# taz.de -- Ende der EU-Missionen in Niger: Ein glanzloser Rauswurf
       
       > Nigers Militärputschisten beschließen das Ende der EU-Missionen zur
       > militärischen Zusammenarbeit mit Niger. Darauf hätte die EU selbst kommen
       > können.
       
 (IMG) Bild: Konvoy französischer Panzer bereitet den Abzug in Niamey in Niger vor
       
       Erst vor wenigen Monaten zog Josep Borrell, der außenpolitische Beauftragte
       der EU, eine vernichtende Bilanz des Wirkens der Europäischen Union in der
       afrikanischen Sahelzone. In zehn Jahren hätten EU-Missionen in Mali und
       Niger für 600 Millionen Euro insgesamt 30.000 Angehörige der lokalen
       Streitkräfte ausgebildet, davon 18.000 Soldaten, berichtete er dem
       Europäischen Parlament.
       
       „Dies hat nicht geholfen, die Streitkräfte zu konsolidieren, um
       demokratische Regierungen zu unterstützen, sondern um sie zu stürzen.“
       Angesichts dessen ist es ein Wunder, dass die EU ihre diversen Ausbildungs-
       und Kapazitätsaufbaumissionen in Mali und Niger nicht von sich aus
       dichtmacht, sondern sie möglichst weiterlaufen lässt, und sei es bloß auf
       dem Papier und mit sich selbst beschäftigt. Sowohl in Mali als auch in
       Niger hat die EU die sicherheitspolitische Zusammenarbeit eingestellt.
       
       Aber die Mali-Mission [1][EUTM Mali] ist immer noch da, obwohl sie keinen
       lokalen Partner mehr hat, und veröffentlicht Mitteilungen über
       Mali-Aktivitäten wie zuletzt die Feier des Nationalfeiertages von Rumänien.
       Die Niger-Missionen werden jetzt nicht von der EU aus eigener Initiative
       eingestellt, sondern Nigers herrschende Militärs werfen sie hinaus – ein
       völlig überflüssiger, leicht vermeidbarer [2][Propagandaerfolg für die
       Putschisten], die sich zugleich öffentlichkeitswirksam an Russland
       annähern.
       
       Deutschland und die EU sollten unter ihre militärische Zusammenarbeit mit
       den Staaten der Sahelzone von sich aus noch dieses Jahr einen klaren
       Schlussstrich ziehen. Die UN-Mission aus Mali zieht schließlich auch bis
       Jahresende ab, das Bundeswehrkontingent wird kommende Woche wieder
       vollständig zuhause erwartet, [3][der Partner Frankreich geht ohnehin].
       
       Sicher gibt es Notwendigkeiten und Möglichkeiten für entwicklungspolitische
       und wirtschaftliche Kooperation Deutschlands auch mit Militärputschisten
       und nichtgewählten Regierungen in einer strategisch bedeutsamen Region der
       Welt. Aber das [4][Erbe vergangener Zeiten] und Illusionen müssen Brüssel
       und Berlin endgültig hinter sich lassen.
       
       6 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/eutmmali1
 (DIR) [2] /Niger-nach-dem-Putsch/!5953720
 (DIR) [3] /Frankreichs-Abzug-aus-Niger/!5962452
 (DIR) [4] /Militaerputsch-in-Niger/!5947597
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Niger
 (DIR) Sahel
 (DIR) Militärjunta
 (DIR) Putsch
 (DIR) GNS
 (DIR) ecowas
 (DIR) Niger
 (DIR) Niger
 (DIR) Niger
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Niger nach dem Putsch: Zahnlose Staatengemeinschaft Ecowas
       
       Die Staatengemeinschaft Ecowas agiert in Niger zurückhaltend gegenüber den
       Putschisten. Gegen Militärregierungen zeigt sie sich wieder einmal
       machtlos.
       
 (DIR) Ein halbes Jahr nach dem Putsch in Niger: Niger öffnet Migrationsroute
       
       Nigers Militärregierung setzt das Verbot des Transports von Migranten
       Richtung Libyen wieder aus. Darauf basierte die Partnerschaft Nigers mit
       der EU.
       
 (DIR) Terrorangriffe in Niger: Mindestens 29 Soldaten getötet
       
       Nigers Putschisten hatten Sicherheit versprochen. Jetzt gab es einen
       zweiten Terrorangriff aufs Militär. Doch die Kritik richtet sich an
       Frankreich.
       
 (DIR) Militärputsch in Niger: Deutschlands Sahel-Scherbenhaufen
       
       Europa investiert in Militärapparate, die moderner agieren als die Staaten,
       denen sie dienen. Und dann wundert man sich, wenn diese Militärs putschen.