# taz.de -- Gefahren für die kritische Infrastruktur: Willkommen im hybriden Krieg
       
       > Nach der Zerstörung der Gasleitungen in der Ostsee dämmert es dem Westen:
       > Lebenswichtige Adern wie Pipelines oder Internetkabel sind schlecht
       > geschützt.
       
 (IMG) Bild: Gaslecks in der Ostsee, verursacht durch Sabotage der Nordstream-Pipelines. Auch Unterseewasserkabel sind in Gefahr
       
       Russland setzt die Zeichen für die nächste Eskalationsstufe im
       Angriffskrieg auf die Ukraine. Scheinreferenden, Abstimmungen unter
       Gewaltandrohung, die Annexion besetzter Gebiete. Die Verschiebung der
       Grenzen der Ukraine wird in einer absurden Zeremonie fixiert. Und: Der
       Krieg zeigt erneut die Verletzlichkeit des Westens.
       
       International werden die Folgen des Krieges in ihren feinsten Verästelungen
       offenbar jetzt erst den politischen Entscheider:innen klar. Ein echtes
       Erweckungserlebnis. Jahrelang wurden technische wie energiepolitische
       Abhängigkeiten bewusst geschaffen. An einen doppelten Boden oder eine
       Exitstrategie hat keiner gedacht. Oder – so der ernüchternde Verdacht:
       Fallstricke wurden wissentlich eingepreist. Der Krieg trifft die EU, die
       globalisierte Welt an ihren neuralgischen Punkten.
       
       Bestes Beispiel sind [1][die vier Lecks an den beiden Ostsee-Pipelines].
       Noch ist unklar, wer für den mutmaßlichen Sabotageakt verantwortlich ist,
       vermutlich wird auch nie eine eindeutige Aufklärung möglich sein. Aber:
       Unsere kritische Infrastruktur ist in höchstem Maße anfällig. Vulnerabel –
       [2][wie etwa Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kleinlaut zugeben
       muss]. Und sie schiebt hinterher: Man müsse sich auf bisher nicht denkbare
       Szenarien vorbereiten.
       
       Der Aufruhr über die ach so überraschende Erkenntnis ist groß. Hybride
       Kriegsführung ist kein Wortgeplänkel. Kein Begriff, den
       Politikwissenschaftler:innen nutzen, um Kriegstheorien zu prüfen.
       Dieser Krieg zeigt in einer Finesse, dass Krieg nicht nur an den
       Frontlinien, Soldat:in gegen Soldat:in, stattfindet. Nein, gekämpft
       wird im digitalen Raum, in Meerestiefe, an den Pipelines. Wer auch immer
       zum Täterkreis gehört, hat mit der Sabotage ein schmerzliches Signal
       gesetzt.
       
       ## Warnungen wurden überhört
       
       In den Fokus rücken nun die Unterseewasserkabel, über die zu großen Teilen
       unsere globale Kommunikation läuft. Der Schutz auch dieser kritischen
       Infrastruktur wurde offenbar nicht mitgedacht. Jetzt folgt die bittere
       Einsicht, dass Gefahrenabwehr für die Leitungen kaum möglich ist. Größte
       Hürden sind das Gerangel um Zuständigkeiten und hochsensibles Gerät zur
       Überwachung. Die skandinavischen Länder, aber auch Geheimdienste warnten
       vor Attacken. Gehört wurden sie nicht. Auch das ist bitter.
       
       Der Westen, auch die Bundesregierung, setzte bisher keine Priorität für das
       Thema. Ein Versäumnis, das auch auf eine falsch eingeschätzte
       Bedrohungslage zurückzuführen ist. Hier bedarf es einer dringenden
       Korrektur: Unsere kritische Infrastruktur, Basis für Wirtschaft,
       Kommunikation, unsere Gesellschaft, ist Ziel dieses Krieges.
       
       1 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tanja Tricarico
       
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