# taz.de -- Italienische Gemeindewahlen: Sieg nach Punkten für die Linken
       
       > Italiens populistische Rechte muss eine heftige Wahlschlappe einstecken.
       > Das verdankt sie vor allem ihrer Klientel, die nicht an den Urnen
       > erschien.
       
 (IMG) Bild: Neuer Bürgermeister von Rom: der Sozialdemokrat Roberto Gualtieri
       
       [1][60 Prozent in Rom, 60 Prozent auch in Turin]: Besser hätte es für die
       Bürgermeisterkandidaten der italienischen Linken kaum laufen können. Von
       einem „Triumph“ sprach denn auch Enrico Letta, Vorsitzender der gemäßigt
       linken Partito Democratico (PD), die sich nach [2][der ersten Runde der
       Kommunalwahlen vor zwei Wochen] – mit den Siegen in Mailand, Neapel,
       Bologna – jetzt über die Abrundung des Erfolgs freuen darf.
       
       Letta hat durchaus recht. Diese Wahl ist eine schallende Ohrfeige für
       Italiens populistische Rechte, für die Lega unter [3][Matteo Salvini]
       genauso wie für die postfaschistischen Fratelli d’Italia (FdI – Brüder
       Italiens) unter Giorgia Meloni. Doch wären Letta, wäre die PD gut beraten,
       das Resultat nicht zu sehr zu strapazieren.
       
       Denn um gegen die Rechte zu bestehen, braucht die PD die
       [4][5-Sterne-Bewegung] (M5S) als soliden Bündnispartner. Zwar kam es schon
       im Vorfeld der Kommunalwahlen zu lokalen Allianzen in Bologna und in
       Neapel, doch die 5 Sterne gehören mit miserablen Resultaten im Norden
       genauso wie im Süden des Landes zu den großen Verlierern der Wahl.
       
       Ob ihr neuer Chef, der frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte, den
       Niedergang der Bewegung aufhalten und ihr ein neues Profil verschaffen
       kann, wird sich noch zeigen. Mit dem Sieg der PD bei den jetzigen
       Kommunalwahlen sind die Chancen, eine breite, erfolgversprechende Allianz
       gegen die Rechte zu schmieden, zwar gestiegen, sicher ist indes noch
       nichts. Nur gute 40% der Wähler*innen fanden in der zweiten Runde den
       Weg an die Urnen.
       
       Das heißt, dass die Rechte weniger wegen massiver Abwanderungen ins andere
       Lager verloren hat, sondern weil ihre Klientel wahlmüder war als das der
       anderen Seite. So überrascht es nicht, dass sich in den nationalen
       Meinungsumfragen das Bild keineswegs gedreht hat. Dort liegen die Lega und
       die FdI weiterhin bei je 20%; mit ihren anderen rechten Bündnispartnern
       würden sie gegenwärtig Parlamentswahlen aus dem Stand gewinnen.
       
       Dennoch sind nicht nur die Bürger*innen Roms die Gewinner der Wahl,
       können sie sich doch freuen, dass in den nächsten fünf Jahren statt einer
       rechten Witzfigur – als solcher hatte sich der populistische Kandidat
       präsentiert – nun mit dem früheren Finanzminister [5][Roberto Gualtieri]
       ein kompetenter Politiker Italiens Hauptstadt regiert.
       
       Auch Italiens Linke kann dieses Resultat nutzen. Ein Resultat, das im
       ersten Schritt nur psychologisch wichtig ist, das aber mehr werden kann,
       wenn die Linke begreift, dass sie mit einem überzeugenden Programm, mit
       einer breiten Allianz gegen Italiens Rechte durchaus konkurrenzfähig wäre.
       
       19 Oct 2021
       
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 (DIR) Michael Braun
       
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