht vorgesehen. Aber er will immerhin vorbeischauen.
       
       Merz und Spahn haben traditionell viele Anhänger:innen in der JU. Bei
       der Wahl zum Parteivorsitz im vergangenen Januar hatte sich in einer
       Online-Befragung eine Mehrheit des christdemokratischen Nachwuchses für
       Merz ausgesprochen.
       
       Bislang ist das Verfahren unklar, nach dem der neue Parteichef gekürt
       werden soll, vielerorts in der CDU wird inzwischen eine Mitgliederbefragung
       diskutiert. In seiner Wahlanalyse, die der Deutschlandtag verabschieden
       soll, fordert der Bundesvorstand der JU eine solche Befragung der Basis.
       Dies könne, so heißt es, in Form einer schnellen Online-Abstimmung oder
       einer Urnenwahl in den Kreisgeschäftsstellen durchgeführt werden.
       
       Das Ergebnis einer Mitgliederbefragung wäre nicht bindend. Es ist aber
       schwer vorstellbar, dass sowohl Kandidaten als auch die
       Parteitagsdelegierten, die letztlich entscheiden, einfach darüber
       hinweggehen würden.
       
       ## Laschet kommt auch
       
       Auch Armin Laschet, der gescheiterte Kanzlerkandidat, den die Mehrheit
       [3][der Jungen Union] in dieser Position nie wollte, wird nach Münster
       kommen. Er wird am Samstag Vormittag eine Rede halten und danach – anders
       als ursprünglich in der Tagesordnung vorgesehen – „für Fragen der Jungen
       Union zur Verfügung stehen“, wie Kuban es nannte.
       
       Abgesagt hat zur Überraschung vieler CSU-Chef Markus Söder. Offiziell hat
       er besseres zu tun, er besucht eine Basiskonferenz der CSU in Oberfranken.
       Doch so mancher in der JU hält das für vorgeschoben. Denn auch wenn die
       Mehrheit der JU den CSU-Chef als Kanzlerkandidaten favorisiert hatte, an
       seiner Performance im Wahlkampf gibt es Kritik.
       
       Zuletzt hatte die JU in Bayern ihren Missmut recht deutlich formuliert und
       das „starke Zugpferd Markus Söder“ einfach aus einem Antrag gestrichen.
       „Wir hätten es für nötig erachtet, mit beiden Parteichefs zu sprechen“,
       kritisierte auch Kuban. Und fügte hinzu, dass Laschet sich der Diskussion
       stelle, zeige „starken Charakter“. Was man wohl auch als Kritik an Söder
       verstehen kann.
       
       ## Junge Union kritisiert „Kultur der Illoyalität“
       
       Vorgesehen ist am späten Samstagnachmittag auch eine Diskussion über die
       Wahlanalyse der JU mit den Generalsekretären von CDU und CSU, Paul Ziemiak
       und Markus Blume. Zahm wird es dabei vermutlich nicht zugehen. „Wir werden
       mit der Partei hart ins Gericht gehen“, kündigte die Erfurter
       JU-Vorsitzende Lilli Fischer im Vorfeld gegenüber der taz an. „Aber genau
       das braucht es.“
       
       In dem Papier des JU-Bundesvorstands werden Kandidat, Kampagne und
       Kommunikation kritisiert, aber auch eine „Kultur der Illoyalität“ und das
       „Durchstechen vertraulicher Informationen an die Medien“. Die
       Kanzlerkandidatenfrage sei zu spät geklärt worden, der Wahlkampf habe zu
       spät Fahrt aufgenommen, viele kreativen Ideen habe man im Keim erstickt.
       
       Unterdessen gibt es immer wieder Stimmen, die die Einführung einer
       Doppelspitze für den CDU-Vorsitz anregen – oder sich zumindest mehr Frauen
       in den Führungsgremien wünschen. Kuban hofft, dass sich auch eine Frau um
       den CDU-Vorsitz bewirbt. „Wenn die Frauen sagen, sie wollen mehr Einfluss,
       dann sollten auch Frauen kandidieren“, sagte er. „Ich persönlich würde das
       sehr gut finden.“ Einer Doppelspitze aber erteilte er aktuell eine Absage.
       
       15 Oct 2021
       
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