# taz.de -- Eröffnung des Flughafens BER: Wo das Coronavirus hilft
       
       > Die schwere Lage im Flugverkehr macht die geplante Eröffnung des BER im
       > Herbst sogar einfacher, sagt Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup.
       
 (IMG) Bild: Bei der Fertigstellung des Pannenterminals T1 sei man „sehr, sehr weit“, sagt Lütke Daldrup
       
       BERLIN taz | Auch wenn es zynisch klingt: Die geplante Inbetriebnahme des
       Großflughafens BER Ende Oktober wird durch die Corona-Pandemie nicht
       gefährdet, sondern sogar begünstigt. Das ist zumindest die Einschätzung des
       Geschäftsführers der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB),
       Engelbert Lütke Daldrup.
       
       Grund: Der Flugverkehr in Tegel und Schönefeld ist seit Beginn der Krise
       dramatisch eingebrochen, und die FBB rechnet damit, dass sich die Lage auch
       im Herbst noch nicht vollständig erholt haben wird. Das dürfte den Umzug
       und die Aufnahme des Betriebs in Schönefeld spürbar erleichtern, sagte
       Lütke Daldrup am Donnerstagabend nach einer Sitzung des Aufsichtsrats.
       
       Es war wahrscheinlich die kürzeste Pressekonferenz nach einer
       Flughafen-Aufsichtsratssitzung in den vergangenen Jahren – bei denen es ja
       immer um die baulichen Mängel und neue Pannen beim Terminal-Umbau sowie die
       Frage ging, ob die für Ende 2020 versprochene Eröffnung wirklich würde
       eingehalten werden. Diesmal fehlte allerdings die Presse: Lütke Daldrup und
       Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider standen vor einem leeren Raum. Die
       JournalistInnen verfolgten die Statements der beiden per Videostream und
       hatten die Gelegenheit, sich per Chat zu Wort zu melden. Offenbar ein
       Format, das diszipliniert. Jedenfalls blieb die Zahl der Fragen sehr
       überschaubar.
       
       Er müsse „alle enttäuschen, die auf eine Absage spekulieren“, sagte
       Bretschneider gleich zu Beginn. Die Botschaft des Auftritts war eindeutig:
       Krise hin, Krise her, beim BER bleibt alles wie geplant.
       
       Geschäftsführer Lütke Daldrup betonte, der Probebetrieb („ORAT“), der Ende
       April [1][mit einer Evakuierungsübung] im Flughafenbahnhof beginnen soll,
       werde wegen Corona nicht abgesagt oder verschoben: „Vielleicht werden wir
       ein bisschen mehr elektronisch organisieren und die Anzahl der Personen
       verringern.“
       
       Wegen des erwarteten geringeren Verkehrsaufkommens im Oktober könne man
       auch die Zahl der Probedurchläufe reduzieren – und im Übrigen sei der
       Probebetrieb nicht vorgeschrieben. Es handele sich nur um ein
       „Best-Practice“-Verfahren, das sich in den vergangenen Jahrzehnten bewährt
       habe. „Wir könnten auch ohne jedes ORAT-Programm öffnen.“
       
       Bei der Fertigstellung des Pannenterminals T1 sei man „sehr, sehr weit“, so
       Lütke Daldrup. Die noch ausstehenden Prüfungen der „Kabelgewerke“ würden in
       diesem Monat abgeschlossen und dem TÜV zur Abnahme übergeben.
       
       ## Ein optimistischer Geschäftsführer
       
       Daran ändere auch die vorsorgliche Quarantäne einiger TÜV-Mitarbeiter
       nichts: Der TÜV hatte am Dienstag Teile seines Personals von der Baustelle
       abgezogen, weil sie Kontakt mit einer positiv auf SARS-CoV-2 geprüften
       Person gehabt hatten. Diese Kollegen prüften jetzt die Dokumente vom Home
       Office aus und würden in der kommenden Woche wieder auf dem Projekt
       eingesetzt. „Sie sehen einen optimistischen Geschäftsführer vor sich“,
       sagte Lütke Daldrup in seiner gewohnt trockenen Art.
       
       Dabei geben die aktuellen Entwicklungen eigentlich wenig Grund zu
       Optimismus: Der Verkehr sei durch die Corona-Pandemie „eingebrochen“, so
       der Geschäftsführer. „In den letzten Tagen hatten wir noch ein Viertel des
       üblichen Verkehrs, und wir rechnen damit, dass das in den kommenden Tagen
       weiter zurückgeht.“
       
       Die FBB werde sich deshalb in Tegel und Schönfeld-Alt auf je ein Terminal
       konzentrieren. Wichtig zu betonen war Lütke Daldrup, dass die Flughäfen zur
       systemrelevanten Infrastruktur gehörten und auch nur das Passagieraufkommen
       zurückgehe: „Wir erleben, dass der Frachtverkehr nicht sinkt, sondern
       steigt.“
       
       Trotzdem muss die Flughafengesellschaft jetzt „massiv Kosten sparen und
       Betriebsausgaben reduzieren“, wie es in einem anschließend versandten
       schriftlichen Statement heißt: „Das bedeutet, jede Neueinstellung, jede
       Investition, jede Ausgabe steht auf dem Prüfstand. Kurzarbeit wird
       erforderlich.“
       
       Lütke Daldrup kündigte auf der virtuellen Pressekonferenz an, die
       FFB-Geschäftsführung werde mit Unterstützung des Aufsichtsrats „finanzielle
       Hilfen“ bei den Gesellschaftern beantragen – also den Ländern Berlin und
       Brandenburg sowie dem Bund. Die hätten auch bereits Zustimmung
       signalisiert. Wie hoch diese Hilfen ausfallen werden, darüber lasse sich im
       Moment noch nichts Konkretes sagen.
       
       Zwei konkrete Nachrichten gab es dann aber noch. Erstens: Der Businessplan
       2020, der die langfristige Finanzierung der FBB absichern soll, ist
       beschlossen. Für den Zeitraum 2021–2024 sind 792 Millionen Euro vorgesehen,
       die zur Hälfte als Kredite aufgenommen werden und zur anderen Hälfte von
       den Gesellschaftern kommen. Zweitens: Der „optimistische Geschäftsführer“
       bleibt noch ein bisschen. Lütke Daldrups Vertrag wurde vom Aufsichtsrat um
       ein Jahr bis März 2022 verlängert.
       
       20 Mar 2020
       
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