# taz.de -- Dumpingpreise bei Fleisch und Wurst: Die Schweinerei der Discounter
       
       > Aldi senkt die Wurstpreise, der erste Konkurrent hat bereits nachgezogen.
       > Kritik daran kommt aus Schleswig-Holstein vom Grünen Robert Habeck und
       > vom Bauernverband.
       
 (IMG) Bild: Jetzt noch billiger: Wurstwaren im Kühlregal.
       
       KIEL/ESSEN dpa | Der Preiskampf bei Fleischwaren ist am Samstag in eine
       neue Runde gegangen – und Schleswig-Holsteins Agrarminister Robert Habeck
       (Grüne) reicht es. „Über Fleischwaren einen Dumpingwettbewerb zu führen,
       ist schlicht eine Schweinerei“, schimpfte Habeck. Er forderte die
       Verbraucher auf, verantwortungsvoll zu handeln und diese Waren zu
       „verschmähen“. Die Discounter müssten aufhören, die Spirale immer weiter zu
       drehen, sagte der Minister der dpa am Samstag.
       
       Der Preiskampf im deutschen Lebensmittelhandel hatte sich am Samstag
       verschärft. Discount-Marktführer Aldi läutete eine neue Preisrunde ein und
       senkte die Preise für zahlreiche Wurstwaren vom Bratenaufschnitt über den
       Schwarzwälder Schinken bis zur Salami. Mit Norma folgte kurz darauf der
       erste Rivale und senkte ebenfalls die Preise.
       
       „Lockangebote, die den Bauern die Daumenschrauben anlegen und sie zwingen,
       Masse statt Klasse zu produzieren, zerstören alles, was politisch sinnvoll
       ist“, sagte Habeck. „Es heizt ein System an, in dem das Wohl des Tieres
       nachrangig ist, in dem auch durch Gesetzesverstöße auf Schlachthöfen Tieren
       unnötiges Leid zugefügt wird.“
       
       Der Präsident des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes, Werner Schwarz,
       hatte den Preiskampf zuvor ebenfalls kritisiert. „Wir fragen uns jetzt
       schon, was macht der Lebensmitteleinzelhandel da“, sagte Schwarz der dpa.
       Der Druck auf die Erzeuger, billiger zu produzieren, werde durch solche
       Preissenkungen größer, sagte Schwarz.
       
       Aldi begründete die Preissenkungen zwischen 2,5 und 10 Prozent mit den
       gesunkenen Einkaufspreisen. Aldi gebe diese Preisvorteile an seine Kunden
       weiter – ohne Abstriche an der Qualität oder den Tierschutzstandards. Norma
       begründete die Senkungen mit günstigeren Einkaufspreisen, die umgehend an
       die Kunden weitergereicht würden. Auch dort geht es um zahlreiche
       Aufschnittsorten, deren Preis je Packung in der Regel um 10 Cent reduziert
       wird.
       
       ## Die Lebensmittelpreise sinken
       
       Aldi sorgt zurzeit mit immer neuen Rotstift-Aktionen dafür, dass die Preise
       im deutschen Lebensmittelhandel erstmals seit Jahren wieder auf breiter
       Front ins Rutschen geraten. Seit Januar hat Aldi Schlag auf Schlag die
       Preise für Eier, Instant-Kaffee, Frühstücks-Cerealien, Wein, Fisch, Butter
       und Fleisch gesenkt und setzt damit die Konkurrenz unter Druck.
       
       Denn viele Wettbewerber orientieren sich im Preiseinstiegsbereich am
       Discount-Marktführer. Vor allem die Preissenkungen bei Rind- und
       Geflügelfleisch vor einer Woche stießen jedoch bei Tierschützern, aber auch
       in Teilen des Handels auf Kritik. Der deutsche Tierschutzbund sprach von
       einer Dumping-Strategie auf dem Rücken der Tiere. Auch Konkurrent Lidl
       kritisierte in einem für die Branche ungewöhnlichen Schritt aus
       Tierschutzgründen die Preissenkungen des Marktführers.
       
       Doch ließ sich Aldi von der Kritik nicht beeindrucken, wie die neue
       Preisrunde zeigt. Für den Marktführer ist es zurzeit wichtig, Preissignale
       zu setzen. Denn immer wieder sieht sich Aldi durch Wettbewerber
       herausgefordert. So unterboten Rivalen wie Lidl oder Rewe in den
       vergangenen Monaten immer wieder mit Sonderangeboten die Aldi-Dauerpreise
       und kratzen damit am Billig-Image des Unternehmens.
       
       15 Mar 2014
       
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