# taz.de -- Massenüberwachung mit Gesichtserkennung: Wen die Kamera erkennt
       
       > Von der Gesichtserkennung bis zum Fingerabdruck – die biometrische
       > Überwachung nimmt zu, so der Report einer Bürgerrechts-NGO.
       
 (IMG) Bild: Die biometrische Überwachung, z.B. mit Gesichtserkennung, ist auch in Europa auf dem Vormarsch
       
       BERLIN taz | Die Bürgerrechtsorganisation European Digital Rights (EDRi)
       sieht die Überwachung mit biometrischen Methoden wie Gesichtserkennung in
       Europa auf dem Vormarsch. „Die Nutzung von biometrischer Massenüberwachung
       im öffentlichen Raum ist in den vergangenen Jahren zunehmend und
       stillschweigend zu einer gängigen Methode geworden“, schreibt die
       Organisation [1][in einem am Mittwoch vorgelegten Report]. Dabei gehe es
       sowohl um Überwachung durch staatliche Stellen als auch durch private
       Akteure.
       
       Grundsätzlich [2][verbietet die Datenschutz-Grundverordnung biometrische
       Überwachung]. Nur in Ausnahmefällen ist sie erlaubt, zum Beispiel, wenn die
       Betroffenen ausdrücklich und freiwillig zugestimmt haben. [3][So musste
       kürzlich etwa der Berliner Zoo seine Pläne, Jahreskartennutzer:innen
       anhand biometrischer Gesichtserkennung zu identifizieren, stoppen].
       
       Der Bericht beleuchtet einzelne Länder in Fallbeispielen, darunter auch
       Deutschland. Hier kritisieren die Autor:innen unter anderem eine
       zunehmende Nutzung von Gesichtserkennung im öffentlichen Raum und die
       Verpflichtung zur Abgabe von Fingerabdrücken in Personalausweisen. Für die
       Gesichtserkennung führt der Report ein Beispiel aus Köln an, wo die Polizei
       Kameras installiert habe, die „biometric-ready“ seien, also tauglich für
       die Live-Gesichtserkennung.
       
       Im Blickfeld dieser Kameras seien nicht nur Personen, die sich auf Plätzen
       oder Straßen bewegen, sondern auch Arztpraxen, Kanzleien und religiöse Orte
       – und damit auch die Personen, die sie betreten oder verlassen. Die NGO
       kritisiert dabei grundsätzlich den Einsatz von Kameraüberwachung im
       öffentlichen Raum, weil sie das verdeckte Sammeln persönlicher Daten
       normalisiere.
       
       „Während die EU-Gesetze sagen, dass jeder von uns unschuldig ist, bis seine
       Schuld bewiesen ist, stellt die Verbreitung biometrischer
       Massenüberwachungspraktiken in ganz Europa das auf den Kopf“, kritisiert
       Ella Jakubowska von EDRi. In der Logik dieser Überwachungspraktiken sei
       jede:r so lange verdächtig, bis die Unschuld mittels der zur Überwachung
       gehörenden Datenbanken und Systeme nachgewiesen werde.
       
       7 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://edri.org/wp-content/uploads/2021/07/EDRI_RISE_REPORT.pdf
 (DIR) [2] https://dejure.org/gesetze/DSGVO/9.html
 (DIR) [3] /Biometrische-Gesichtserkennung/!5765029
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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