# taz.de -- Stockende Verhandlungen im Gaza-Krieg: Erbittertes Ringen um Waffenruhe
       
       > Eine Bodenoffensive der israelischen Armee auf die Grenzstadt Rafah rückt
       > offenbar näher. Die Verhandlungen mit der Hamas stocken.
       
 (IMG) Bild: Eine Drohnenaufnahme zeigt aus Gaza geflüchtete Palästinenser in Rafah, 6. April
       
       BERLIN taz/ap | Die Signale, die in diesen Tagen aus Israel und von der
       radikalislamischen Hamas kommen, sind uneindeutig. Die Hamas ließ in einer
       Stellungnahme verlauten, dass der derzeitige Vorschlag über einen
       Waffenstillstand keiner ihrer Forderungen entspreche. Gleichzeitig erklärte
       die Organisation, dass sie den Vorschlag weiter prüfen und den Vermittlern
       ihre Antwort übermitteln werde.
       
       [1][Eine weitere indirekte Verhandlungsrunde] zu einem Waffenstillstand und
       zur Freilassung der Geiseln zwischen der Hamas und Israel hatte am Montag
       in Kairo geendet. Knackpunkt der Verhandlungen scheint nach die Dauer der
       Waffenruhe zu sein. Während die Hamas einen vollständigen Waffenstillstand
       fordert, war Israel bislang nur zu einer vorläufigen Feuerpause bereit.
       Auch in der Frage, ob die palästinensischen Binnenflüchtlinge, die in den
       Süden geflohen sind, die Möglichkeit erhalten sollen, in ihre Häuser im
       Norden zurückzukehren, gibt es bislang keine Einigkeit unter den
       verfeindeten Parteien.
       
       [2][Das israelische Militär hatte am Sonntag einen großen Teil seiner
       Bodentruppen aus dem Gazastreifen abgezogen]. Nur eine Brigade verbleibt
       noch in dem Küstenstreifen und teilt in einem Korridor weiterhin den
       Gazastreifen in ein südliches und ein nördliches Gebiet. Unklar bleibt, ob
       der Rückzug als Vorbereitung auf einen möglichen Waffenstillstand zu
       verstehen ist oder im Gegenteil als Vorbereitung auf eine Offensive auf die
       am südlichen Rand Gazas gelegene Stadt Rafah.
       
       Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verkündete am
       Montagabend in einer Videobotschaft, der Termin für eine Offensive in Rafah
       stehe fest. Außerdem gab das israelische Militär an, 40.000 Zelte zu
       erwerben, um die Evakuierung von Hunderttausenden von
       Palästinenser*innen aus der Grenzstadt nach Ägypten vorzubereiten.
       Das israelische Militär vermutet, dass vier Hamas-Bataillone in Rafah
       stationiert sind und sich Hamas-Anführer ebenfalls dort versteckt halten.
       Möglicherweise werden einige der israelischen Geiseln auch dort
       festgehalten.
       
       ## Heftiger internationaler Widerstand gegen Israel
       
       Bezüglich der Rafah-Offensive steht Netanjahu von zwei Seiten unter Druck.
       Sein rechtsextremer Minister für innere Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, drohte
       kurz nach dem Abzug der israelischen Truppen, dass Netanjahu keine
       Regierungskoalition mehr haben werde, sollte es keine Offensive in Rafah
       geben. Einen Angriff auf Rafah hat Israel allerdings in den vergangenen
       Wochen oft angekündigt, bislang jedoch nicht durchgeführt.
       
       Das liegt wohl auch [3][an dem heftigen internationalen Widerstand,] der
       den Plänen entgegenbläst, auch aus den USA. In Washington herrschen große
       Zweifel daran, dass der israelische Evakuierungsplan durchführbar ist. Rund
       eineinhalb Millionen Gazaner sind in die kleine südliche Stadt geflohen und
       leben dort unter katastrophalen Zuständen seit Monaten auf engsten Raum
       gedrängt.
       
       Der französische Präsident Emmanuel Macron, der ägyptische Präsident Abdel
       Fattah al-Sisi sowie der jordanische König Abdullah II. riefen in einem
       gemeinsamen Beitrag in der Washington Post am Dienstag zu einem sofortigen
       Waffenstillstand auf und warnten vor den „gefährlichen Konsequenzen einer
       israelischen Offensive in Rafah“.
       
       Die Türkei schränkt derweil wegen des israelischen Militäreinsatzes im
       Gazastreifen die Ausfuhr von Dutzenden Produkten nach Israel ein, darunter
       Baumaterialien und chemische Düngemittel. Auch Israel bereite als Reaktion
       derweil ein Einfuhrverbot für die Türkei vor, so der israelische
       Außenminister Israel Katz.
       
       9 Apr 2024
       
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