# taz.de -- Fehlstart von Harry Kane bei Bayern: Nur kurze Schadenfreude
       
       > Fußballfans können sich leicht aufregen über den teuren Bayern-Transfer
       > Harry Kane. Aber gleichzeitig wollen sie, dass ihr Club ganz oben
       > mitmischt.
       
 (IMG) Bild: Der 100-Millionen-Transfer Harry Kanes erregt Fußball-Deutschland
       
       Ach, war das ein schönes Wochenende für alle, die den FC Bayern hassen,
       weil er so reich und arrogant ist. Die neue Saison beginnt mit großer
       Schadenfreude. Im Sinne des wahren, guten, sauberen Fußballs hätte nichts
       Besseres passieren können als die 0:3-Heimpleite der Münchner im ersten
       Spiel [1][mit 100-Millionen-Einkauf Harry Kane], dem teuersten Spieler der
       Bundesliga-Geschichte. Doch wer die Niederlage der hemmungslosen
       Großeinkäufer im deutschen Supercup-Finale hämisch feiert, muss schon beide
       Augen zudrücken.
       
       Bei genauerem Hinschauen bleibt die Schadenfreude leider im Hals stecken.
       Denn Kane dürfte sich noch steigern, und der Supercup-Sieger, der die
       Bayern so blamierte, heißt RB Leipzig. Wenn ausgerechnet der mit
       Energydrink-Millionen finanzierte Retortenclub nun die stärkste Konkurrenz
       des Serienmeisters darstellt, wird aus Sicht der Fußballmelancholiker ja
       alles sogar schlimmer. Dann kann man nur noch auf die Borussia aus Dortmund
       hoffen, die aber auch kein Arbeiterverein mehr ist, sondern längst eine
       börsennotierte AG. Ja, wer sich über den krassen Turbokapitalismus im
       Fußball aufregt und trotzdem Fan der Spitzenvereine bleiben will, hat es
       nicht leicht.
       
       Viele Anhänger verhalten sich deshalb inzwischen schizophren: Sie
       protestieren einerseits gegen die Auswüchse der Kommerzialisierung – und
       andererseits oft schon nach drei Niederlagen gegen die vermeintlichen
       Versager ihres eigenen Teams. Alle wünschen sich weniger Geldgier, aber
       freiwillig verlieren will auch fast niemand. Ein Dilemma, zumal eine
       wünschenswerte Begrenzung der irrsinnigen Gehalts- und Ablösesummen in
       Deutschland wohl den endgültigen Abschied vom internationalen
       Spitzenfußball bedeuten würde, da in anderen Ländern noch höhere Summen
       gezahlt werden.
       
       Freuen wir uns also lieber noch eine Woche über den scheinbar wahren,
       guten, sauberen Fußball [2][bei der Frauen-WM] und vergessen wir kurz, dass
       auch bei den Frauen längst das Geld die Titel holt und die Besten bei den
       Reichsten spielen. In der deutschen Liga beim FC Bayern oder VW Wolfsburg.
       
       13 Aug 2023
       
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