# taz.de -- Ende der Feuerpause im Gazastreifen: Ägypten muss Fluchtwege öffnen
       
       > Israel ist nicht allein für das Schicksal der Zivilisten im Gazastreifen
       > verantwortlich. Ägypten trägt Mitschuld, solange die Grenze geschlossen
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Frauen und Kinder fliehen nach dem Ende der Feuerpause, Khan Younis, Gaza, 01.12.2023
       
       Das Ende der Feuerpause im Gazastreifen ist eine bittere Nachricht. Bitter
       für die rund 160 noch in den Händen der islamistischen Terroristen
       verharrenden Entführten, bitter für ihre Angehörigen und Freunde und bitter
       für die Menschen im Gazastreifen. Dass die Hamas die Abmachungen verletzte
       und offenbar noch vor [1][Ablauf der Feuerpause] wieder Raketen auf Israel
       abfeuerte, wird für die PalästinenserInnen kaum eine Rolle spielen. Für sie
       heißt es jetzt, die gesammelten Vorräte und sich selbst in Sicherheit
       bringen.
       
       Die zweite Runde der Kämpfe wird vermutlich noch schlimmer werden als die
       erste. Die israelische Armee wird verstärkt nach Süden vordringen, um ihr
       Ziel zu erreichen, die Hamas zu bezwingen. Gut drei Viertel der rund zwei
       Millionen Menschen sollen gerade dorthin geflohen sein. [2][Philippe
       Lazzarini], Chef des Palästina-Hilfswerks UNRWA, warnt vor der Möglichkeit,
       Israel könne die Flüchtlinge über die Grenze nach Ägypten treiben. Nichts
       Besseres könnte ihnen passieren.
       
       Ägypten hätte längst wenigstens palästinensische Frauen und Kinder aus dem
       Gazastreifen ins Land lassen sollen, um sie vor den israelischen Angriffen
       und der Hamas, die sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen könnte,
       zu schützen. Und um ihnen Krankheiten zu ersparen, sie mit
       [3][Nahrungsmitteln, frischem Wasser und Medikamenten] zu versorgen.
       
       Der einseitige Druck auf Israel, sei es von Seiten des
       [4][UN-Generalsekretärs] António Guterres, die Angriffe auf die
       Zivilbevölkerung einzustellen, sei es von den USA, die auf eine Fortsetzung
       der Feuerpause drängten, ist heuchlerisch. Allen ist klar, dass Israel eine
       Wiederholung der Hamasangriffe ausschließen will und weiterkämpfen wird,
       bis das Ziel, die Terrororganisation zu entwaffnen, erreicht ist.
       
       ## Temporäre Aufnahme im Sinai
       
       UN und USA täten stattdessen gut daran, Ägypten die nötige Unterstützung
       anzubieten, um Hunderttausende Menschen aus dem Gazastreifen temporär im
       Sinai aufzunehmen. Denn es ginge dabei um eine zeitlich sehr begrenzte
       Phase. Sobald die Kämpfe enden, könnten die Lager in den Gazastreifen
       verlegt werden. Wer die Berichte von befreiten Geiseln liest, mag sich
       schwer tun damit, Sympathie für die Menschen im Gazastreifen zu empfinden,
       die den 12-jährigen Eitan schlugen, als ihn Hamaskämpfer abführten.
       
       Oder für die Zivilisten, die den entführten [5][Roni Krivoi], der sich
       selbst aus der Geiselhaft befreien konnte, erneut an die Hamas
       auslieferten. Oder für die jubelnde Menge, die sensationsgeil der
       Geiselübergabe beiwohnt, anstatt beschämt die Köpfe zu senken. Ein großer
       Teil der Zivilbevölkerung hegt nach wie vor Sympathie für die Hamas. Eine
       Chance, die bevorstehende Schlacht zu überleben, steht ihr dennoch zu.
       
       1 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5977369
 (DIR) [2] https://twitter.com/UNLazzarini/status/1730335566527353032?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Etweet%7Ctwtr%5Etrue
 (DIR) [3] /Humanitaere-Lage-in-Gaza/!5970955
 (DIR) [4] /Die-UN-und-der-Nahost-Konflikt/!5968866
 (DIR) [5] https://www.timesofisrael.com/israeli-russian-released-by-hamas-had-escaped-for-4-days-was-recaptured-in-gaza/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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