# taz.de -- Russische Getreidelieferungen: Handelskrieg gegen die Ukraine
       
       > Russlands Präsident Putin will die Ukraine als Konkurrentin auf dem
       > Getreidemarkt ausschalten. Das zeigen seine Ankündigungen – und die
       > Angriffe auf Lager.
       
 (IMG) Bild: Zerstörtes Getreidesilo nach einem russischen Angriff in Odessa am 21. Juli
       
       Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin sich humanitär gibt, ist Skepsis
       anzeigt. Zum Beispiel jetzt, da er vor dem Russland-Afrika-Gipfel anbietet,
       [1][ukrainisches Getreide] durch eigene Lieferungen zu ersetzen, teils
       sogar kostenlos.
       
       Humanitär ist das schon deshalb nicht, weil Putin selbst verursacht hat,
       dass die Preise für Getreide steigen und so arme Länder etwa in Nordafrika
       nur schwer genügend einkaufen können. Grund für die Misere: Die Drohungen
       des Kremls, Handelsschiffe zu zerstören, die Lebensmittel aus der Ukraine
       über das Schwarze Meer transportieren.
       
       Aber selbst wenn man die Schuldfrage ausblendet: Selbstlos ist das Angebot
       Putins keineswegs. Das Gros seiner Getreidelieferungen wird wohl nur gegen
       Bezahlung exportiert. Sonst wären sie langfristig einfach zu teuer für
       Russland.
       
       Das übergeordnete Ziel von Putins Offerte ist aber offenbar, die
       ukrainische Konkurrenz auf dem Getreidemarkt auszuschalten. Dafür spricht
       auch, dass der Machthaber im Kreml in den vergangenen Tagen Getreidelager
       und Hafenanlagen in Odessa angreifen ließ. Von dort war die meiste Ware
       verschifft worden, bis Russland das Abkommen über sicheres Geleit für
       Schiffe mit ukrainischen Agrarexporten über das [2][Schwarze Meer]
       beendete.
       
       Die Ukraine ist die wichtigste Rivalin auf dem Agrarmarkt in der Region.
       Das ist manchen Russen ein Dorn im Auge, die ihre Getreideausfuhren in den
       vergangenen Jahren deutlich gesteigert haben. Einmal, weil Russland damit
       gutes Geld verdienen kann. Zum anderen, weil es mit Lebensmittellieferungen
       Politik machen kann.
       
       Länder wie Ägypten sind in hohem Maße [3][von Weizenimporten abhängig]. Je
       weniger Auswahl auf dem Weltmarkt sie haben, desto weniger könnten sie
       denkbaren russischen Erpressungsversuchen widerstehen. Nach dem Motto: Wenn
       ihr nicht bei Fragen wie dem Ukrainekrieg für uns arbeitet, dann schicken
       wir euch kein Getreide mehr. Das ist ein großer Hebel in Ländern, in denen
       gestiegene Brotpreise schon zu Aufständen geführt haben.
       
       24 Jul 2023
       
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