# taz.de -- Personenkult in Turkmenistan: Mit dem Präsidenten am Puls der Zeit
       
       > Staatsbedienstete müssen sich eine besondere Armbanduhr kaufen. Darauf
       > sind der aktuelle Staatschef und dessen Vater abgebildet. Das Accessoire
       > kostet.
       
 (IMG) Bild: Achal-Tekkiner sind Gold wert: Pferdedenkmal in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat
       
       BERLIN taz | Der Personenkult in Turkmenistan treibt wieder einmal
       besonders bizarre Blüten. Beamte der westlichen Provinz Balkan wekaýaty
       wurden jetzt dazu verdonnert, Armbanduhren mit dem Konterfei [1][des
       Präsidenten Serdar Berdimuhamedow] sowie dessen Erzeugers und Vorgängers im
       höchsten Staatsamt, Gurbanguly Berdimuhamedow, käuflich zu erwerben. Das
       berichtet der turkmenische Dienst von Radio Freies Europa, Radio Azatlyk.
       
       Die sogenannte Geschenkuhr gibt es in verschiedenen Ausführungen. Neben
       Vater und Sohn sind auf dem Zifferblatt wahlweise auch die turkmenische
       Flagge und/oder der Umriss des zentralasiatischen Staates zu sehen. Je nach
       Dienstgrad des Käufers variiert der Preis für das kostbare Kleinod mit den
       geliebten Führern: So müssen Schulleiter*innen 1.500 Manat (380 Euro),
       höherrangige Staatsbedienstete jedoch den doppelten Betrag hinblättern.
       
       Das Phänomen Präsidentenuhr in Turkmenistan, bis heute eines der
       abgeschottesten Staaten der Welt, ist nicht neu. Bereits unter dem ersten
       Präsidenten des unabhängigen Turkmenistan, Saparmurat Nijasow – er ließ
       schon zu Lebzeiten das Sieben-Millionen-Einwohner*innen-Land mit seinen
       Denkmälern regelrecht zupflastern – waren sie im Umlauf, allerdings gratis.
       Selbst Schüler*innen durften sich über dieses Geschenk freuen.
       
       Von dem neuen „Uhren-Ukas“ sind nicht alle begeistert. „Wir kommen schon
       jetzt nicht über die Runden, weil wir unter Druck gesetzt werden, die
       Bücher von Gurbanguly Berdimuhamedow zu kaufen“, zitiert Radio Azatlyk
       einen Staatsdiener aus der Stadt Türkmenbaşy, der anonym bleiben will.
       
       ## Tag des turkmenischen Pferdes
       
       Leider lebt der Ex-Präsident, der auch mit musikalischen Auftritten und
       selbst geschriebenen Liedern brilliert – 2019 zum Beispiel ein extra zum
       „[2][Tag des turkmenischen Pferdes]“ verfasstes musikalisches Werk –, sein
       schriftstellerisches Talent gnadenlos aus. Drei Bücher pro Monat soll er
       schreiben, insgesamt habe er es bereits auf fast 70 Titel gebracht.
       
       Zu allem Überfluss soll auch die Qualität der präsidialen Armbanduhren
       leider sehr zu wünschen übrig lassen. „Diese Uhren werden speziell in China
       hergestellt und dann zum Verkauf unter die Leute gebracht. Über das
       Ministerium für nationale Sicherheit kontrollieren sie den Handel mit
       Uhren“, sagt der Direktor einer der örtlichen Schulen gegenüber Radio
       Azatlyk.
       
       Am Vertrieb bzw. dem Zwangsverkauf von Porträts des Präsidenten verdienen
       übrigens einflussreiche Unternehmer, die der Regierung nahe stehen. Das
       dürfte bei der Bevölkerung – 50 Prozent leben unter der Armutsgrenze –
       nicht wirklich gut ankommen.
       
       3 May 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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