# taz.de -- Mutmaßlich illegale Parteispende: CDU drohen 2,46 Millionen Euro Strafe
       
       > Der Bundestag beschäftigt sich mit 820.000-Euro-Großspende von
       > Bauunternehmer Christoph Gröner. Im schlimmsten Fall drohen der CDU
       > Berlin hohe Strafzahlungen.
       
 (IMG) Bild: Denkt sich manchmal „im Affekt“ Bedingungen für Großspenden an die CDU aus: Baulöwe Christoph Gröner
       
       BERLIN taz | Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ist nach
       Großspenden des Immobilieninvestors Christoph Gröner, die mutmaßlich an
       Bedingungen geknüpft waren, weiter in Erklärungsnot. Mehrfach hatte der
       Bauunternehmer öffentlich erklärt, dass er mit Spenden von insgesamt
       820.000 Euro an die Berliner CDU im Jahr 2020 mehrere Forderungen verband –
       darunter die Veränderung des Mietendeckels und eine bessere Ausstattung von
       Kindern mit Behinderung. An Gegenleistung geknüpfte Parteispenden sind
       illegal.
       
       Mittlerweile spricht Gröner von „konstruierten“ Zusammenhängen. Er habe
       niemals eine Bitte oder Forderung gestellt oder konkrete Gegenleistungen
       erwartet: „Und wenn ich etwas anderes gesagt habe, dann war es im Affekt
       und sollte ausschließlich klarstellen, dass wir keinen wirtschaftlichen
       Vorteil davon haben, wenn wir eine Parteispende vergeben.“ Auch Wegner
       dementiert, dass die Spenden an Bedingungen geknüpft waren.
       CDU-Landesgeschäftsführer Dirk Reitze dementierte am Montag auf Anfrage der
       taz erneut mündliche oder schriftliche Abreden oder Bedingungen. Er halte
       die Spenden weiter für rechtmäßig, weitere Fragen stellten sich nicht.
       
       Dennoch beschäftigt sich inzwischen der [1][für illegale Parteispenden
       zuständige Bundestag] mit dem Fall. Die Parlamentsverwaltung werde die CDU
       um eine Stellungnahme bitten, heißt es. Wie lange die Auswertung dauern
       wird, sei nicht absehbar. Sollten sich Hinweise auf eine unzulässige
       Parteispende erhärten, droht der CDU ein Prüfverfahren und möglicherweise
       Strafzahlungen.
       
       Transparency International hatte die Bundestagsverwaltung per Brief um
       Aufklärung gebeten. Am Montag kündigte Sprecher Adrian Nennich gegenüber
       der taz an, diese Woche bei der Verwaltung „nachzuhaken“, wann mit einem
       Ergebnis der eingeleiteten Vorprüfung zu rechnen sei. Dass Wegner und
       inzwischen auch Gröner bestreiten, dass die Spenden an Verbindungen
       geknüpft waren, sei „kein Grund“, um nicht weiter zu ermitteln. Die
       öffentlichen Äußerungen, insbesondere im Bezug auf eine „Nachbesserung“ des
       Mietendeckels, würden für ein förmliches Ermittlungsverfahren ausreichen,
       so Nennich. Er verwies zudem auf den Parteispendenskandal in Regensburg,
       bei dem ein SPD-Bürgermeister Bauträger gegen hohe Spenden bevorzugt hatte.
       Obwohl es „nur Aussagen und Indizien, aber keinen schriftlich fixierten
       Vertrag“ gegeben habe, wurden die Beteiligten der Affäre verurteilt.
       
       ## CDU droht schlimmstenfalls „schmerzhafte Sanktion“
       
       Der Parteienrechtler Christian Pestalozza von der Freien Universität Berlin
       sagte der taz: „Im konkreten Fall hängt alles davon ab, ob die Erwartung
       oder der Gegenleistungscharakter erkennbar waren oder sind.“ Wenn ja, hätte
       die CDU unverzüglich, „spätestens mit Einreichung des Rechenschaftsberichts
       für das betreffende Jahr“ die Spende an den Bundestag weiterleiten müssen.
       Laut Pestalozza droht der CDU schlimmstenfalls eine „schmerzhafte Sanktion“
       wegen „rechtswidrig erlangten oder nicht veröffentlichen Spenden“. Laut
       Gesetz müsste die CDU dann das Dreifache als Strafe zahlen: Bei 820.000
       Euro also 2,46 Millionen Euro.
       
