# taz.de -- Folgen des US-Abtreibungs-Urteils: Ideologisierte Frauenkörper
       
       > Die Frage des Schwangerschaftsabbruchs ist zum Kern einer extremen
       > Ideologie geworden. Sie soll konservativ-religiöse Wähler:innen
       > mobilisieren.
       
 (IMG) Bild: Richter:innen in die Hölle: Eine wütende Demonstrantin vor dem Supreme Court
       
       Das höchste Gericht der USA hat Frauen das fundamentale Recht genommen,
       selbst über ihren Körper, ihr Leben und ihre Gesundheit zu entscheiden. Die
       konservative Mehrheit des Supreme Court – Donald Trump hat in seiner
       Amtszeit drei Richter:innen ernannt und diese Mehrheit wohl für
       Jahrzehnte zementiert – hat durchgesetzt, was vor wenigen Jahren noch
       unvorstellbar war: Der Schwangerschaftsabbruch wird in großen Teilen der
       USA illegal sein.
       
       Direkt nach Verkündung des Urteils traten in einigen Staaten Gesetze in
       Kraft, die Abbrüche unter Strafe stellen – in Alabama sogar bei
       Vergewaltigung und Inzest. In Arkansas stehen auf das Vornehmen von
       Schwangerschaftsabbrüchen bis zu zehn Jahre Haft. Nicht abzusehen, was für
       Gesetze noch folgen werden.
       
       Bei alldem geht es nicht darum, Leben zu retten, wie die sogenannte
       [1][Pro-Life-Bewegung] es seit Jahrzehnten propagiert. Dass die
       Kriminalisierung von Abbrüchen zu weniger Abbrüchen führe, ist eine lang
       widerlegte Behauptung. Die Kriminalisierung führt nur zu mehr illegalen
       Abbrüchen. Sie rettet kein Leben, sondern kostet Leben und Gesundheit von
       Schwangeren. Abtreibungsverbote treffen Frauen, die es sich nicht leisten
       können, Hunderte Kilometer zu reisen, besonders hart.
       
       Ideologien scheren sich wenig um Einzelne. Auch nicht um wissenschaftliche
       Fakten, siehe Klimawandel oder Coronamaskendebatte. Die Frage des
       Schwangerschaftsabbruchs ist in den USA – und in vielen anderen Ländern,
       nicht zuletzt in [2][Deutschland] – zum Kern einer extremen, ja
       extremistischen Ideologie geworden. In den Vereinigten Staaten war es eine
       bewusste politische Entscheidung.
       
       Bis in die 1980er Jahre war die republikanische Partei dem Thema Abtreibung
       gegenüber nicht besonders negativ eingestellt. Unter Ronald Reagan wurde
       aber das Potenzial dieser Frage entdeckt. Mit ihr ließen sich besonders
       konservative und religiös eingestellte Wähler:innenschichten
       politisieren.
       
       Demokratische Grundpfeiler – Geschlechtergleichheit, Nichtdiskriminierung,
       Recht auf körperliche Unversehrtheit – wurden in den USA von einem Tag auf
       den anderen gekippt. So schnell kann es gehen. Umso mehr Grund, sich auch
       hier ideologischen Kräften entgegenzustellen.
       
       26 Jun 2022
       
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