# taz.de -- Ende des Klima-Hungerstreiks: Das Momentum fehlt
       
       > Der Hungerstreik in Berlin endet zum Glück ohne menschliche Tragödie. Er
       > verpuffte auch deshalb, weil andere Krisen derzeit dominieren.
       
 (IMG) Bild: Wolfgang Metzeler-Kick und die anderen Klimaaktivist:innen haben ihren Protest für eine nachhaltigere Klimapolitik beendet
       
       Es ist nichts als schlau, aufzuhören, wenn man nichts mehr erreichen kann.
       Die Berliner Klimaaktivist:innen im Hungerstreik sind nicht bis zum
       Äußersten gegangen. Sie haben, rational völlig nachvollziehbar, ihren
       Protest für eine nachhaltigere Klimapolitik beendet – und essen wieder,
       kurz vor dem 100. Tag der Verweigerung der Nahrungsaufnahme ihres
       Frontmanns Wolfgang Metzeler-Kick.
       
       Am Ende der auch in der Szene umstrittenen Aktion ist den acht Klima-Ultras
       zu danken. Und zwar dafür, dass sie die Aktion – offenbar ohne
       schwerwiegende Schäden – aufgegeben haben. [1][Es ist zwar lobenswert, wenn
       jemand sein persönliches Schicksal für die Sache aller opfern will]. Aber
       dieser Heroismus war an dieser Stelle fehlgeleitet. Er hat versucht, die
       Berliner Klimapolitik in die Zange zu nehmen. Aber das Mittel Hungerstreik
       ist dafür schlicht nicht geeignet.
       
       Metzeler-Kick und seine MitstreiterInnen hatten vom Kanzler ultimativ ein
       öffentliches Bekenntnis zur Klimakrise gefordert – und sich nun, als sich
       Olaf Scholz nicht rührte, für das Leben entschieden. Richtig so. Denn:
       Demokratisch legitimierte Kanzler dürfen sich von niemandem erpressen
       lassen, selbst wenn das Anliegen noch so groß ist. Selbst einem
       Scholz’schen Machtwort wäre ja nicht zwangsläufig eine Klimaaufholjagd der
       Ampel gefolgt. Dann wäre die radikale Selbstgefährdung der
       Hungerstreikenden sinnlos geblieben; möglicherweise wäre das Opfer
       Einzelner sogar schlicht verpufft.
       
       Was heißt das Ende des Streiks? Hungern bewirkt nichts, auf der Straße
       festkleben nützt nichts, Kohletagebaue besetzen nützt nichts,
       [2][Klimastreiken ist sinnlos]? Nein. Die Bewegung muss sich eingestehen,
       dass die Kriege und Krisen der aktuellen Welt dem Klimathema derzeit das
       Momentum genommen haben. Der Druck, den die Fridays bis 2020 auf die
       Klimapolitik weltweit ausübten, hat nachgelassen. Aber das wird nicht so
       bleiben. Die Stunde derjenigen, die die Welt vor der Überhitzung bewahren
       wollen, wird kommen. Vielleicht mit der nächsten Naturkatastrophe. Das ist
       dann schon sehr, aber hoffentlich noch nicht zu spät.
       
       14 Jun 2024
       
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