# taz.de -- Rätselraten über Absturz in Iran: Explosion nach dem Start
       
       > Eine ukrainische Maschine stürzt bei Teheran ab. Irans Regierung warnt
       > vor Spekulationen, die Boeing 737 könnte abgeschossen worden sein.
       
 (IMG) Bild: Rettungskräfte bergen Absturzopfer in der Nähe von Teheran
       
       KIEW taz | Drei Minuten nach dem Start in Teheran und in einer Höhe von
       2.400 Metern fing eine Boeing 737 der ukrainischen Fluggesellschaft MAU
       Feuer. Der Feuerball war am Mittwoch in den dunklen Morgenstunden Hunderte
       von Metern weit zu sehen, bis er explodierte. Iranische Augenzeugen
       glauben, eine Explosion gehört zu haben.
       
       Alle 176 Passagiere und Besatzungsmitglieder sind bei dem Flugzeugabsturz
       kurz nach 5 Uhr ums Leben gekommen. Die Boeing war auf dem Weg von Teheran
       nach Kiew. Unter den Passagieren waren vor allem iranische und kanadische
       Staatsbürger. Erste Meldungen, dass auch Deutsche an Bord waren, wurden
       später wieder in Frage gestellt.
       
       Angehörige von Passagieren erfuhren auf dem Kiewer Flughafen Borispol
       ausgerechnet von Journalisten, die live aus der Halle berichtet hatten, von
       der schrecklichen Nachricht.
       
       Was genau in den wenigen Minuten vom Start bis zum Aufschlag der Maschine
       geschah, blieb unklar. Einige Stunden vor dem Absturz hatte Iran die
       US-amerikanische Militärbasis Erbil im Irak [1][mit Raketen angegriffen].
       Auf dieser sind neben amerikanischen Soldaten auch kanadische Soldaten
       stationiert. Ebenfalls in dieser Nacht hatte die US-amerikanische
       Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums über dem
       Persischen Golf, Oman, dem Irak und dem Iran untersagt.
       
       ## Widersprüchliche Angaben
       
       In einer ersten Stellungnahme berichteten die Flughafenbehörden von
       Teheran, man gehe von einem technischen Defekt als Ursache des Unglücks
       aus. Auch die ukrainische Botschaft in Teheran schloss zunächst einen
       Anschlag aus. Doch um 10 Uhr morgens wurde diese Stellungnahme auf der
       Homepage der Botschaft durch eine neue ersetzt. Darin hieß es, die Ursachen
       des Absturzes seien nicht ermittelt. Frühere Einschätzungen dazu seien
       nicht offiziell gewesen.
       
       Ungefähr um die selbe Zeit schließt Igor Sosnovskij, stellvertretender
       Präsident der Fluggesellschaft MAU, einen Fehler der Mannschaft des
       Flugzeugs weitgehend aus. Umgekehrt warnte der ukrainische
       Ministerpräsident Oleksij Hontscharuk vor Spekulationen, das Flugzeuge
       könne von einer Rakete abgeschossen worden sein. Erst müssten die
       Ergebnisse einer offiziellen Untersuchung bekannt sein.
       
       Das könnte schwierig werden. Die iranischen Behörden haben laut eignen
       Angaben zwar die beiden Black Boxes der abgestürzten Maschine gefunden. Man
       wolle jedoch weder der Herstellerfirma Boeing noch amerikanischen
       Einrichtungen Einblick in deren Protokolle geben, [2][berichtete das
       Internetportal von Al Jazeera].
       
       ## Rückkehr schwierig
       
       Der ukrainische Präsident, Wolodimir Selenski, der sich anlässlich der
       orthodoxen Weihnachtsfestlichkeiten in Oman aufhält, plant eine vorzeitige
       Heimreise. Da jedoch auch der Oman unter das Flugverbot der
       US-amerikanischen FAA fällt, dürfte die Rückkehr schwierig werden. Selenksi
       ordnete die sofortige technische Prüfung aller ukrainischen Flugzeuge und
       die Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen an.
       
       Ab Donnerstag besteht bis auf Weiteres ein Flugverbot für alle ukrainischen
       Fluglinien in den Iran. Auch weitere Fluggesellschaft wie Air France und
       KLM verzichten bis auf Weiteres darauf, den Irak und den Iran zu
       überfliegen.
       
       Sehr viele offene Fragen hat die Juristin und Kriminologin Anna Maljar. Sie
       sei sehr verwundert über die Weigerung des Premierministers Hontscharuk,
       bei seiner Pressekonferenz eine Frage nach den unterschiedlichen
       Erklärungsversuchen zum Absturz auf der Homepage der ukrainischen Botschaft
       im Iran zu beantworten.
       
       Stutzig mache sie auch die Anwesenheit von 63 kanadischen Staatsbürgern im
       Flugzeug. Sie glaube kaum, dass dies alles Touristen seien, sagte Maljar.
       Sie vermutet vielmehr, dass es sich hierbei um kanadische Armeeangehörige
       handele, die gegen den IS eingesetzt waren. Und sie schlägt vor, die
       Ermittler sollten sich um zwei Personen kümmern, die ein Ticket für Flug
       PS752 gebucht hätten, aber den Flug nicht angetreten hätten.
       
       8 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Eskalation-zwischen-Iran-und-USA/!5654544
 (DIR) [2] https://www.aljazeera.com/news/2020/01/ukrainian-airliner-crashes-tehran-iranian-media-200108032720868.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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