# taz.de -- Korruptionsaffäre in Österreich: Kurz klammert sich an die Macht
       
       > Im Skandal um Medienkorruption und manipulierte Umfragen weist
       > Österreichs Bundeskanzler jede Verantwortung von sich. Glaubwürdig ist
       > das nicht.
       
 (IMG) Bild: Von seiner Unschuld überzeugt: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
       
       „In keiner SMS gibt es von mir einen Auftrag oder ein Ersuchen, etwas zu
       tun.“ Das sagte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am Mittwoch im
       TV-Interview. Er bestreitet damit die Vorwürfe der [1][Medienkorruption
       gegen seine ÖVP] nicht in der Sache. Man müsse sich an die verantwortlichen
       Personen, die sich durch entlarvende Chats selbst belastet haben, wenden.
       Nur er selbst sei frei von jeder Schuld. An Rücktritt denkt der der
       Anstiftung zur Bestechung Verdächtige nicht.
       
       Nur Naivlinge oder bedingungslose Verehrer des Kanzlers können daran
       glauben, dass ein [2][Kontrollfreak wie Kurz] von den Machenschaften seiner
       engsten Mitarbeiter nichts gewusst habe. Auch für die ermittelnde
       Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ist offensichtlich,
       dass eine mutmaßlich kriminelle Verschwörung mit dem Ziel, Kurz zum
       Parteichef und Kanzler zu machen, kaum ohne dessen Mitwirkung passiert sein
       kann. Es ist nur eine Beweisfrage.
       
       Selbst hartgesottene Korruptionsexperten wie der ehemalige
       Rechnungshofspräsident Franz Fiedler hätten „nicht zu träumen gewagt“, dass
       eine Gruppe innerhalb einer Partei eine Verschwörung anzettelt und mit
       Steuerzahlergeld gefälschte Umfragen in der Presse drücken lässt. Er glaubt
       nicht, dass Kurz zu halten ist. Erst wenn ein Minister zu mehr als einem
       Jahr Haft verurteilt ist, muss er zurücktreten. Das gilt auch für den
       Kanzler.
       
       Außer dem Bundespräsidenten und den eigenen Parteigranden kann niemand Kurz
       zur Aufgabe zwingen, solange die Koalition hält. Es ist gar nicht so
       unwahrscheinlich, dass er auch aus Neuwahlen wieder als Sieger hervorgehen
       würde. Doch er riskiert damit eine Spaltung der Gesellschaft. Ähnlich wie
       in den USA, wo eine große [3][Anzahl Konservativer Donald Trump]
       unverbrüchlich die Treue hält, ist in Österreich die Fangemeinde von
       Sebastian Kurz durch Fakten nicht von ihrem Glauben abzubringen.
       
       Der Kanzler würde dem Land und wohl auch seiner Partei einen Gefallen
       erweisen, wenn er sich zumindest bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe
       zurückziehen würde. Aber so tickt Sebastian Kurz nicht.
       
       7 Oct 2021
       
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