# taz.de -- Stationen einer Krebserkrankung: Freundschaft, die alles trägt
       
       > Krankheit, Leid, Therapie, Genesung, Depression, Zusammenhalt: Sonja
       > Trabandt hat den Kampf ihrer Freundin A. gegen den Krebs begleitet.
       
 (IMG) Bild: Ein Foto aus der Serie „Übermorgen Schnee“
       
       „Übermorgen Schnee“, so schlicht heißt diese Fotoarbeit von Sonja Trabandt,
       und in diesen zwei Wörtern steckt alles, was die Bilder ausmacht: Leid,
       Hoffnung, Freundschaft. Das Leid, das eine schwere Krankheit verursacht.
       Die Hoffnung, dass es Genesung geben wird. Freundschaft, die über diese
       Zeit hilft.
       
       „Übermorgen Schnee“, das ist eine Zeile aus einem alten Trostreim, datiert
       auf das Jahr 1864: „Heile, heile, Segen / Morgen gibt es Regen/Übermorgen
       Schnee / Dann tut’s schon nicht mehr weh“. Sonja Trabandt hatte diesen Vers
       im Ohr, gesungen von ihrer Mutter, wenn sie als Kind krank war. Sie fand
       ihn passend für das, was sie über zwei Jahre an der Seite ihrer sehr guten,
       nahen Freundin A. erlebt hat.
       
       A. erkrankte an [1][Krebs], festgestellt wurde ein diffus großzelliges
       B-Zell-Lymphom, ein Tumor neben der Lunge, schnell wachsend, schon mit 9
       Zentimetern Durchmesser. Gut heilbar, aber der Weg dahin beschwerlich, ein
       Dreivierteljahr mit sechs Zyklen stationärer Chemotherapie.
       
       Sonja Trabandt, als Fotografin unter anderem ausgebildet an der University
       of the Arts in London und in der taz als Layouterin geschätzt, hat ihre
       Freundin A. durch die Krankheit begleitet. Erst mit dem, was eine Freundin
       tun kann. Ohne Kamera. Mut machen. Da sein. Helfen, die passende Perücke zu
       finden. Freunden die Berührungsängste nehmen.
       
       Als klar war, dass A. überleben würde, starteten die beiden das
       Fotoprojekt. Die Bilder erzählen von dem gemeinsamen Weg, zurückgenommen,
       fast archivalisch stellen sie zusammen, was die Krankheit ausmacht. Sonja
       Trabandt sagt, sie wollte sie „kommunizierbar machen“, „greifbar“ auch.
       
       Zeigen, wie die Freundin ihren Körper verliert. A. im Profil, Lichtpunkte
       brechen den Blick – oder ist es der Schnee, der fällt, wenn es nicht mehr
       wehtut? A.s Körper, zart wie eine Rodin’sche Skulptur, Schutz suchend; ihr
       Arm, der den abgeschnittenen Haarzopf hält, weil das Haar in der Chemo eh
       ausfällt; einem Stillleben gleich das Arsenal an Krebsmedikamenten,
       schwarzes Dornengestrüpp vor einem blauen Himmel, blühende Kirschbäume im
       Krankenhausgarten.
       
       Sonja Trabandt vertraut auf die stille Kraft der Bilder, die die ganze
       Geschichte erzählen. Das Leid, die Hoffnung, die Depression nach der
       Genesung. Die Freundschaft, die alles trägt.
       
       29 Sep 2020
       
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