# taz.de -- Klopapier-Industrie in der Krise: „Holz is knapp!“
       
       > Nicht nur Mehl und Öl sind zurzeit Mangelware, auch Toilettenpapier ist
       > knapp. Die Kundschaft ist irritiert, aber die Gründe sind diesmal
       > vielfältig.
       
 (IMG) Bild: Für den Allerwertesten nur das Beste
       
       BERLIN taz | Nein, nicht schon wieder, ist der erste Gedanke angesichts des
       leeren Regals im Discounter. [1][Nicht nur Mehl und Öl sind zurzeit
       Mangelware], auch Klopapier ist knapp. Erinnerungen an die Anfangszeit der
       Coronapandemie werden wach. Kaum stand eine Palette mit neuen Rollen im
       Laden, war sie auch schon abgeräumt. Paketeweise, als gäbe es kein Morgen,
       schleppten die Menschen die Klo-Rollen aus den Läden.
       
       Und das soll sich nun wiederholen? [2][Bei Klopapier gebe es wieder
       Hamsterkäufe], bestätigt der Verkäufer einer kleinen Supermarktfiliale in
       Neukölln. Alle günstigen Eigenmarken seien vergriffen. Wie er sich das
       erklärt? Die Antwort kommt prompt: „Weil die Leute Angst haben und blöd
       sind.“
       
       Dasselbe Spiel im brandenburgischen Eberswalde: „Heute früh war noch was
       da, aber Sie sollten sich ranhalten,“ empfiehlt die Mitarbeiterin eines
       Supermarkts am Donnerstag am Telefon. Nach dem Ansturm auf Mehl, Öl und
       Senf sei nun auch Klopapier betroffen. Warum ist das so? „Wegen des Kriegs
       gibt es Lieferengpässe“, ist für die Frau klar.
       
       Der Hintergrund scheint wohl eher eine Rohstoffknappheit zu sein, wie eine
       Internetrecherche ergibt. Gerade auf dem Holz- und Papiermarkt sind
       Nachfrage und Preise im letzten Jahr explodiert, auch aufgrund
       pandemiebedingter Lieferschwierigkeiten ist die Verfügbarkeit des Rohstoffs
       reduziert.
       
       Der Onlinedienst der Nürnberger Nachrichten ist der Frage nach den Gründen
       für die neuerliche Klopapierknappheit schon Anfang Februar nachgegangen.
       Hier eine Zusammenfassung der Erkenntnisse: Die Toilettenpapier-Industrie
       stecke in der Krise. Die Hamsterkäufe zu Beginn der Pandemie hätten
       erwartungsgemäß nicht für den nachhaltigen Boom gesorgt – „Wer noch Vorrat
       hat, muss eben kein neues Toilettenpapier nachkaufen.“
       
       Zudem seien die Einfuhrpreise für Zellstoff um mehr als 45 Prozent
       gestiegen, [3][die für Altpapier um 75 Prozent]. Gestiegene Kosten in der
       Logistik und bei Strom trügen ihr Übriges zur dramatischen Entwicklung in
       der gebeutelten Branche bei. Viele Hersteller hätten bereits im vergangenen
       Jahr Preiserhöhungen angekündigt, um der angespannten Marktsituation
       gerecht zu werden. Diese seien aber bei den Branchen-Giganten und
       Einzelhändlern in Deutschland auf Unverständnis gestoßen.
       
       Gebe es diesbezüglich keine Einigung, so die Vermutung der Nürnberger
       Nachrichten, könnten die Regale schon bald so leer bleiben, wie es bei
       einigen Discountern bereits der Fall sei.
       
       Der Einfachheit halber könnte man es aber auch so ausdrücken wie die
       Mitarbeiterin eines Schöneberger Drogeriemarktes, die einer genervten
       Kundin den Klopapiermangel so erklärt: „Holz is knapp!“
       
       22 Apr 2022
       
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