# taz.de -- Myanmar schaltet das Internet ab: Eine Million Menschen ohne Netz
       
       > Rund eine Million Menschen in Myanmar haben keinen Internetzugang mehr.
       > Für wie lange ist unklar. Menschenrechtler kritisieren das als Zensur.
       
 (IMG) Bild: In Rakhine sind nicht nur Straßen, sondern auch das Internet gesperrt
       
       In Myanmar sind derzeit eine Million Menschen gezwungenermaßen offline.
       Seit Freitag haben alle Internetanbieter des Landes auf Anweisung der
       Regierung in den Bundesstaaten Rakhine und Chin das Internet abgestellt.
       Das bestätigte der Anbieter Telenor Group in einer Mitteilung. Ein Ende der
       Sperre sei noch nicht festgelegt. Ein Sprecher des
       Kommunikationsministeriums sagte der Deutschen Presseagentur, das Internet
       werde erst dann wieder zugänglich sein, „wenn Friede und Ordnung in der
       Region wieder hergestellt sind“.
       
       Zuvor hatte es in der Region im Norden Myanmars schwere
       Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und den Rebellen der Arkan Army
       gegeben, die mehr politische Autonomie für die Buddhisten in der Region
       erkämpfen will. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet,
       Militärhubschrauber hätten am Mittwoch die Stadt Minbya beschossen.
       Daraufhin habe die Arkan Army ein Marineschiff angegriffen.
       
       Schon Anfang des Jahres hatten Rebellen laut Amnesty International
       Anschläge auf Polizeistationen in Rakhine verübt, [1][bei denen rund ein
       Dutzend Polizeikräfte verletzt wurden]. Auch das Militär bombardierte immer
       wieder Dörfer in der Region und blockierte den Zugang der Zivilbevölkerung
       zu Lebensmitteln und humanitärer Hilfe. Die Direktorin des
       Krisenreaktionsteams von Amnesty International, Tirana Hassan, wertete dies
       schon damals Zeichen, „dass das myanmarische Militär sich nicht um
       Menschenrechte schert“.
       
       Nach UN-Angaben sind im Zuge der Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr
       30.000 Menschen geflüchtet. Außerdem habe das Militär seit 2017 über
       730.000 Angehörige der muslimischen [2][Minderheit der Rohingya
       systematisch vertrieben]. Vor der Gewalt flohen sie vor allem ins
       Nachbarland Bangladesch. Die Vereinten Nationen beurteilen das als
       Völkermord.
       
       Die Internetblockade kritisierten am Dienstag mehr als zwanzig
       Bürgerrechtsorganisationen in Myanmar. Für Nichtregierungsorganisationen
       und Medien sei die Region ohnehin schon lange schwer zugänglich,
       berichteten sie. „Die Sperre des Internets soll absichtlich verhindern,
       dass Journalisten Berichte aus den Staaten Rakhine und Chin senden,
       empfangen und veröffentlichen können“, kritisierte Shawn W. Crispin,
       Südostasien-Sprecher des in New York ansässigen Committee to Protect
       Journalists (CPJ). Er nennt die Blockade eine Zensur und fordert die
       Regierung Myanmars auf, diese sofort aufzuheben und eine funktionierende
       Internetverbindung auch in Zukunft zu garantieren.
       
       Die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte Yanghee Lee warnte: „Mir
       wurde gesagt, dass das Militär jetzt eine sogenannte Räumungsoperation
       durchführt, von der wir alle wissen, dass diese ein Deckmantel für schwere
       Menschenrechtsverletzungen gegen die Zivilbevölkerung sein kann.“
       
       Als Regierungschefin ist Aung San Suu Kyi für die Internetsperrung
       verantwortlich. Sie erhielt 1991 den Friedensnobelpreis für ihren
       gewaltlosen Freiheitskampf, [3][steht aber schon länger in der Kritik],
       weil sie nicht gegen die Vertreibung der Rohingya in ihrem Land vorgeht.
       Einige Preise wurden ihr deshalb wieder aberkannt.
       
       25 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Angriff-auf-Sicherheitskraefte-in-Myanmar/!5576552
 (DIR) [2] /Bericht-von-amnesty-international/!5599014
 (DIR) [3] /Aung-San-Suu-Kyi/!5550576
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jana Lapper
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Aung San Suu Kyi
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Rakhine
 (DIR) Zensur
 (DIR) Internet
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Rohingya
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gewalt der Militärs in Myanmar: Ein Volk unter Terrorverdacht
       
       Im früheren Birma wiederholt sich ein Verbrechen. Nach den Angriffen auf
       die Rohingya sind nun buddhistische Rakhine Ziel staatlicher Gewalt.
       
 (DIR) Vertreibung der Rohingya: Sie wollen zurück, können aber nicht
       
       Vor zwei Jahren begann in Myanmar die Vertreibung der Rohingya, Tausende
       starben. Ohne Sicherheitsgarantien werden sie nicht zurückkehren.
       
 (DIR) US-Sanktionen gegen Myanmar: Einreisesperren für Militärchefs
       
       Die USA verhängen Sanktionen für Myanmars oberste Militärs wegen der
       Vertreibung der Rohingya. Kritiker fordern mehr Mut von Washington.
       
 (DIR) Aktion gegen Islamophobie in Myanmar: Weiße Rosen gegen den Hass
       
       Nationalisten wollten im Ramadan Moscheen in Yangon schließen lassen.
       Aktivisten konterten die Islamophobie mit Blumen.
       
 (DIR) Massaker an den Rohingya: Verurteilte Militärs längst frei
       
       In Myanmar wurden wegen Mordes an den Rohingya bisher lediglich sieben
       Soldaten verurteilt. Von ihren Haftstrafen verbüßten sie nur einen
       Bruchteil.
       
 (DIR) Amnesty-Bericht zu Myanmar: Neue Gewalt gegen Minderheiten
       
       In Myanmar gibt es weiter Menschenrechtsverletzungen, berichtet Amnesty.
       Das Militär habe Dörfer beschossen und die Menschen von Essenslieferungen
       abgeschnitten.