# taz.de -- Sozialarbeit in Hamburg: Kämpfer für die Obdachlosen
       
       > 30 Jahre lang arbeitete der Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer beim
       > Straßenmagazin und Beschäftigungsprojekt Hinz&Kunzt. Nun hört er auf.
       
 (IMG) Bild: War beim Obdachlosenprojekt Hinz&Kunzt als Sozialarbeiter tätig: Stephan Karrenbauer
       
       HAMBURG taz | Zum Abschied am vergangenen Montag bekam Stephan Karrenbauer
       noch einen Umschlag von einem obdachlosen Angestellten überreicht: Darin
       lag ein 10 Euro-Schein. Für Menschen, die auf der Straße leben, ist das
       eine Menge Geld. Karrenbauer wollte es gar nicht annehmen, doch der
       Angestellte bestand darauf: „Kauf dir mal was Schönes“, habe er ihm lapidar
       gesagt.
       
       Der Sozialarbeiter Karrenbauer arbeitete 30 Jahre bei Hinz&Kunzt. Monatlich
       erscheint [1][das Hamburger Magazin und ist auch ein
       Beschäftigungsprojekt]: Obdachlose können die Zeitschrift auf der Straße
       verkaufen, um damit Geld zu verdienen. Brauchen die Verkäufer:innen
       Hilfe bei Suchtproblemen, Einsamkeit oder bei anderen Krisen, war
       Karrenbauer mit seinen Kolleg:innen zur Stelle. Mit 60 Jahren hört er
       nun auf. „Ich bin traurig, wegzugehen“, sagt der gebürtige Hamburger, „und
       erleichtert zugleich, weil damit die Verantwortung abfällt.“
       
       Direkt nach der Schule war Karrenbauer zunächst in einer anderen Richtung
       unterwegs und machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Dann studierte er
       Soziale Arbeit – „um die Welt zu verändern, natürlich.“ Nach einer längeren
       Zeit in der Drogen- und Suchtberatung kam er zu Hinz&Kunzt, da gab es das
       Magazin seit einem Jahr. Hier wurde alles auf den Kopf gestellt, was er im
       Studium gelernt hatte – und das gefiel ihm auf Anhieb: Zum Beispiel war
       Karrenbauer überrascht, weil in seinem Vorstellungsgespräch ein ehemaliger
       Suchttherapie-Patient von ihm neben der Geschäftsführerin saß und
       beurteilen sollte, ob er der richtige Kandidat sei.
       
       Die Idee, in Kooperation mit Menschen zu arbeiten, hat Karrenbauer bereits
       in seiner Kindheit vorgelebt bekommen. Sein Vater war Strafvollzugsbeamter
       und in der Familie war es normal, dass der Vater Gefängnisinsassen mit nach
       Hause brachte. „Die saßen dann bei uns beim Abendbrot oder machten
       Gartenarbeit, und abends brachte mein Vater sie zurück ins Gefängnis“,
       erzählt Karrenbauer. Bei Hinz&Kunzt setzte er diesen Ansatz fort.
       
       Heute freut ihn besonders, dass einige seiner Klienten inzwischen seit 20
       Jahren in Wohnprojekten zusammenleben und alles wunderbar funktioniere:
       „Ich glaube, dass jeder Mensch, der gestrandet ist, mindestens eine gute
       Geschichte hat. Und diese Geschichte muss zusammen herausgearbeitet
       werden.“
       
       3 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.hinzundkunzt.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nora Diekmann
       
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