# taz.de -- US-Basketballstar Stephen Curry: Treffsicher gegen Trump
       
       > Der NBA-Spieler distanziert sich von Sportartikelhersteller Under Armour.
       > Der Chef des Unternehmens bezeichnete den US-Präsidenten als
       > „Bereicherung“.
       
 (IMG) Bild: Mit Worten so treffsicher wie mit dem Ball: Ausnahmebasketballer Stephen Curry
       
       Da ist sie endlich, die rhetorische Messerschärfe von Stephen Curry. Und
       das auch noch in der aktuell hitzigsten Debatte im Grenzbereich von Sport
       und Politik. Der bisher kaum durch deutliche politische Statements
       aufgefallene NBA-Star verleiht seinem Unmut ungewohnt klare Worte. „Es gibt
       kein Geld der Welt, das ich nehmen würde, keine Plattform, von der ich
       springen würde, wenn meine Werte nicht geteilt werden“, sagt der Star der
       Golden State Warriors – und hat damit seinen Ausrüster Under Armour bis ins
       Mark getroffen.
       
       Der Sportartikelhersteller ist Mittelpunkt eines PR-Desasters – dank
       Firmenchef und Gründer Kevin Plank. Der 44-Jährige lobpreiste den
       US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump als „asset“ – und rief damit
       einen Shitstorm epischen Ausmaßes hervor. Ein „asset“, also eine
       Bereicherung, ein Gewinn, sei der Populist. Curry reagierte in einem
       Interview prompt: „Ich stimme zu, wenn man das ‚et‘ am Ende entfernt.“
       Curry bezeichnete so Trump indirekt als „Arsch“.
       
       Seitdem ist die Erregung groß. Via Twitter verkündeten einzelne Sportläden,
       sie würden die Produkte des Herstellers aus dem Sortiment nehmen. Unzählige
       andere Empörte riefen über die sozialen Netzwerke zum Boykott auf. „Wir
       haben Mitarbeiter unterschiedlicher Religionen, Nationalitäten und
       sexueller Orientierungen, unterschiedlicher Altersklassen,
       Lebenserfahrungen und Meinungen“, versuchte die Firma bereits die Wogen zu
       glätten. „Unsere Vielfalt ist unsere Stärke.“
       
       Es ist bereits der zweite Schlag in kurzer Zeit für den mit 3,9 Milliarden
       US-Dollar Jahresumsatz drittgrößten Sportartikelhersteller der Welt. Erst
       Ende Januar enttäuschte das börsennotierte Unternehmen mit Zwischenbilanz
       und Jahresprognose 2017. Statt einer – seit Jahren gewohnten –
       Wachstumsrate von bis zu 25 Prozent stieg der Umsatz nur um deren 6. Für
       das laufende Jahr wird mit 12 Prozent gerechnet.
       
       ## Gewaltiger Imageschaden
       
       Im Kampf auf dem US-Markt mit Marktführer Nike kann das Unternehmen kaum
       mithalten. 2014 noch wurde in den USA Platz zwei der verkaufsstärksten
       Sportartikelhersteller von Adidas erobert, Ende 2016 jedoch wieder an das
       deutsche Unternehmen verloren. Die Verkäufe waren um 13 Prozent
       eingebrochen.
       
       Plank baute den Betrieb 1996 im Keller seiner Großmutter im US-Bundesstaat
       Maryland auf. Besonders Thermo-Sportunterwäsche half bei der Etablierung
       der Marke. Kontroversen sind nichts Neues: Teile des US-Militärs werden mit
       der Funktionskleidung beliefert, die Artikel sind ebenso populär bei
       Jägern. Auch sollen Verbindungen zur US-Waffenlobby NRA bestehen.
       
       Als der deutsche Fußball-Zweitligist FC St. Pauli im Herbst 2015
       bekanntgab, künftig in Under-Armour-Spielkleidung aufzulaufen,
       protestierten folgerichtig die eher dem linken Spektrum zuneigenden Fans
       des Zweitligisten.
       
       Unvereinbar mit den Grundsätzen des Klubs sei die Firma. „Der FC St. Pauli
       kann Stephen Curry in seiner Beurteilung des neuen US-Präsidenten nur
       zustimmen“, bezogen die Hamburger auch nun Stellung. „Wir wünschen uns,
       dass Under-Armour-Gründer Kevin Plank sein Statement überdenkt, gerade im
       Hinblick auf seine zahlreichen Angestellten mit Migrationshintergrund.“
       
       ## Nike und Adidas würden Curry mit Kusshand nehmen
       
       11.000 Mitarbeiter beschäftigt Under Armour heute. Große Namen tragen das
       Firmenlogo, von NFL-Star-Quarterback – und Trump-Freund – Tom Brady bis hin
       zu Hollywoodstar Dwayne Johnson. Curry ist das Basketball-Aushängeschild
       der Firma.
       
       Bis 2013 war Curry Werbeträger für Nike, ehe bei Verhandlungen über eine
       Kontraktverlängerung sein Vorname auf einer Grafik falsch geschrieben
       wurde. Vater und Berater Dell – früher ebenfalls NBA-Spieler – sah das als
       Zeichen mangelnder Wertschätzung. „In diesem Moment hörte ich auf,
       zuzuhören“, erinnert er sich heute gern. In der Saison 2013/14 gelang dem
       Sohn der Durchbruch zu einem der weltbesten Basketballspieler, zum
       gefragten Werbeträger. Die Basketballschuhreihe Currys war maßgeblicher
       Faktor des Umsatzanstiegs um 57 Prozent bei den Schuhverkäufen im
       darauffolgenden Jahr.
       
       Der aktuelle Vertrag läuft bis 2024. Experten errechneten bereits, dass
       sich die Marktkapitalisierung des Konzerns allein durch Curry auf bis zu 28
       Milliarden US-Dollar verdoppeln könnte. Aus Insiderkreisen heißt es, Curry
       sei besorgt, die Firma könnte sich dem mächtigsten Wutbürger der Welt auch
       in anderen Grundsätzen annähern. Nike oder Adidas würden den populären
       Curry wohl mit Kusshand unter Vertrag nehmen.
       
       14 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Digili
       
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