# taz.de -- Nach Präsidentschaftswahl in Honduras: Hernández zum Sieger erklärt
       
       > Honduras’ Wahlbehörde erklärt den umstrittenen Amtsinhaber Hernández zum
       > Gewinner. Die Opposition weigert sich, das Ergebnis anzuerkennen.
       
 (IMG) Bild: Der neue alte Präsident: Juan Orlando Hernández
       
       BERLIN taz | Drei Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Honduras hat die
       Oberste Wahlbehörde am Sonntag den bisherigen Amtsinhaber zum Sieger
       erklärt. Der konservative Präsident Juan Orlando Hernández habe die Wahl
       mit 42,95 Prozent gegen den linken Oppositionskandidaten Salvador Nasralla
       mit 41,42 Prozent der Stimmen gewonnen.
       
       Die Opposition zeigte sich jedoch nicht bereit, dieses Ergebnis
       anzuerkennen. Noch am Sonntagabend gingen in der Hauptstadt Tegucigalpa
       zahlreiche Menschen auf die Straße, es kam zu vereinzelten Ausschreitungen.
       
       Der 2009 durch einen Putsch gestürzte Expräsident Manuel Zelaya, heute eine
       Führungsfigur von Nasrallas Oppositionsallianz gegen die Diktatur,
       verlangte die Annullierung der Wahl. „Die Wahl ist null und nichtig und wir
       werden sie nicht respektieren“, sagte Zelaya und rief zu weiteren Protesten
       auf.
       
       Die Opposition hatte von massiven Fälschungen und Wahlbetrug gesprochen,
       seit ihr Kandidat Salvador Nasralla in den ersten Zwischenergebnissen mit
       einem Abstand von rund fünf Prozent der Stimmen in Führung gelegen hatte,
       dann aber, nach tagelanger Funkstille von Seiten der Obersten Wahlbehörde
       und einem Serverabsturz, plötzlich Amtsinhaber Hernández vorne lag.
       
       ## Willkürliche Eingriffe ins Computersystem
       
       Nach Bekanntgabe des Siegers rief auch die Organisation Amerikanischer
       Staaten (OAS), die eigene Wahlbeobachter im Land hat, zur Annullierung und
       Wiederholung der Wahl auf. Der Wahlprozess sei durch so viele
       Unregelmäßigkeiten und Mängel charakterisiert worden, dass es angesichts
       des knappen Abstandes beider Kandidaten nicht wirklich möglich sei, einen
       Sieger zu bestimmen, heißt es in einer Stellungnahme.
       
       Als Beispiele nennt die OAS willkürliche Eingriffe ins Computersystem, die
       Unmöglichkeit, auch nur herauszufinden, wie oft und an welchen Stellen das
       System gehackt worden sei, das Auftauchen nicht verschlossener Wahlurnen
       ohne Dokumentation und einiges mehr.
       
       Anderes berichten hingegen die WahlbeobachterInnen der Europäischen Union.
       Deren Mission kommt zu dem Schluss, dass der Wahlprozess im wesentlichen
       sauber und transparent organisiert gewesen sei. Als nach der Wahl die
       ersten Klagen von Seiten der Oppositionsparteien auftauchten, stellte die
       EU-Mission bei der Wahlbehörde die volle Bereitschaft fest, mit
       größtmöglicher Transparenz die Ergebnisse zu überprüfen.
       
       ## Hätte nicht antreten dürfen
       
       Nur hätten, so die Mission in ihrer am Sonntag veröffentlichten
       Stellungnahme, die unterlegenen Parteien und Bündnisse keinerlei handfeste
       Beweise oder Indizien für Betrug vorlegen können, hätten vielmehr sogar die
       Einladung zur Überwachung der Neuauszählung in bestimmten Bezirken
       ausgeschlagen.
       
       Die anwesenden EU-BeobachterInnen hingegen hätten zwischen den zunächst
       veröffentlichten Zahlen und den Ergebnissen der Überprüfung keinerlei
       bedeutsame Unterschiede feststellen können. Die EU-Mission bliebe
       allerdings offen für jegliche ernsthafte Hinweise auf Mängel oder
       Unregelmäßigkeiten.
       
       So steht am vorläufigen Ende eines Wahlprozesses das gleiche wie an seinem
       Beginn: Denn eigentlich hätte Amtsinhaber Hernández überhaupt nicht
       antreten dürfen, wenn nicht das Verfassungsgericht in seinem Sinne das
       Wiederwahlverbot außer Kraft gesetzt hätte. Eine Regierung, die aus solch
       einem Urnengang hervorgeht, wird niemals allgemeine Akzeptanz genießen.
       
       18 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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