# taz.de -- Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln: Kleiner Schritt, ganz spät
       
       > Die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hat sich für eine
       > Nutri-Score-Ernährungsampel entschieden. Aber dieser Schwenk kommt spät.
       
 (IMG) Bild: From A to the E – Julia Klöckner stellt auf einer Pressekonferenz die neue Ernährungsampel vor
       
       Da hat sich Bundesernährungsministerin Julia Klöckner mal für das Richtige
       entschieden: Die CDU-Politikerin will Unternehmen durch eine Verordnung
       erlauben, die Nährwertgehalte von Lebensmitteln [1][mit dem farblichen
       Nutri-Score-System] zu kennzeichnen.
       
       Das ist sinnvoll, weil Nutri-Score von allen diskutierten Modellen das am
       leichtesten verständliche ist. Eine [2][dunkelgrüne Fläche signalisiert
       klar eine für die Gesundheit günstige Zusammensetzung]. Rot und drei
       weitere Farben zeigen ebenso eindeutig ein weniger gutes Verhältnis von
       Energiegehalt und Zucker sowie den Anteil von Obst und Gemüse an.
       
       Gut, dass das jetzt auch Klöckner und ihr Ministerium eingesehen haben.
       Nur: Sie hätten zu diesem Schluss schon viel früher kommen können und
       müssen. In [3][Frankreich ist Nutri-Score schon 2017] eingeführt worden.
       Auch [4][Belgien folgte] wenig später. Schon viel länger hat Großbritannien
       ein Ampelsystem, in skandinavischen Ländern gibt es eine Kennzeichnung für
       besonders gesunde Nahrungsmittel.
       
       Lediglich in Deutschland blockierten CDU und CSU bisher jeglichen
       Fortschritt. Dabei haben bereits [5][mehrere wissenschaftliche Studien]
       bewiesen, dass Nutri-Score gut funktioniert. Immerhin über die Hälfte der
       Erwachsenen hierzulande sind übergewichtig, immer mehr Menschen adipös,
       also krankhaft fettleibig. Grund dafür ist natürlich auch die Ernährung.
       
       ## Wirkung des Nutri-Score-Sytems beschränkt
       
       Trotzdem wird Nutri-Score nur freiwillig sein, weil nur die EU
       Kennzeichnungen vorschreiben kann. Wenn ein Hersteller Junkfood produziert,
       wird er wohl kaum den roten Nutri-Score auf die Packungen drucken. Das
       beschränkt die Wirkung des Systems erheblich. Wenn Klöckner oder ihre
       CSU-Vorgänger sich früher auf Nutri-Score festgelegt hätten, wäre die
       Debatte über eine EU-Regelung schon viel weiter.
       
       Allerdings wird eine bessere Nährwertkennzeichnung allein das Problem
       Fehlernährung nicht lösen können. Es braucht auch Werbeverbote für
       ungesunde Kinder-Lebensmittel, verbindliche Vorgaben für den Zuckeranteil
       und eine Zuckersteuer. Aber davon ist Klöckner weit entfernt.
       
       1 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/FreiwilligeKennzeichnung/_Texte/Naehrwertkennzeichnungs-Modelle-MRI-Bericht.html
 (DIR) [2] https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/yeah-nutri-score#WieWerdenBeimNutri-ScoreDiePunkteVerteilt
 (DIR) [3] https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/13-12-2017-nutri-score-effektivitaet-der-in-frankreich-eingefuehrten-naehrwertkennzeichnung/
 (DIR) [4] https://lebensmittelpraxis.de/industrie-aktuell/25286-iglo-nutri-score-in-belgien-und-niederlande-2019-08-29-08-52-14.html
 (DIR) [5] https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/13-05-2019-vergleich-von-front-of-pack-kennzeichnungen-zur-aufklaerung-deutscher-verbraucherinnen-ueber-den-naehrwert-von-lebensmitteln/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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