# taz.de -- Neues rechtes Bündnis in Großbritannien: Fader Auftritt mit PopCon
       
       > Mit dem Bündnis „Popular Conservatives“ kehrt Großbritanniens Ex-Premier
       > Liz Truss zurück. Im Hintergrund: Nigel Farage.
       
 (IMG) Bild: Liz Truss war als der Star der Veranstaltung gedacht, aber ihr Auftritt war merklich fade
       
       LONDON taz | Nach Jahren als politischer Randkämpfer steht der
       rechtspopulistische Brexitverfechter Nigel Farage vor einem Comeback.
       Nachdem er hintereinander die UK Independence Party und die Brexit Party
       führte und aktuell Mitgründer und Ehrenpräsident ihrer Nachfolgepartei
       Reform UK ist, erwägt er eine Rückkehr zu den Konservativen, hieß es in den
       vergangenen Tagen in britischen Zeitungskommentaren.
       
       Er stehe einem Beitritt nach den nächsten Wahlen offen, erklärte Farage dem
       konservativen Daily Telegraph. Es hänge davon ab, wie weit die konservative
       Partei dann nach rechts tendiere. Manche schenken ihm sogar gute Chancen,
       nach der absehbaren kommenden Wahlniederlage der Konservativen Parteichef
       zu werden.
       
       Bereits auf dem konservativen Jahresparteitag im letzten Oktober kam Farage
       zu einem Auftritt der in Ungnade gefallenen ehemaligen
       Kurzzeitpremierministerin Liz Truss. Und am Dienstagmorgen stießen Farage
       und Truss wieder aufeinander, als Farage – offiziell als Reporter des
       rechten Privatsenders GB-News – dem Launch der von Liz Truss gegründeten
       Gruppe „Popular Conservatives“ beiwohnte.
       
       „PopCon“ nennt sich die neue Strömung, geführt von Truss’ Mark Littlewood.
       „Es geht hier nicht um die Führung der Konservativen“, behauptete er im
       vollgepackten Londoner Veranstaltungssaal, „Wir werden uns als genuine
       Basisbewegung positionieren.“ Der Einfluss nicht demokratischer
       Entscheidungsträger und „Davos-Institutionen“, die zu einer bürokratischen
       Elite gehörten, von der Weltgesundheitsorganisation bis zum Europäischen
       Gerichtshof für Menschenrechte, solle reduziert werden. Mit von der Partie
       ist unter anderem der ehemalige Brexit-Minister Jacob Rees-Mogg.
       
       ## „Demokratie ist außer Mode gekommen“
       
       Liz Truss war als der Star der Veranstaltung gedacht, aber ihr Auftritt war
       merklich fade. „Die Demokratie ist außer Mode gekommen“, behauptete sie,
       und es hörte sich an wie eine Revanche an jene, die im Herbst 2022 nach nur
       sieben Wochen im Amt [1][zu ihrem raschen Sturz beitrugen], nachdem ihr
       erster Haushaltsentwurf ein verheerendes Echo hervorgerufen hatte.
       
       Truss nannte unter anderem die Haushaltsprüfbehörde OBR und
       Umweltschutzorganisationen. Diese Organisationen seien anders als
       Politiker:innen nicht rechenschaftspflichtig oder abwählbar, meinte
       Truss, die sich außerdem gegen angeblich verborgene linke
       Extremist:innen und „Woke“ wehren will.
       
       „Es wird kein einfacher Kampf sein. Die Linken sind schon lange auf dem
       Marsch in unseren Institutionen, der Unternehmenswelt und sie marschieren
       global!“ Sie meint Leute wie Greta Thunberg oder Unterstützer ethnischer
       und sexueller Minderheiten und solche, die gemeinschaftsorientierte Arbeit
       leisten. Es gehe darum, sagte sie, Konservative zu orten und sie zu
       ermuntern, Parteiämter anzustreben und Argumente zu führen.
       
       Hintergrund der rechten Offensive ist die nach wie vor desaströse Lage der
       Konservativen in Meinungsumfragen, irgendwo zwischen 20 und 25 Prozent,
       während die Labour-Opposition souverän bei über 40 Prozent liegt und damit
       einen gigantischen Sieg bei den nächsten Wahlen zu erwarten hätte.
       Zunehmend macht die auf Nigel Farage zurückgehende Partei Reform den
       Konservativen Konkurrenz am [2][rechten Rand, so wie früher Ukip].
       
       ## Vorläufige Absage
       
       In den Umfragen ist Reform in den vergangenen Wochen auf deutlich über 10
       Prozent der Stimmen gestiegen. Der rechte Parteiflügel um Handelsministerin
       Kemi Badenoch und die ehemalige Innenministerin Suella Braverman [3][macht
       dafür Premierminister Rishi Sunak verantwortlich], der nicht rechts genug
       sei, insbesondere weil er die nach wie vor sehr hohe Zuwanderung nach
       Großbritannien nicht eingedämmt hat.
       
       Farage hatte vor dem Launch gesagt, er könne sich mit PopCon eine größere
       politische Zusammenarbeit vorstellen. Doch nach den Reden kam statt einer
       ausgestreckten Hand eine vorläufige Absage des Populismuskönigs: Er stimme
       dem PopCon-Flyer und deren Zielen zu, aber bei den bevorstehenden Wahlen
       würde einzig Reform UK diese Ziele liefern können, meinte er. Und zur
       Veranstaltung selbst meinte er: „Überraschenderweise gab es nur ein paar
       Sätze zur Einwanderung in der letzten Stunde. Populär vielleicht, aber
       nicht populistisch.“
       
       6 Feb 2024
       
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