# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Mitspracherecht bei Woelki gefordert
       
       > Die Auszeit von Erzbischof Woelki endet Anfang März. Gläubige fordern vor
       > seiner Rückkehr eine Befragung und dass die Reformbeschlüsse ernst
       > genommen werden.
       
 (IMG) Bild: Erzbischof Rainer Maria Woelki auf dem Weg zur Priesterweihe im Kölner Dom im Juni 2021
       
       KÖLN afp/dpa | Angesichts der bevorstehenden Rückkehr des [1][Erzbischofs
       Rainer Maria Woelki] haben Katholiken in Köln eine Befragung der Gläubigen
       gefordert. „Teilhabe der Gläubigen ist in Köln das Gebot der Stunde“, sagte
       der Vorsitzende des Diözesanrats, Tim Kurzbach, dem Kölner Stadt-Anzeiger
       vom Montag. Wenn die jetzigen Verantwortlichen und die deutschen Bischöfe
       es mit den [2][jüngsten Reformbeschlüssen des synodalen Wegs] ernst
       meinten, müssten sie „die Gemeinden zu der Frage hören, ob es eine Zukunft
       mit Kardinal Rainer Woelki geben kann“.
       
       Das Oberhaupt des Kölner Erzbistums ist noch bis Aschermittwoch, der in
       diesem Jahr auf den 2. März fällt, beurlaubt. Die Krise in der Diözese sei
       durch Woelkis Auszeit nicht beigelegt, mahnte Kurzbach. „Es sind derzeit
       nicht die geringsten Anzeichen erkennbar, dass nach dem 2. März etwas
       anders wird“, sagte er der Zeitung. Der Vatikan sei dafür verantwortlich,
       das Erzbistum „nicht sehenden Auges in die Kernschmelze laufen zu lassen“.
       
       Die Reformbewegung Maria 2.0 forderte Woelkis Vertreter Rolf Steinhäuser
       dazu auf, seinen Lagebericht für den Vatikan und das Ergebnis einer
       geheimen Abstimmung im Beratergremium des Erzbischofs zu dessen Rückkehr
       offenzulegen. Sollte Kardinal Woelki zurückkehren, drohe „Agonie“, hieß es
       in dem Bericht.
       
       Woelki werden schwere Kommunikationsfehler bei der Aufarbeitung [3][des
       Missbrauchsskandals] im größten deutschen Bistum vorgeworfen, auch wenn er
       persönlich juristisch entlastet wurde. Papst Franziskus beließ ihn im Amt,
       der Kardinal nahm sich jedoch für vier Monate eine sogenannte geistliche
       Auszeit.
       
       ## Erste Reformbeschlüsse bei der dritten Synodalversammlung
       
       Am Wochenende war mit ersten [4][konkreten Reformbeschlüssen die dritte
       Synodalversammlung] zur Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland
       zu Ende gegangen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg
       Bätzing, wertete das dreitägige Treffen in Frankfurt am Main als „großen
       Erfolg“. „Wir verändern das konkrete Handeln der Kirche, und ich habe die
       große Hoffnung, uns gelingt der Durchbruch in eine veränderte Kultur:
       deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller.“
       
       Konkret habe die Synodalversammlung beschlossen, dass die Gläubigen eines
       jeden Bistums künftig stärker an der Berufung eines neuen Bischofs
       beteiligt werden sollten. „Ein Kulturwandel ist auch in der Gestaltung des
       kirchlichen Arbeitsrechts notwendig“, sagte Bätzing. Weit über 90 Prozent
       der Delegierten hätten sich dafür ausgesprochen.
       
       Der Limburger Bischof verwies auf die aufsehenerregende Initiative
       #OutInChurch, in der sich kürzlich 125 kirchliche Mitarbeiterinnen und
       Mitarbeiter zu ihrem Queersein bekannt hatten. Derzeit müssen kirchliche
       Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa in homosexuellen Partnerschaften
       leben oder nach einer Scheidung wieder heiraten, mit Sanktionen rechnen, im
       schlimmsten Fall mit der Kündigung.
       
       Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK),
       Irme Stetter-Karp, sagte: „Die Dritte Synodalversammlung war erfolgreich.
       Die Versammlung hat geliefert.“ Erstmals seien drei Reformtexte in zweiter
       Lesung und damit bindend verabschiedet worden. Dabei habe es auch klare
       Mehrheiten der Bischöfe gegeben.
       
       Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sah nach der
       Synodalversammlung „deutliche Fortschritte“. Nun seien die Bischöfe mit
       rascher Umsetzung gefragt. „Das muss jetzt geschehen und es darf nicht erst
       auf eine Zustimmung oder Ablehnung aus Rom gewartet werden“, betonte der
       BDKJ-Vorsitzende Gregor Podschun, der selbst Delegierter der
       Synodalversammlung ist.
       
       Positiv fiel auch die Bilanz der Katholischen Frauengemeinschaft
       Deutschland (kfd) aus. „Unsere Beharrlichkeit und unser Ringen der
       vergangenen Jahre haben sich endlich ausgezahlt. Die Versammlung hat
       gezeigt: Die Kirche – und die Mehrheit der anwesenden Bischöfe – will die
       Veränderung und hat jetzt die [5][dringend nötigen Reformen] in Gang
       gebracht“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt.
       
       Zuspruch gab es ebenso von den Reformgruppen, die den Synodalen Weg von
       außen begleiten: „Diese Versammlung hat gezeigt: Die Zeit der Angst und der
       Ausgrenzungen wie auch der Fixierung auf eine übergriffige Sexualmoral ist
       endlich vorbei“, hieß es in einer Stellungnahme von „Wir sind Kirche“.
       Allerdings seien auch die immer noch bestehenden Widerstände in Teilen der
       Deutschen Bischofskonferenz deutlich geworden. Vor allem der Regensburger
       Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich in seinen Redebeiträgen immer wieder
       gegen Reformen gestellt.
       
       Missbrauchsbetroffene waren hingegen enttäuscht von der dritten
       Vollversammlung des Synodalen Wegs. Die [6][Betroffenenorganisation
       „Eckiger Tisch“] sagte, dass bei den Gesprächen die Anliegen der Opfer
       keine Rolle gespielt hätten.
       
       7 Feb 2022
       
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