# taz.de -- Noch ein Alleingang der Trump-Regierung: UN-Menschenrechtsrat jetzt ohne USA
       
       > Die Vereinigten Staaten kehren dem UN-Menschenrechtsrat den Rücken. Der
       > Außenminister und die UN-Botschafterin üben scharfe Kritik an der
       > Organisation.
       
 (IMG) Bild: Der UN-Menschenrechtsrat sei anti-israelisch, sagt die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley
       
       WASHINGTON/GENF dpa | Mit scharfen Worten hat die Regierung von Präsident
       Donald Trump den Rückzug der USA aus dem UN-Menschenrechtsrat verkündet.
       Außenminister Mike Pompeo und die amerikanische UN-Botschafterin Nikki
       Haley warfen dem Gremium Verlogenheit und eine israelfeindliche Haltung
       vor. Der Rat sei ein „schlechter Verteidiger“ der Menschenrechte, sagte
       Pompeo.
       
       Haley erklärte, der Menschenrechtsrat sei „ein Sumpf der politischen
       Voreingenommenheit“, die Organisation sei ihres Namens nicht würdig. Allzu
       lange habe das Gremium unmenschliche Regime geschützt, so die
       UN-Botschafterin. Alle Reformbemühungen seien gescheitert.
       
       Der UN-Menschenrechtsrat wacht für die Vereinten Nationen über die
       Einhaltung der Menschenrechte weltweit. Er hat 47 Mitgliedsländer, die von
       der UN-Vollversammlung für je drei Jahre gewählt werden. Viele der
       derzeitigen Mitglieder stehen wegen Menschenrechtsverletzungen in der
       Kritik, etwa Venezuela, Burundi, die Philippinen, Saudi-Arabien und China.
       
       UN-Generalsekretär Antonio Guterres bedauerte den Austritt der USA. „Der
       Generalsekretär hätte es sehr vorgezogen, wenn die USA im Menschenrechtsrat
       geblieben wären“, teilte Guterres' Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag
       in New York mit. „Die Menschenrechtsstruktur der UN spielt eine wichtige
       Rolle beim Voranbringen und beim Schutz der Menschenrechte weltweit.“
       
       „Enttäuschend, aber nicht wirklich überraschend“ nannte der Hochkommissar
       für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, die US-Entscheidung. „Angesichts
       der Lage der Menschenrechte in der heutigen Welt sollten die USA eher einen
       Schritt vorwärts statt zurück machen.“
       
       ## Ein weiterer Alleingang Washingtons
       
       Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini reagierte besorgt. „Die USA
       waren schon immer ein Vorreiter beim Schutz von Menschenrechten auf der
       ganzen Welt und seit vielen Jahren ein starker Partner der EU im
       Menschrechtsrat. Die heutige Entscheidung gefährdet die Rolle der USA als
       Verfechter und Unterstützer der Demokratie in der Welt“, sagte Mogherinis
       Sprecherin Maja Kocijancic in der Nacht zum Mittwoch in Brüssel.
       
       Die beißende Kritik der USA ist bemerkenswert, weil die US-Regierung unter
       Trump in vielen Fällen davon absieht, Verstöße gegen die Menschenrechte
       anzuprangern. Der Rückzug ist zudem ein weiteres Beispiel für die
       zunehmenden Alleingänge Washingtons. Von den oppositionellen Demokraten und
       Menschenrechtsgruppen kam scharfe Kritik an der Entscheidung.
       
       Haley hatte vor einem Jahr in Genf drei Reformen verlangt. Sie forderte,
       dass der Rat seinen Fokus auf Israel verringern müsse. Sie wollte auch die
       nötige Stimmzahl reduzieren, um Mitglieder bei eklatanten
       Menschenrechtsverstößen auszuschließen. Außerdem müsse es weniger Reden und
       Resolutionen geben.
       
       ## Streitpunkt Israel/Palästina
       
       Nur der letzte Punkt ist in Arbeit, für die beiden anderen fand sich keine
       Mehrheit. Bemühungen, die Lage in den von Israel besetzten
       Palästinensergebieten nicht mehr wie üblich bei jeder der drei Sitzungen im
       Jahr als separaten Tagesordnungspunkt zu behandeln, sondern nur noch einmal
       im Jahr, scheiterten.
       
       Der Rückzug der USA erfolgt inmitten wachsender Kritik an Trumps
       Null-Toleranz-Politik gegenüber Migranten. Er gerät wegen der Praxis,
       Kinder an der südlichen Grenze der USA von ihren Eltern zu trennen, immer
       stärker unter Druck.
       
       Der US-Präsident musste sich in den vergangenen Monaten zudem immer wieder
       vorwerfen lassen, bei Treffen mit umstrittenen Regierungschefs
       Menschenrechtsverletzungen nicht ausreichend anzusprechen. Bei dem Gipfel
       zwischen Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un etwa standen
       die eklatanten Verstöße des isolierten Regimes nicht im Vordergrund.
       
       Der demokratische Senator [1][Chris Coons kritisierte] den Ausstieg der USA
       in diesem Zusammenhang schon im Vorfeld scharf. Der Rat sei nicht perfekt,
       aber der Rückzug zeige, dass die Trump-Regierung beim Thema Menschenrechte
       keine Führungsrolle in der Welt übernehmen wolle, hieß es in einer
       Mitteilung des Demokraten, der stellvertretender Vorsitzender des
       Menschenrechtsausschuss im Senat ist.
       
       Die Organisation Oxfam warf der Regierung vor, kurzsichtig zu handeln.
       [2][Amnesty International erklärte], die Entscheidung zeige Trumps völlige
       Missachtung von Grundrechten.
       
       ## Einer von vielen Austritten der USA
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass die US-Regierung unter Trump einer
       internationalen Organisation oder Vereinbarung den Rücken kehrt. Im Oktober
       des Vorjahres kündigte sie den Austritt der USA aus der Unesco für Ende
       2018 an. Washington störe sich an den „anti-israelischen Tendenzen“ in der
       UN-Kulturorganisation, hieß es.
       
       Anfang 2018 fror die US-Regierung einen Großteil der diesjährigen Zahlungen
       für das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA vorübergehend ein und forderte,
       andere Länder müssten sich stärker beteiligen. Im August 2017 informierte
       die Trump-Regierung die UN offiziell über die Absicht, [3][aus dem Pariser
       Klimaabkommen auszutreten]. Im Mai stieg Trump aus dem Atomabkommen mit dem
       Iran aus.
       
       Die US-Regierung hatte schon 2006 unter Präsident George W. Bush gegen die
       Gründung des Menschenrechtsrats gestimmt und das Gremium boykottiert. Auch
       damals ging es um die Kritik an Israel. Unter Präsident Barack Obama hatten
       die USA ihren Kurs geändert und waren im Menschenrechtsrat aktiv.
       
       20 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.coons.senate.gov/newsroom/press-releases/senator-coons-on-us-withdrawal-from-the-human-rights-council
 (DIR) [2] https://www.amnestyusa.org/press-releases/usa-leaves-the-un-human-rights-council/
 (DIR) [3] /Pariser-Klimaabkommen-und-die-USA/!5411507
       
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