# taz.de -- Neue Väterrollen: Liebe statt Heldentum
       
       > Laut einer Studie wollen Väter mehr da sein für ihre Kinder. Damit das
       > Realität wird, müssen sich Väter ebenso bewegen wie Arbeitgeber und
       > Mütter.
       
 (IMG) Bild: Die Zeit der unerreichbaren Väter ist vorbei
       
       Väter wollen heute ihren Kindern vor allem Liebe geben und viel Zeit mit
       ihnen verbringen. Die Jahre der Ernährer-Väter, die rund um die Uhr für die
       Familie das Geld verdienten und deshalb für die Kinder so unerreichbar wie
       unbekannt waren, scheinen vorbei zu sein. So jedenfalls besagt es eine
       Studie der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel
       mit dem richtungsweisenden Titel [1][„You don’t need to be Superheroes“].
       
       Jawohl, möchte man rufen, nach der x-ten Eltern-Studie haben die Männer es
       kapiert. Heldentum ist out, mehr Zuwendung und Zeit für die Nächsten
       gefragt. Damit ist allen geholfen: den Kindern, der Familie, den Vätern
       selbst. Männer müssen nicht mehr vorrangig für das Familieneinkommen sorgen
       und stehen daher nicht mehr so unter Druck wie früher. Frauen haben
       [2][dieselben Karrierechancen wie Männer] und bleiben nicht länger auf die
       Muttirolle festgelegt. Kinder erleben beide Eltern gleichberechtigt –
       sowohl in der Alltagspräsenz als auch als Lebensanspruch.
       
       Es gibt nur einen Haken: [3][Zwischen der gewünschten und der gelebten
       Vaterrolle klafft eine Lücke.] Nach wie vor sind laut der aktuellen Studie
       immer noch [4][fast 85 Prozent der Väter wöchentlich 40 Stunden und mehr
       erwerbstätig.] Während der andere Elternteil – vor allem Mütter, aber auch
       männliche Co-Eltern – gar nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche
       arbeiten.
       
       Auch hierfür sind die Gründe hinlänglich bekannt: väterfeindliche
       Arbeitsstrukturen in nicht wenigen Unternehmen, die Furcht von Männern,
       infolge von Elternzeit einen Karriereknick zu erleiden, aber auch das
       Beharren mancher Mütter auf einer zumindest temporären elterlichen
       Vorherrschaft.
       
       Ändern muss sich an allen drei Seiten etwas. Das ist eigentlich nicht
       schwer – man muss es einfach machen. Hier gleich mal ein Vorschlag für die
       Ampelkoalition, womit sie beginnen könnte: Setzt in Deutschland doch
       endlich die EU-Richtlinie um, nach der Väter direkt nach der Geburt ihres
       Kindes [5][zehn Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub] bekommen.
       
       7 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://leopard.tu-braunschweig.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbbs_derivate_00050478/VAPRO_Abschlussbericht_Br%C3%A4uer.pdf
 (DIR) [2] /Fairer-Mutterschutz-fuer-Selbststaendige/!5864215
 (DIR) [3] /Studie-zu-Elternzeit/!5902747
 (DIR) [4] https://idw-online.de/en/news808832
 (DIR) [5] /Offener-Brief-an-Familienministerin-Paus/!5861910
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Familie
 (DIR) Rollenbilder
 (DIR) Väter
 (DIR) Gleichberechtigung
 (DIR) wochentaz
 (DIR) IG
 (DIR) Elternzeit
 (DIR) Online-Petition
 (DIR) Kolumne Sie zahlt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tochter über ihren Vater: Die Hände meines Vaters
       
       Am Ende seines Lebens hatte der Vater, der Mechaniker, keine Kraft mehr in
       den Händen, um etwas zu reparieren. Ohne Arbeit aber fühlte er sich
       verloren.
       
 (DIR) Elternzeit für Hannovers OB: Nennt das bloß nicht Elternzeit!
       
       Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) nimmt im Sommer seine
       Vatermonate – aber nur ein bisschen. Das zeigt wie idiotisch das System
       ist.
       
 (DIR) Fairer Mutterschutz für Selbstständige: Kinder als Karriererisiko
       
       Mutterschutz und Elternzeit gelten nur eingeschränkt für
       Politiker:innen und Selbstständige. Doch eine EU-Richtlinie lässt
       hoffen.
       
 (DIR) Petition der Woche: Schief gewickelt
       
       Auf Männertoiletten sind Wickeltische eine Seltenheit. Eine Petition soll
       das ändern – und das Bewusstsein für männliche Carearbeit stärken.
       
 (DIR) Beruf und Gesundheit: Karriere einfach verweigern?
       
       Wir sollten anfangen, für gesunde Karrieren zu kämpfen. Wenn wir uns
       verweigern, bleibt die Macht bei weißen Männern.