       Mit einer konkreten Einschätzung zum Fall ist Pestalozza allerdings
       zurückhaltend: „Die Schilderungen von Empfänger und Spender gehen
       auseinander. Unter anderem diese Widersprüche müssen geklärt werden.“ Dafür
       müssten „alle relevanten Tatsachen nachvollziehbar dokumentiert und
       gewürdigt werden“. Und: „Selbst wenn der Spender seinerzeit bestimmte
       Erwartungen hegte, sind sie nicht schädlich, wenn sie dem Empfänger nicht
       erkennbar waren.“ Der Vorgang liege nun in Händen der Präsidentin des
       Bundestags, Außenstehenden sei ein Urteil verwehrt.
       
       Möglich ist laut Pestalozza auch, dass die Spende zurückgezahlt werden
       muss: Es sei durchaus vorstellbar, dass „eine Spende nachträglich
       unzulässig wird – weil sich zum Beispiel erst nachträglich Erwartung oder
       Gegenleistungs-Charakter herausstellen“. Ebenso sei möglich, „dass eine
       anfangs bemakelte Spende nachträglich wieder zulässig wird, wenn der
       Spender seine Erwartungen nachträglich widerruft und der Empfänger von
       Beginn an von solchen Erwartungen nicht wusste oder wissen musste“, so der
       Jurist. Im Klartext: Widerruft Gröner glaubhaft seine gestellten
       Bedingungen und ist nicht nachweisbar, dass die Spende an Forderungen
       geknüpft war, darf die CDU trotz allem das Geld behalten.
       
       ## Gröner freut sich auf „Entwicklung des Tempelhofer Felds“
       
       Gröner bezeichnet Kai Wegner als „Freund“. Kennen gelernt haben sollen sie
       sich bei einem Abend des Vereins Industrieller und Kaufleute vor etwa drei
       Jahren. Wegner zeigte sich von dem Gespräch „sehr, sehr beeindruckt“, wie
       er hinterher sagte. Zuletzt gratulierte Gröner Wegner zu dessen Wahl via
       eines Posts auf Linkedin. Darin schrieb er: „Ich kenne Wegner seit einigen
       Jahren und ich weiß, dass er Berlin gut tun wird.“ Der Regierende habe
       „eine klare Vorstellung, wie er Berlin nach vorne bringen will. Die
       Entwicklung des Tempelhofer Felds zählt dazu“.
       
       Eng sind Gröners Verbindungen auch zur Bundes-CDU. So sitzt im Vorstand der
       Gröner Group AG Ronald Pofalla, ehemaliger Generalsekretär der CDU. Im
       Aufsichtsrat sitzen der ehemalige CDU-Ministerpräsident von
       Baden-Württemberg, Günther Oettinger, sowie Mayssoun Zein Al Din,
       langjährige Mitarbeiterin des früheren nordrhein-westfälischen
       Ministerpräsidenten Armin Laschet.
       
       Schon 2017 griff Gröner in Berlin in den Bundestagswahlkampf ein, indem er
       die Fassade des Steglitzer Kreisels für ein 400 Quatradtmeter großes
       Wahlplakat der CDU kostenlos zur Verfügung stellte. Selbiges ereignete sich
       2020 im Leipziger Oberbürgermeisterwahlkampf. Damals aber soll CDU-Kandidat
       Sebastian Gemkow für das Riesen-Plakat an einem Gröner-Projekt bezahlt
       haben.
       
       22 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-widerspruchlichen-aussagen-bundestag-wertet-umstrittene-groner-spenden-an-berliner-cdu-aus-9846011.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
 (DIR) Erik Peter
       
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